Konzerte unterm Himmelszelt bedeuten einen Hauch von Freiheit. Die Abenteuerlust schwingt nach einem Winter in der warmen Stube natürlich auch mit, denn der Himmel könnte ja beispielsweise seine Schleusen öffnen oder einen Sturm vorbeiziehen lassen. Wer weiß, vielleicht trocknet aber auch die Sonne den Untergrund derart aus, dass der Begriff Staubwüste angebracht erscheint. Selbst wenn das legendäre Seewiesenfest heuer Pause macht, lohnt es sich, einen Blick auf die vor uns liegende Festivalsaison zu werfen.
Den Startschuss gibt heuer Rock in Vienna ab: Die Wiener Donauinsel wird von 2. bis 5. Juni bespielt. Bei der Programmierung geht man diesmal neue Wege. Setzte man in den letzten beiden Jahren mit Headlinern wie Rammstein oder Metallica auf härtere Kost, so ist 2017 Vielfalt angesagt. Die weißen Hip-Hopper mit der guten Seele, Macklemore und Ryan Lewis, die den Eröffnungstag abschließen werden, haben schon oft bewiesen, dass sie auf Festivals zuhause sind und ihr junges Publikum mehr als im Griff haben. Das gilt natürlich auch für die Toten Hosen, die am Abschlussmontag wohl die größte Menschenmenge des Festivals vor sich haben werden. Mit der neuen Platte „Laune der Natur“ im Gepäck, werden die Mannen rund um Campino nicht nur den Abschluss der ersten kurzen Tour des Jahres feiern, sondern auch ihr treues Publikum mit dem verwöhnen, weswegen es gekommen ist: mit einer berauschenden Show und vielen Hits. Dem Namen des Festivals alle Ehre machen am Samstagabend die hier selten tourenden Kings Of Leon, wenn sie ihre Version des Southern Rock in den Nachthimmel böllern. Das Geheimnis der Drei-Brüder-Band ist nicht nur die gute Chemie, sondern auch die Sturheit der Provinzler, die ohne große Einflüsse an ihren Sound arbeiten konnten und so unverwechselbar wurden.
Am 8. Juni werden amerikanische Punk-Helden der Achtziger das Gelände der Wiener Arena erobern. Es entbehrt zwar nicht einer gewissen Ironie, dass Männer in den besten Jahren noch „I Don’t Want to Grow Up“ singen, aber wenn man die Altersfrage ernst nimmt, dürften auch The Who schon lange nicht mehr „My Generation“ anstimmen. Die Descendents waren vor gut 20 Jahren das letzte Mal in Wien und garantieren für eine Wagenladung voller Punk-Kracher, die die Hüpfmuskeln des Publikums fordern werden. Außerdem muss man die Band alleine schon für ihren grafischen Auftritt rund um Maskottchen Milo lieben. Der Weg zum Merchstand wird da wohl zum kleinen Pilgerweg …
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