Was machen Bilderbuch eigentlich falsch? Auch wenn man lang über diese Frage nachdenkt, wird die Antwort wohl „nichts“ lauten. Gut, über das eine oder andere Netzleiberl könnte man vielleicht reden, aber mehr als solche Kleinigkeiten und fast schon liebevolle Fehltritte kommen wirklich nicht auf diese Liste. Es wäre wirklich interessant, als Lauscher an der einen oder anderen Bandsitzung teilzunehmen, denn die Sorgfalt, mit der jeder Schritt in der Öffentlichkeit und jede Veröffentlichung vorbereitet und dann vollzogen wird, ist wirklich bemerkenswert. An Zufälle, den Flow oder das gute alte „das machen wir schon“ glaubt das Camp Bilderbuch nicht. Es wird gedacht, abgewogen und die Strategie ausgefeilt. Über allem steht das Vorhaben, als Band niemals langweilig oder vorhersehbar zu werden. Das ist für eine Gruppe, die gerade das siebente Album „Gelb ist das Feld“ vorlegt, eine Mammutaufgabe, aber erstens kann man ja von David Bowie lernen und zweitens sind große Aufgaben dazu da, um den Willen zu schärfen und den Fokus nicht zu verlieren.
„Gelb ist das Feld“ ist ein Beweis, dass sich der Aufwand lohnt. Wo sich andere langgediente Bands in Wiederholungen der einst blendenden Ideen erschöpfen, geht es bei Bilderbuch immer weiter. Diesmal wurde im Entstehungsprozess die akustische Gitarre als Teil des Sounds wiederentdeckt und vor allen bei den markanten Intros als Erkennungsmerkmal eingesetzt, denn einem Popsong steht es gut zu Gesicht schnell erkannt zu werden. Das ist spätestens seit der Erfindung der Charts der Fall, dürfte aber wohl schon am Lagerfeuer ein wesentlicher Vorteil gewesen sein. Die bereits vor längerer Zeit veröffentlichen Songs „Nahuel Hapi“ und „Daydrinking“ sind gekommen, um zu bleiben und werden wohl knapp nach „Maschin“ einst zum Vermächtnis dieser Band gehören. So lässig, locker und doch voller Selbstbewusstsein sind Popsongs selten.
Selbst diese beiden Nummern verrieten damals nicht, wohin Bilderbuch wirklich steuern, aber der Weg, das Publikum immer ernst zu nehmen und immer das bestmögliche Angebot zu machen, ist der Weg dieser Band. Das bewiesen die Konzerte vor dem Schloss Schönbrunn, der aktuellen Auftritt in der Elbphilharmonie und der Ausflug nach Amerika. Bilderbuch sind da, um aus eigener Kraft das weite Feld des Indiepop lässig, drängend und immer glaubwürdig neu zu bestellen. Dass sie dabei nicht nur in der Heimat bald die wirklich großen Bühnen bespielen werden, ist hier nur der Lohn der Arbeit und die Ernte von neuen Songs wie „Ab und Auf“. Für diese Band ist wirklich der Himmel die Grenze.
Bilderbuch
„Gelb ist das Feld“
(Maschin Records / Universal)