Den wenigsten, nicht nur meiner Generation 30+, dürfte Katarina Noever namentlich bekannt sein. Und doch haben sie die meisten schon schwarz auf weiß gesehen. Sie posiert als Bogenschützin auf jeder Diana mit Menthol-Verpackung. Genau dieses erfrischende Wechselspiel zwischen Sich-Zeigen (als Fotomodel) und Im-Hintergrund-Vermitteln (als Promoterin von Design-Objekten, Neuer Musik, etc.) beherrscht sie meisterlich. In kompakter Form wird nun im Wien Museum vor allem ihr Bekleidungsarchiv in einer schick abgedunkelten Mode-Wunderkammer zugänglich gemacht. Mode als Darreichungsform von Lifestyle lässt sich vom lateinischen Begriff Modus herleiten und beinhaltet somit Maß, Takt, Ziel, Größe und Regeln.
Die Wiener Lifestyle-Avantgardistin der 1960er Jahre Katarina Noever, nunmehr selbst lebensaltertechnisch in ihren 60ern angelangt, dürfte all das auf ihre Art und Weise als lustvolle Zusammenbringerin von Leuten und Dingen personifizieren. 1979 betitelte Katarina einen Aufsatz, der beschreiben sollte, warum sie in Wien geblieben ist, folgenderweise: “Dieser Narren wegen”. In abgemilderter Form spricht sie von “Verknüpfungen und Wahlverwandtschaften”. Sie sorgte damals im Bereich Design gemeinsam mit Peter Noever mit dem Geschäftslokal Section N im Zentrum Wiens für internationale Interpunktion. “Im Grunde genommen bin ich eine Sammlerin”, bekennt die mit einer qualitätsvollen und ansteckenden Begeisterungsfähigkeit infizierte Storytellerin bei einer Eröffnungsrede im AzW, “ich war schon von Kindesbeinen an geschult, selbst an den schrecklichsten Orten ganz wunderbare Dinge zu finden.”
Als DIY-Anleitung zur kreativen Selbstermächtigung sei hier abschließend der sogenannte Mantelträger exemplarisch als eine der vielen kuriosen Kreationen von Katarina erklärt: “Der Mantelträger ist kein neuer Beruf, sondern eine in Vergessenheit geratene Idee. Ingredienzien: Nadel und Zwirn, zwei strapazfähige Bänder, vier bis fünf Zentimeter breit und je nach Körpergröße 50 bis 70 cm lang. Zubereitung: Man nehme seinen Loden-, Tweed-, Leder- oder Pelzmantel, nähe beide Bänder unterhalb des Aufhängers, auch Schlingerl genannt, an. Das andere Ende wird in der Achsel unterhalb des Armloches fixiert. Die höchstens zehn Minuten dauernde Prozedur spielt sich natürlich im Inneren des Mantels ab. Anwendung: Sobald man vom Freien der Straße in gut geheizte Räume kommt schlüpft man aus den Ärmeln raus – in die Bandeln rein – und ist sein eigener Mantelträger.”
Mehr als Mode – Die Sammlung Katarina Noever
noch bis 20.05.2012
Wien Museum Karlsplatz