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Im Auftrag ihrer Majestät

Text: Jörg Schiffauer | Fotos: Sony Pictures

Zu Beginn des neuen Jahrtausends schien eine der erfolgreichsten Figuren im populärkulturellen Universum endgültig reif für die Pension zu sein. James Bond, als Protagonist von Ian Flemings Romanserie und vor allem durch die von Eon Productions gefertigten Verfilmungen zum berühmtesten Geheimagenten des britischen MI6 emporgestiegen, war 2002 mit Die Another Day, dem bereits zwanzigsten Film der Reihe, im kreativen Abseits gelandet. Außer aufwendigen Materialschlachten, dekorativen Schauplätzen rund um den Globus und selbstreflexiver Ironie, die zusehends redundant erschien, hatte die Reihe um den Superagenten nichts mehr zu bieten. Die immer noch guten Einspielergebnisse waren mehr dem ikonografischen Status der Titelfigur geschuldet, die Sean Connery 1962 mit Dr. No begründet hatte. Doch dann trat mit Daniel Craig ein neuer Darsteller – nach Connery, George Lazenby, Roger Moore, Timothy Dalton und Pierce Brosnan bereits Bond Nummer sechs – auf den Plan und verhalf ihm zu einem glanzvollem Comeback. Craig kehrte mit seiner Darstellung der eleganten Ironie, die mit Roger Moore Einzug gehalten hatte, den Rücken und verlieh dem Charakter wieder jene Härte und Unerbittlichkeit, die – neben dem typisch britisch-unterkühlten Auftreten Bonds – ein zentrales Element in Ian Flemings Romanen bildet. Dass Craig unter der Regie von Martin Campbell in Casino Royale 2005 ausgerechnet in der Verfilmung von Ian Flemings erstem Bond-Roman – rechtliche Details hatten Eon einen früheren Zugriff auf dieses Buch unmöglich gemacht – sein Debüt gab, war ein geradezu symbolträchtiger Verweis auf die erfolgreiche Rückbesinnung auf die ursprünglichen Tugenden des MI6-Mitarbeiters. Marc Forster tat in Quantum of Solace wohl zuviel des Guten, seine Inszenierung orientierte sich zu stark an gängigen Mustern des Action-Genres, so dass das Alleinstellungsmerkmal James Bonds verloren zugehen drohte. Skyfall, der bislang letzten Einsatz von Mr. Bond, wurde von Oscarpreisträger Sam Mendes in Szene gesetzt, der sich auch als Theaterregisseur einen Namen gemacht hatte und dessen schmales aber erlesenes filmisches Ouevre aus präzisen Charakterstudien bestand. Eine ungewöhnliche Besetzung also, die sich jedoch als genialer Schachzug herausstellen sollte, denn Skyfall erwies sich als eine der stärksten – und besonders sinistren – Bond-Verfilmung.

Über den neuen Film mit dem Titel Spectre ist bislang nur wenig bekannt gemacht worden, sieht man davon ab, dass Teile der Dreharbeiten in den heimischen Gefilden Sölden, Altaussee und Obertilliach stattfanden. Der Titel des Films leitet sich von jener geheimnisumwitterten Verbrecherorganisation ab, die Ian Fleming im Roman „Thunderball“ zum Einsatz brachte. Mendes zeichnet erneut für die Inszenierung verantwortlich, Bonds neuer Vorgesetzter wird, wie schon am Ende von Skyfall vorweggenommen, von Ralph Fiennes verkörpert, Ben Wishaw und Naomie Harris sind als Stammpersonal des MI6 ebenfalls wieder mit dabei. Mit Monica Bellucci und Léa Seydoux reihen sich zwei exzellente Schauspielerinnen in Ensemble ein. Die Rolle von Bonds Antagonisten hat kein Geringerer als Christoph Waltz übernommen, ein mehr als formidabler Gegenspieler für Daniel Craig. Zumindest der Ursprung des Namens des Oberschurken lässt sich für Kenner von Ian Flemings Œuvre leicht ermitteln: In der Kurzgeschichte „Octopussy“ erfährt man, dass Oberhauser Vaterfigur und Skilehrer für den jugendlichen James Bond während eines Aufenthalts in Österreich war.

James Bond 007 – Spectre 

Action-Thriller. GB, USA 2015 – Regie Sam Mendes 

Mit Daniel Craig, Christoph Waltz, Léa Seydoux, Dave Bautista, Ralph Fiennes, Ben Whishaw, Naomie Harris, Monica Bellucci, Andrew Scott, Rory Kinnear 

Verleih Sony, 150 Minuten 

Kinostart 6. November

 

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