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„Im Grunde ist man eine Insel“

Text: Oliver Stangl | Fotos: Magdalena Blaszczuk
© Magdalena Blaszczuk

Georg (Josef Hader), 50, Musikkritiker bei einer Wiener Tageszeitung, verliert aufgrund von Rationalisierungsmaßnahmen von einem Tag auf den anderen seinen Job. Seiner Frau, der Therapeutin Johanna (Pia Hierzegger), verheimlicht er dies jedoch. Statt ins Büro oder zu Konzerten zu gehen, verübt er nachts mittels Sachbeschädigung Rache an seinem früheren Chef. Untertags streicht er ziellos durch den Prater, wo er auf seinen ehemaligen Schulkollegen, den Hilfsarbeiter Erich (Georg Friedrich) trifft, mit dem er eine heruntergekommene Achterbahn wieder auf Vordermann bringen will. Nachdem Georgs Beziehung durch einen Revancheakt des Ex-Chefs immer tiefer in eine Krise schlittert, werden seine Rachepläne intensiver – die Handlung bewegt sich auf einen großen, auch emotionalen, Showdown zu. In seinem grundsoliden Regiedebüt widmet sich Josef Hader, der auch das Drehbuch schrieb und die Hauptrolle spielt, beschädigten männlichen Egos ebenso, wie er die Mittelschicht satirisch aufs Korn nimmt. Was die Tonlage betrifft, ist Hader dabei dem von ihm favorisierten Genre der Tragikomödie treu geblieben. FAQ traf das Multitalent, das in den neunziger Jahren mit legendären Kabarettprogrammen wie „Privat“ für Furore sorgte und im Kino unter anderem als Schauspieler in Wolfgang Murnbergers Wolf-Haas-Verfilmungen (Silentium, Der Knochenmann) Erfolge feierte, im Café Rüdigerhof zum Gespräch.

Sie sind seit den späten achtziger Jahren erfolgreich, können also auf eine jahrzehntelange Karriere zurückblicken. Trotzdem haben Sie sich vor kurzem als Amateurschauspieler und Amateurregisseur bezeichnet. Ist das Koketterie, ein Schmäh oder haben Sie tatsächlich Selbstzweifel?

Wahrscheinlich alles auf einmal. Es ist so, dass ich Schauspielerei, geschweige denn Regie, nie gelernt habe. Der wahre Kern ist, dass man so einen leichten Minderwertigkeitskomplex nie ganz wegbekommt, gleichzeitig aber weiß, dass man dadurch wahrscheinlich andere Wege gefunden hat, die von Vorteil sind. Der Rest ist, glaube ich, Koketterie.

Truffaut ging es ähnlich. Er war offenbar auch sehr überrascht, dass er als Kritiker in der Lage war, einen Film zu machen.

Es ist sehr schön, dass dieser Name fällt, denn Truffauts Filme liegen mir ganz besonders am Herzen. Ich kann gar nicht sagen, wieso genau, aber man spürt immer eine unheimlich große Liebe zum Medium Film in seinem Werk.

Wie kam es zum Projekt „Wilde Maus“ und wie lange haben Sie daran gearbeitet?

Ich begann vor drei Jahren mit dem Schreiben. Ich schrieb zunächst ein Jahr alleine und ging dann zur Produktionsfirma. Dort wurde das Skript weiterentwickelt. Vor einem Jahr wurde gedreht. Wir haben lange geschnitten und hatten eine lange Postproduktion. Das war sehr wichtig für mich, weil ich das alles zum ersten Mal gemacht habe. Insgesamt waren es wohl drei bis vier Jahre. Die Initialzündung dabei war wohl, dass ein Film von Wolfgang Murnberger und mir von der Filmförderung abgelehnt wurde. Ich hatte einen Sommer frei und dachte mir: „Jetzt schreibst du mal ganz alleine etwas und schaust, was dabei rauskommt.“

Angesichts der Erfolgsgeschichte, die Sie mit Murnberger verbindet, muss das aber ein radikales Projekt gewesen sein, wenn es abgelehnt wurde. Die „Brenner“-Filme waren nicht gerade erfolglos.

Es war ein Buch, das in der Mitte einen Genrewechsel vollzog. Wir sind heute auch nicht mehr ganz davon überzeugt, dass es die beste Idee war. Aber ich war damals sehr in das Projekt verliebt.

