Eine der wunderbarsten Konzertreihen in der Vorweihnachtszeit ist Jahr für Jahr der musikalische Adventkalender, dessen Konzept so einfach wie gelungen ist. Am 1. Dezember beginnt der tägliche Konzertreigen im 1. Bezirk und endet am 23. Dezember, leicht vorhersehbar, im 23. Bezirk. Ein paar Höhepunkte sind sicher der Auftritt des genialen Dichters Peter Ahorner mit Stefan Sterzinger in den altehrwürdigen Breitenseer Lichtspielen am 14. Dezember, das Konzert der Reimkünstler vom Trio Lepschi im Schutzhaus am Heuberg am 16. Dezember und natürlich am 21. Dezember der Besuch von Attwenger in ihrer akustischen Verkleidung als Die Goas im Gasthaus Birner. Das gesamte Programm kann auf wienerlied-und.at nachgelesen werden.
Einer der ganz großen Geheimtipps beehrt mit seiner famosen Band am 14. Dezember das Chelsea: Bernhard Schnur versammelt endlich wieder seine Musiker rund um Oliver Stotz und Elise Mory. Er wird mit seiner Bühnenpräsenz, seinen gewaltigen Songs, deren Sprache variiert, aber deren Melodien allesamt so einmalig wie eingängig sind, die Gürtelbögen verzaubern. Freuen wir uns große Songs wie „Birds“, „Whole Lotta Shakin’“ oder „Steam Engine One“. Leider hört man solche Lieder nicht jeden Tag, aber jeder, der Schnur noch nicht erlebt hat, wird erkennen was für ein musikalischer Schatz hier am Werk ist.
Wer am letzten Tag des Jahres noch überlegt, wohin es gehen soll, dem sei das Brut am Wiener Karlsplatz ans Herz gelegt. Unter dem durchaus treffenden Titel „Schleich Di, Oaschlochjahr“ wird eine Revue der besten queeren Partyreihen mit unter anderen dem Studio Kotelett oder GenderCrash inszeniert. Versprochen wird auch, dass dem Motto entsprechend auf Songs von David Bowie und Prince verzichtet wird.
Im traditionell eher ruhigen Jänner darf sich Wien am 17. Jänner auf den Besuch von Lee Fields im Chaya Fuera freuen. Auch wenn Fields 1969 seine erste Single aufgenommen hat, so ist er erst nach mehreren Wendungen zu dem geworden, was er heute ist: Der klassische Soulsänger, der jeden Saal mit Hoffnung und Schweiß versorgt und einer, der mit seiner Stimme immer am offenen Herzen operiert. Begleitet von den ebenso imponierenden Expressions ist es vielleicht eine der letzten Gelegenheiten, dieses Naturereignis in einem kleinen Rahmen zu erleben, denn die großen Konzertsäle werden nicht mehr lange auf ihn warten müssen.
Einen Tag nach Lee Fields, am 18. Jänner, baut die Berliner All-Star Frauenband Half Girl ihre Verstärker im rhiz auf. Es ist das Wiendebüt der Szenegrößen rund um Julie Miess (Britta) und Vera Kropf (Luisa Pop). Bei Hits wie „ Lemmy, I’m a Feminist, but I love you anyway“ kann eigentlich nichts schiefgehen, denn in der Welt zwischen himmlischen Schrammelpop und dem Tempo der Ramones sind diese Frauen seit Jahren zuhause und als Berliner wird das Konzert am Wiener Gürtel fast ein Heimspiel.