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Haltung und Pose

Text: Oliver Stangl | Fotos: Elfie Semotan

Das Kunsthaus Wien widmet der Fotografin Elfie Semotan eine große Retrospektive.

Elfie Semotan "Ohne Titel", BGLD, 2015/2021 © Elfie Semotan, Courtesy: Studio Semotan

Ich mag Dinge, die einerseits gewöhnlich wirken und dennoch von besonderer Schönheit sind. Sie werden für mich interessanter, wenn man sie durch die Fotografie aus ihrer Umgebung heraushebt.“ So definierte Elfie Semotan im Interview mit FAQ vor einigen Jahren ihren Zugang zum Medium Fotografie. Das Interesse am Visuellen begleitete die gebürtige Welserin dabei schon seit Jugendtagen, wenngleich zunächst die Beschäftigung mit Design im Mittelpunkt stand: 1960 machte Semotan ihren Abschluss an der Wiener Modeschule Hetzendorf. Da Österreich in Sachen Mode damals aber eher ein Entwicklungsland war, ging sie nach Paris, wo sie modelte – und den Fotografen und Filmemacher John Cook kennenlernte. Von ihm, mit dem sie eine Weile zusammenlebte, lernte sie die Technik des Fotografierens.

In der zweiten Hälfte der siebziger Jahre, besonders aber ab den Achtzigern nahm Semotans Karriere so richtig Fahrt auf: Sie filmte und fotografierte Werbekampagnen für Römerquelle oder Palmers und fertigte Porträts für Modebibeln wie „Vogue“, „Elle“, „Esquire“ oder „Harper’s Bazaar“ an. Der Wechsel der modischen Vorlieben konnte ihr dabei nichts anhaben; in den Neunzigern arbeitete sie mit dem Designer Helmut Lang zusammen. Ihre Leidenschaft für die Kunst spiegelt sich in zahlreiche Porträts von Kunstschaffenden wie Marina Abramovic, Louise Bourgeois, Raymond Pettibon, Franz West oder Martin Kippenberger – mit dem Semotan seit 1996 bis zu seinem frühen Tod 1997 verheiratet war – wider.

Elfie Semotan, Martin Kippenberger in Issey Miyake, Wien, 1996 © Elfie Semotan, Courtesy: Studio Semotan

Schließlich machte Semotan auch den Wandel von analoger zu digitaler Fotografie mit, über den sie ebenfalls im Gespräch mit FAQ reflektierte: „Meine Arbeit veränderte sich natürlich, weil die digitale Fotografie viel vereinfacht hat, aber sie hat die Herstellung des Bildes nicht wirklich verkürzt. Die digitale Bildbearbeitung steht ja bloß an Stelle der Dunkelkammer. (…) Zu Schwerpunktverlagerungen kam es auf technischer Ebene: Bei der analogen Fotografie etwa konnte man die Lichtqualität und somit die Bildqualität kaum verbessern, außer durch aufwändige und kostspielige Methoden. Im Gegensatz dazu ist es heute einfacher, ein digitales Produkt zu verändern. So ging allerdings eine Sache verloren – die Aufmerksamkeit, die man dem Licht entgegen bringt.“

Eine spannende Vita also zwischen Bilderkunst und Lifestyle, die das Kunst Haus Wien – Anlass ist Semotans 80. Geburtstag – mit der umfangreichen Retrospektive „Elfie Semotan – Haltung und Pose“ würdigt. Semotans Arbeiten im Werbe- und Modebereich sind hier von 5. Mai bis 29. August 2021 ebenso vertreten wie Landschaftsaufnahmen und (Künstler-)Porträts. Der Anspruch der Schau sei es dabei, den „fotografische(n) Kosmos Semotans als großes, inein-andergreifendes Geflecht von spezifischen Fragestellungen und Herangehensweisen an das Medium Fotografie“ erfahrbar zu machen. Mit Semotan-Fotos aus sechs Jahrzehnten hat man dafür auch jede Menge an spannendem Stoff zur Verfügung.

www.kunsthauswien.com

| | Text: Oliver Stangl | Fotos: Elfie Semotan
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