Zurück zur „Wilden Maus“: Was entstand zuerst – die Idee zur Handlung oder die Idee zur Hauptfigur?

Ich glaube, der erste Gedanke war, einen Film über die Sehnsucht zu machen, die in jedem von uns steckt: Einfach mal zurückschlagen. Das machen Gott sei Dank die wenigsten, aber fast jeder kennt das Gefühl, dass man es gern tun würde. Dann dachte ich mir, dass das ein interessantes Thema für eine Tragikomödie sein könnte. Es war auch logisch, die Geschichte im Mittelstand anzusiedeln, denn da ist es am interessantesten, wenn jemand plötzlich gewalttätig wird. Arbeitslosigkeit kann eine große Motivation für den Frust sein. Und wenn man an Arbeitslosigkeit im Mittelstand denkt, landet man schnell bei einem Journalisten.

„Ist es eine Komödie? Ist es eine Tragödie?“, hieß es ja schon bei Thomas Bernhard. Wie schwierig ist es in diesem Genre, die ernsten und die humorvollen Elemente in der Balance zu halten?

Für mich ist das nicht schwierig, denn das ist eigentlich die einzige Form, der ich mich als Autor immer gewidmet habe. Das Schwierige war für mich immer alles andere, vereinfacht gesagt. (Lacht.)

Was macht für sie den Reiz des Genres Tragikomödie aus?

Die Tragikomödie bildet das Leben ziemlich adäquat ab. Im Leben passieren die Dinge unpassend nacheinander, aber auch gleichzeitig. Das ist tragisch und komisch. Wenn ich etwas machen möchte, das nahe an meinem eigenen Lebensempfinden ist, lande ich automatisch bei der Tragikomödie. Komik funktioniert so, dass jemand in die Küche kommt nachdem es gerade einen Todesfall gab und vollkommen fertig ist. In der Küche isst aber gerade jemand, der das nicht weiß. So entsteht Komik.

Ihre Hauptfigur ist ein Mann, der gleich mehrere Krisen durchläuft. Er verliert seinen Job, hat Beziehungsprobleme und bezeichnet sich selbst als autistisch.

Ja, aber ich finde eigentlich nicht, dass das ein besonders ausgesuchtes Schicksal ist. Da gibt es einige Männer, die so drauf sind.

Für die Midlife-Crisis ist der Mann schon eine Spur zu alt …

Es ist eher schon diese verfrühte Pensionskrise würde ich sagen. Die Midlife-Crisis befällt einen eher in den Dreißigern – zumindest war das bei mir der Fall. Worum es hier geht, ist der radikale Bedeutungsverlust, wenn der Beruf weg ist. Den erleiden viele Männer – es sind meist Männer –, die in Berufen tätig sind, wo das Selbstwertgefühl stark am Beruf hängt. Das weiß ich als Künstler – ich weiß aber auch, dass das bei Journalisten oft ähnlich ist. Dieser riesige Ego-Verlust, wenn Job und Stellung weg sind, ist kein soziales Problem, wo es darum geht, dass ab jetzt zu wenig Geld zur Verfügung steht. Das kann auch passieren, aber nicht so extrem, wie es in einem anderen Milieu passieren würde.

Sie selbst müssen sich allerdings kaum Sorgen machen, dass ihr Job eines Tages weg ist.

Ich denke, dass diese Sache mit Live-Auftritten, wo jemand vor Publikum auf der Bühne steht, im selben Raum ist und schwitzt, sozusagen als Mensch da ist, dass das tatsächlich konjunkturunabhängig ewig funktionieren wird. Beim Film ist das ganz anders, weil das in Österreich von bestimmten Konstellationen und Förderungen abhängt.

Jede ihrer Figuren scheint seelischen Ballast mit sich herzumzutragen, in ihrer eigenen Welt vor sich hinzuleben. Ist das für Sie ein Bild der Gesellschaft?

Das ist generell ein Bild menschlicher Existenz für mich. Das hat gar nicht so viel in einem politischen Sinn mit der Gesellschaft zu tun, sondern damit, dass jeder Mensch im Grunde mit sich allein ist und es zu sehr fragilen Brücken kommt, die man zu anderen Menschen errichtet. Diese Brücken werden oft wieder weggerissen, letzten Endes ist man wieder allein, auch am Ende. Im Grunde ist man ja eine Insel. Aber wenn es eine Qualität oder einen Sinn im Leben gibt, ist es der, hin und wieder mit dem Schiff von dieser Insel wegzufahren.

