„The greatest Dutchman with light since Vermeer“ – Robby Müller – der 1940 auf Curaçao, einer Insel der niederländischen Antillen, geboren wurde, kam erst im Alter von 13 in die Niederlande. Seine internationale Karriere begann nach seinem Abschluss an der Nederlandse Filmacademie in Amsterdam 1964 und der anschließenden Kameraassistenz bei Gerard Vandenberg. In Deutschland fotografierte er nicht nur zahlreiche Filme aus dem Frühwerk von Wim Wenders – das Image eines „Magiers der dunkelsten Bilder“ mit der Fähigkeit, eine Reise, Geschichte in der Bewegung aufzunehmen, eignet ihm seither –, sondern arbeitete auch mit Regisseuren und Autoren wie Edgar Reitz, Hans W. Geißendörfer oder Peter Handke zusammen. Sein intuitives Gespür für Bildrhythmus und Kadrage, der Lyrismus seiner Kamerabewegungen und sein Sinn für das „available light“, die Unterstützung des verfügbaren Lichts on location, zu denken an die Nutzung einer vorhandenen Kraft, wie beim Judo, gehören zu den meistgepriesenen Qualitäten dieses Ausnahmekameramanns, der asketisch und unaufgeregt, leise und unkapriziös auf die jeweilige Drehsituation reagierte, als Adaptionskünstler, der oft froh darüber war, improvisieren zu müssen, sich in „denkender Einfühlung“ übte und Filmprojekte als gemeinsame Lebenserfahrung sah, am besten auf der Basis zwischenmenschlichen Interesses.
„I have no system, no idea, how it should be done“, erklärte er einmal im Zusammenhang seiner Arbeit für Jim Jarmuschs Down by Law (1986). „I find it on the set.“ Stets hat er sich dazu bekannt, dem Zuschauer in seinen Einstellungen Entdeckungen zu überlassen, ohne kinematografischen Fingerzeig, und so waren ihm häufige Close-up-Unterbrechungen und der Einsatz von Zoom-Linsen (den er als „lazy filmmaking“ bezeichnet) ein Gräuel. Vielleicht ist er immer einem Hang gefolgt, die Fremdheit des Kamerablicks zu bewahren und dabei die Gestaltung der Bilder unsichtbar werden zu lassen, sich im Objekt der Erzählung vor Augen aufzulösen. Seit den 1970er-Jahren hat er in großem Maße zum Erfolg einer ganzen Generation unabhängiger Filmautoren beigetragen. Einen besseren Bildgestalter konnte sich das Autorenkino nicht vorstellen …
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Das Museum für Film und Fernsehen, Berlin, präsentiert vom 6. Juli bis 5. November 2017 die Ausstellung „Robby Müller – Master of Light“, Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen, Potsdamer Straße 2, Berlin