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Glanz und Glamour

Eine zweibändige Publikation versammelt rund 600 Fotografien, mit denen das legendäre LIFE-Magazin den Wandel Hollywoods durch die Jahrzehnte begleitete.

Paul Newman. Foto: Mark Kauffman, Florida Keys, 1967. TI Gotham, Inc. © Life Picture Collection, Meredith Operations Corporation

In jener fernen Zeit vor der Erfindung des Internets, damals, als sich Print und Rundfunk noch das Monopol auf Nachrichtenübermittlung teilten, gehörte LIFE zu den Superstars unter den Magazinen: Das rote, rechteckige Logo mit den vier Großbuchstaben, die sich zu einem ebenso simplen wie effektiven Namen zusammensetzten, war auf der ganzen Welt bekannt. Im November 1936 brachte Verleger Henry R. Luce LIFE als wöchentliches Nachrichtenmagazin mit Fotos auf den Markt; die Namensrechte hatte er dabei von einem 1883 gegründeten Vorgängermagazin übernommen, das wegen finanziellen Misserfolgs eingestellt worden war. Luce (1898–1967), Sohn eines presbyterianischen Missionars, der in Yale studiert und dort bereits die Chefredaktion der Studentenzeitung inne gehabt hatte, gab bei der LIFE-Gründung folgende Devise aus: „Das Leben sehen; die Welt sehen; Augenzeuge großer Ereignisse werden.“

Bevor Reisen zum Massenphänomen wurde, war LIFE so etwas wie ein Fenster zur Welt, das mit großformatigem Fotojournalismus und mehrseitigen Berichten aus aller Herren Länder beeindruckte. „Dinge wahrnehmen, die Tausende von Kilometern entfernt sind, hinter Mauern, in Innenräumen, an die heranzukommen gefährlich ist; Frauen, die Männer lieben, und Scharen von Kindern; sehen und am Sehen Freude haben; sehen und staunen; sehen und belehrt werden“, so die Fortsetzung des Luce’schen Mottos.
Doch gab es bald noch einen anderen Schwerpunkt, mit dem LIFE die Leserschaft anlockte – und der schließlich immer mehr Seiten okkupieren sollte: Hollywood und seine weltweit bekannten Superstars wurden schnell zur Haupt-attraktion des Heftes.

Ingrid Bergman am Set von Stromboli. Foto: Gordon Parks, Stromboli, Italy, 1949. TI Gotham, Inc. © Life Picture Collection, Meredith Operations Corporation

Hedy Lamarr. Foto: Eliot Elisofon, Hollywood, 1942 © Harry Ransom Center, The University of Texas at Austin

Die Macht der Bilder

Der renommierte Taschen Verlag erzählt nun mit „LIFE Hollywood“ – die zweibändige Ausgabe im Schuber ist 708 Seiten stark und wiegt stolze 7,5 Kilo – von der engen Verbundenheit des Magazins mit Hollywood. Der Schwerpunkt, den LIFE auf Glanz und Glamour legte, erwies sich als derart magnetisch, das in den 1940er-Jahren jeder dritte Amerikaner LIFE-Leser war. Der erste Filmstar, der 1937 auf einem LIFE-Titelbild erschien, war Jean Harlow; bis 1972, als das in die Krise geratene Magazin aufgrund der Konkurrenz durch das Fernsehen immer unregelmäßiger erschien, waren über 200 Titelbilder Hollywood-Themen gewidmet. Zu den prominenten Namen hinter den Fotoapparaten gehören etwa Alfred Eisenstaedt, Peter Stackpole, Gordon Parks, Lisa Larsen, Margaret Bourke-White oder Gjon Mili – um nur einige wenige zu nennen. Noch prominenter naturgemäß die Namen der Abgelichteten, zu denen Bette Davis, Elizabeth Taylor, Clark Gable, Steve McQueen, Sophia Loren, Burt Lancaster, Alfred Hitchcock, Sidney Poitier, Jane Fonda oder Brigitte Bardot zählten.

Gregory Peck am Set von To Kill a Mockingbird. Foto: Allan Grant, Hollywood, 1956. TI Gotham, Inc. © Life Picture Collection, Meredith Operations Corporation

Die Aufteilung in zwei Bände ist dabei ein gelungener dramaturgischer Kniff, der den Wandel Hollywoods miterzählt: Band 1 (von 1936 bis in die 1950er) behandelt das Goldene Zeitalter der Traumfabrik und rückt glamouröse Stars, große Studiomogule und Opulenz an allen Ecken ins Bild. Dabei zeugen die Fotos aber auch immer wieder von der Arbeit im Hintergrund und von jenen Anstrengungen, die die Illusionen auf der Leinwand erst kreierten. In Band 2 (1950er Jahre bis 1972) ist dann immer mehr von jenem „New Hollywood“ zu sehen, in dem die großen Studios stetig an Macht verloren und in dem unabhängig produzierte Filme aufkamen. Und so wandelten sich auch die fotografischen Inszenierungen der Stars: Diese wirkten nicht unbedingt weniger glamourös, aber in vielen Fällen ein wenig natürlicher.

Lesen Sie den vollständigen Artikel in der Printausgabe des FAQ 77

 

TASCHEN
LIFE. HOLLYWOOD
Hardcover, 2 Bände im Schuber
26.5 x 36 cm, 7.50 kg, 708 Seiten, Euro 200
taschen.com

 

| FAQ 77 | | Text: Oliver Stangl
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