Im Film sind im Hintergrund öfter Nachrichten zu hören, beispielsweise zum Thema Flüchtlingskrise. Die Figuren sind aber trotzdem hauptsächlich mit sich selbst beschäftigt. Konstatieren Sie eine Art gesellschaftliches Biedermeier?

Ja, ich glaube, dass es uns allen schlicht und einfach so geht. Wir sind sehr stark informiert, diese Informationen lassen uns aber gleichgültig werden, weil wir mit diesen vielen Informationen gar nicht klar kommen. Wenn der große Fortschritt im Vergleich zu vor 200 Jahren jetzt darin besteht, dass wir jetzt wirklich wissen, was in jedem Teil der Erde passiert, dann ist das zwar schön, aber wir können nicht adäquat darauf reagieren. Das ist politisch betrachtet Biedermeier, hat aber auch damit zu tun, wie der Mensch eben ist. Wir sind offenbar nicht so konstruiert.

Gleichzeitig scheint die Gesellschaft aber sehr gespalten zu sein, wenn man sich etwa die Präsidentenwahlen hierzulande oder in den USA ansieht. Die Menschen scheinen also politisch durchaus bewegt.

Ich glaube, was die Gesellschaft derzeit bewegt und spaltet, ist, dass sehr viele Menschen Wut und Angst haben. Mittlerweile besteht auch wieder Angst vor denen, die Angst und Wut haben. (Lacht.) Das ist die eine Sache. Die andere Sache ist die, dass vielen fad im Schädel ist. Die wollen, dass sich was tut. Denen ist so fad, wie den Menschen im Jahr 1914 fad war, die dringend ein Stahlgewitter brauchten.

In den neunziger Jahren hat man Sie gefragt, warum Sie kein klassisches politisches Kabarett machen. Sie meinten, dass das Private das Politischste überhaupt sei.

Ich weiß, ehrlich gesagt, nicht mehr genau, was ich damit gemeint habe. Aber anfangs hatte ich durchaus Vorbilder, die sehr direkt mit politischen Bezügen gearbeitet haben. Ich habe dann diesen anderen Weg entdeckt, wie man Dinge anhand von einem Menschen schildert. Das beste Beispiel ist hier Qualtingers „Herr Karl“. Oder auch Gerhard Polt. Ich entdeckte, dass ich hier ein richtiger Autor sein konnte und nicht nur ein Buchhalter der Schlechtigkeiten, der jedes Jahr schaut, was wieder falsch gelaufen ist. Dadurch war der Schritt zum Drehbuchautor nicht mehr so weit.

Im Film erscheint Kommunikation als Gegenentwurf zum Insel- dasein. Die Hauptfigur kann sich beispielsweise auf Italienisch mit der Freundin von Georg Friedrich verständigen, der diese Sprache nicht beherrscht.

Der ganze Konflikt entsteht daraus, dass die Hauptfigur nicht reden kann, nichts sagen kann. Insofern ist das ein wichtiges Thema. Aber dass das Unglück der Welt nur deshalb entsteht, weil die Menschen zu wenig reden, würde ich auch nicht sagen. Es entsteht auch viel Unglück weil viele Menschen miteinander reden oder das Falsche miteinander reden. Kommunikation allein ist nicht das große Allheilmittel.

Die Figur legt sowohl einen Seelenstriptease hin, als auch einen körperlichen. Am Ende findet sich die Figur bis auf die Unterhose nackt im Schnee wieder.

Für mich war das gar nicht so offensichtlich, wie es jetzt im Film vielleicht wirkt. Es ist so, dass einem diese altmodische Katharsis, nackt im Schnee, vor allem, wenn man katholisch erzogen wurde, in den Sinn kommt. Aber es war nicht so ganz bewusst geplant. Das beste am Finale ist, finde ich, dass der Schnee viel kann, weil er das Bild und den Ton vollkommen verändert. Plötzlich ist alles ruhig. Eine vollkommene Veränderung aller Bedingungen. Zuerst war der Schnee da, dann erst die Unterhose.

