Bevor uns die frische Luft um die Ohren pfeift, noch zwei Konzerte garantiert ohne Insekten. Die Residents zelebrieren ihr 40-jähriges Bestehen am 14. Mai im Burgtheater. Die anonymen Multimediadenker und Performer aus San Francisco waren einst die Speerspitze der Avantgarde und zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie sich neuen Medien und Techniken immer gestellt haben. Dass sie sich im Alter ausgerechnet in der Burg wiederfinden, ist entweder eine Ironie der Geschichte oder ein Goldgriff der Direktion. Die Melvins beehren die Arena gar am 13. und 14. Mai und werden am ersten Tag die Alben „Lysol“, „Eggnog“ und „Houdini“ in ihrer Gesamtheit präsentieren, am zweiten Tag folgen dann „Bullhead“ und „Stonerwitch“. Das brave museale Nachspielen früherer kreativer Höhepunkte kann hier wohl ausgeschlossen werden, dazu sind Buzz Osborne und Kollegen einfach zu sehr in das Jetzt und ihre Musik verliebt, wer Geschichtsunterreicht erwartet, wird wohl enttäuscht, wer sich nach Kraft und Wahnsinn sehnt, wird belohnt.
Wenn die VJs die Mauern des sichersten Atomkraftwerks der Welt in Beschlag nehmen, dann ist das Tomorrow Festival von 30.5 bis 2.6. wieder in Zwentendorf gelandet. Der Schirmherr Global 2000 will Maßstäbe in Richtung Umweltschutz setzen und das Motto „Leave Footprints – Take Pictures“ ist so spannend wie die Programmierung. Als Verneigung vor dem Ort spielt bereits am Freitag Sigi Maron, eine der treibenden Kräfte der damaligen Anti-AKW Bewegung. Er hat nicht nur neue Songs im Gepäck, man darf auch gespannt sein, wie eine junge Festivalgemeinde auf die „Ballade von ana hoatn Wochn“ reagiert. Garantierte Abräumer sind Die Fantastischen Vier, die den deutschen Hip-Hop ins mittlere Erwachsenenalter getragen haben. Eine Show für die breite Crowd mit Feuerzeugen, Hits, aber auch Untertönen ist angesagt. Neben sicheren Acts wie den Kaiser Chiefs, Naked Lunch, Frittenbude oder Attwenger wurden für neugierige Ohren auch vielversprechende Bands wie die großartigen Fiva und das Phantom Orchester verpflichtet und wer sich mit Techno die Nacht vertreiben will, der darf sich u.a von Dj Hell begleiten lassen.
Er ist seit Jahrzehnten nicht mehr cool und viele seiner letzten Platten verzeihen wir ihm, aber er ist ein Songwriter, dessen Songs mittlerweile drei Generationen singen und ein Ende ist nicht abzusehen. Coolheit ist für ihn ohnehin keine Kategorie mehr: Wenn Sir Paul McCartney am 27.6 die Bühne des Happelstadions in Wien besteigt, dann zählen nur die Songs – und er ist so schlau sich reichlich aus dem Lennon/McCartney Songbook zu bedienen, um die Generationenparty so richtig in Schwung zu bringen. Überraschungen werden ausblieben, bei „Live And Let Die“ wird es krachen, „Let It Be“ und „Hey Jude“ werden am Ende sicher nicht ausgelassen werden. Aber unter dem Strich zählen nur die Songs, und hier werden 30 oder mehr großartige Klassiker vom (Co-)Urheber gespielt. Der Kraft dieser Songs kann sogar das Happelstadion nichts anhaben.
Wenn in der Wiener Staats-oper Soul kredenzt wird, dann hat das Jazzfest Wien dort seine Pforten aufgeschlagen. Am 2.7. teilen sich dort Soulheld Charles Bradley und die ewig unterschätzte Grand Dame der Bluesgitarre Bonnie Raitt die Bühne und man darf gespannt sein, ob der hintergründige Charme Raitts oder die Lehrstunde in Sachen Soul das Publikum mehr verzücken wird. Ein großer, variantenreicher Abend kündigt sich hier an.