Dass ihre Figur für eine Zeitschrift schreibt, ist nicht als Abrechnung mit dem Kritikerstand zu verstehen?

Überhaupt nicht. Wenn man eine Satire auf altes und neues Bürgertum machen will, kommt einem einfach schnell der Printjournalismus in den Sinn. Dass er Musikkritiker ist, liegt daran, dass ich eine musikalische Ebene im Film haben wollte – allerdings wollte ich auch keine komponierte Musik. Klassische Musik bedeutet mir sehr viel, ich mag auch Filme gern, die sie benutzen. Ich finde, dass ein Film, der auch mit Rache zu tun hat, Klassik gut verträgt. Ich überlegte mir auch, welche Musik das Thema Rache gut ausdrücken würde und kam auf trotzige und punkige Barockmusik.

Die Figur kauft sich eine Waffe. Österreich hat auch aufgerüstet, es wurden im letzten Jahr Waffen gekauft wie noch nie …

Von der Idee ausgehend, dass jemand zurückschlägt, war es kein weiter Sprung mehr zum Umstand, dass er sich eineWaffe kauft. Die Stimmung, die es gesellschaftlich gibt, dass Menschen immer stärker ihre Wut in sich tragen und irgendwann bricht es heraus, die ist natürlich im Film drin. Es hat nicht direkt damit zu tun, dass wir politische Erdbeben haben oder der private Waffenverkauf steigt. Das setzt die latente Grundstimmung fort. Ich wollte einen Film machen über jemanden, der privat etwas in die Hand nimmt, der aber nicht dafür geeignet ist, genauso wenig wie ich selber. Die Stimmung gibt es halt auch gerade stark in der Gesellschaft. Ich funktioniere mehr über eine Geschichte, aber meistens ist es so, dass die Geschichte, die mir einfällt, zumindest bei den Kabarettprogrammen, etwas mit der vorherrschenden politischen Stimmung zu tun hat.

Sie nehmen auch den politisch korrekten Lebenswandel des Mittelstands aufs Korn: Da darf etwa kein Fisch aus Aquakultur gegessen werden.

Ich mag es, wenn ein Film mehrere Genres hat. Jedes Genre ist mit einer gewissen Erwartungshaltung beim Zuschauer verbunden. Die Genres haben wir ja auch schon bei den „Brenner“-Filmen gemischt. Dadurch kann man unerwartete Kurven nehmen. Eines meiner Genres ist eben die Satire auf ein neues Bürgertum.

Würden Sie einen Fisch aus Aquakultur essen?

Ja, ich esse Fisch aus Aquakultur. Aus europäischer Aquakultur, denn sonst kann man gar keinen Fisch mehr essen. Es gibt gute und schlechte Aquakulturen, und jeder schließt so seinen eigenen Kompromiss, wie die Figuren im Film. Mein Kompromiss ist, dass ich schaue, dass es eher ein österreichischer Fisch ist oder ich beim Einkaufen im Supermarkt immer schaue, dass dieser „gute“ Sticker oben ist. Oder dass ich in Italien beim Urlaub nicht so genau bin. Ich bin genauso verlogen wie meine Filmfiguren (Lacht.)

Was haben Sie mit ihrem Debüt über das Regiehandwerk gelernt, was waren die größten Herausforderungen und Lektionen?

Als Schauspieler habe ich immer darunter gelitten, wenn Regisseure zwischen dem Text zu lange Pausen gemacht haben und man beim Spielen nie in einen Rhythmus gekommen ist. Das wollte ich unbedingt vermeiden. Ich bin nie nach jedem Take zur Combo gelaufen und habe kontrolliert, sondern wir haben drei- bis viermal gespielt. Dann habe ich wieder etwas geschaut und überlegt, wie man weitermacht. Beim Schnitt habe ich mir allerdings gedacht, dass man doch hin und wieder Pausen machen soll, denn wenn man es zu schnell hintereinander macht, kann sich auch ein gewisser Automatismus einschleichen. Ich würde mir während der Postproduktion keine Zusatzaufgaben vornehmen, keine Kabarettabende geben. Es war richtig unangenehm, von 9 bis 17 Uhr zu arbeiten und dann noch zu einer Kabarettveranstaltung fahren zu müssen. Ich würde nächstes Mal gerne einen Film machen, der weniger Stränge hat. Diese Stränge waren in gewisser Weise ein Ausdruck der Feigheit, denn ich dachte mir, dass, wenn ein Strang nicht gut funktioniert, man wenigstens noch zwei andere hat. Beim nächsten Mal würde ich gern eine ganz stringente Geschichte erzählen mit ganz wenigen Schauspielern.

Was war das Schönste beim Regie führen?

Das Schönste war … Das klingt ein wenig banal, weil das immer dieser Satz ist, den die amerikanischen Schauspieler sagen, aber ich meine das völlig ernst: Das Arbeiten war total herrlich – mit wirklich allen Beteiligten, die total engagiert waren.

Mit Georg Friedrich ist einer der markantesten österreichischen Schauspieler in ihrem Film zu sehen.

Georg Friedrich ist wirklich deprimierend für jeden Schauspieler. Das ist so, wie wenn herkömmliche Musiker auf Mozart treffen. Er macht einfach intuitiv das Richtige und kann aus allem etwas machen. Bei mir ist oft der erste Take gut, dann erst wieder der siebte oder achte. Dazwischen tut sich wenig. Ausnahmeschauspieler helfen einem, weil man dadurch selber „richtiger“ ist. Ich habe auch alle gebeten, beim Spielen nicht zu genau zu sein. Ich bat die Schauspieler auch um Anregungen, und alle haben das Drehbuch besser gemacht.

Im Film gibt es viel von Wien zu sehen, von der Wotrubakirche bis zur Hauptbücherei am Gürtel. Haben Sie zu den Orten eine persönliche Beziehung oder war das einfach klassisches „Location scouting“?

Im Grunde war das ganz klassisch. Der Prater war ja schon als Welt im Buch. Worauf ich geachtet habe, war, dass der Film nicht nach diesen typischen österreichischen Komödien aussieht, wo alles ein bisschen schleißig gezeigt wird und wo man die Ärmlichkeit förmlich sieht. Auch diese berühmten kalten Bilder wollte ich nicht haben.

Gibt es Regisseure, die sie beeinflusst haben?

Es gibt Regisseure, die einen nicht beeinflussen können, weil sie einfach fünf Etagen über einem selber stehen. Im Gegenwartskino möchte ich keinen Film von Paul Thomas Anderson versäumen. Ich mag, was die Mischung aus Tragik und Komik betrifft, besonders skandinavische Filme. Turist fand ich herausragend. Dann gibt es hoch am Himmel noch Größen wie Truffaut und Kubrick.

Sind Sie ein visueller Regisseur oder liegt der Schwerpunkt bei Ihnen mehr auf der Geschichte?

Leider bin ich kein visueller Regisseur, obwohl ich beim Schreiben durchaus ein paar Bilder im Kopf habe. Zum Glück hatte ich zwei großartige Kameraleute. Ich bin einfach dieser typische Drehbuchautor, der einen Film macht. Mit allen Vor- und Nachteilen.

Ein bisschen wie Woody Allen?

Woody Allen ist als Vergleich zu groß. Ich mag jedenfalls Filme mit Leuten, die aus der Comedy kamen und etwas Ernsteres machten, Takeshi Kitano oder eben Allen. Das führt oft zu interessanten Ergebnissen.

In einem bekannten Popsong gibt es den Refrain „Life is a rollercoaster, just gotta ride it“. Ein passendes Motto für ihre Hauptfigur, die an der Renovierung einer Achterbahn beteiligt ist?

(Lacht.) Achterbahn ist bei mir auf jeden Fall positiv besetzt. Auch mein Kabarett soll für die Leute geistig wie eine Achterbahnfahrt sein. Die Leute sollen erschüttert werden.


WILDE MAUS

Tragikomödie, Österreich 2017Regie, Drehbuch Josef Hader

Kamera Andreas Thalhammer, Xiaosu Han Schnitt Monika Willi

Kostüm Max Wohlkönig

Mit Josef Hader, Pia Hierzegger, Georg Friedrich, Jörg Hartmann,

Denis Moschitto, Nora von Waldstätten

Verleih Filmladen, 102 Minuten

Kinostart 17. Februar 2017

| FAQ 40 | | Text: Oliver Stangl | Fotos: Magdalena Blaszczuk
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