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Im Würgegriff

Text: Jörg Schiffauer | Fotos: Polyfilm

Mark Schultz sollte eigentlich zufrieden sein können. In seinem Sport, dem Ringen, hat er das höchste Ziel erreicht und 1984 bei den Olympischen Spielen von Los Angeles die Goldmedaille gewonnen. Weil jedoch Ringen in den Vereinigten Staaten nicht zu den Sportarten zählt, die sich gewinnträchtig vermarkten lassen, fristet Mark ein in materieller Sicht kärgliches Dasein. Vor allem wird dadurch ein Training unter professionellen Bedingungen erschwert, Marks Traum, seinen Titel 1988 zu verteidigen, rückt in weite Ferne. Auch sein älterer Bruder David, selbst Olympiasieger und als Trainer etwas mehr abgesichert, kann ihm da nur bedingt helfen. Da erscheint ein überraschendes Angebot wie ein kleines Wunder: John du Pont, Spross einer der reichsten Familien des Landes, beabsichtigt als Mäzen und Mentor eines Ringerteams zu fungieren, Mark soll Teil dieser Mannschaft werden. Als er auf dem luxuriösen Anwesen der du Ponts eintrifft, wo er nun leben und trainieren soll, scheinen alle Wünsche Marks in Erfüllung zu gehen. John du Pont erweist sich als äußerst großzügiger Gastgeber, dass er sich – vorsichtig formuliert – zuweilen ein wenig exzentrisch verhält, darüber sehen Mark und seine Teamkollegen bereitwillig hinweg. Doch nach und nach nimmt das Verhalten des Milliardärs immer bizarrere Züge an und auch sein Verhältnis zu Mark beginnt sich einzutrüben – der Traum bekommt immer stärker alptraumhafte Züge. Als David, der zunächst ein entsprechendes Angebot du Ponts abgelehnt hatte, sich doch entschließt, dem Team beizutreten, beginnt die Katastrophe ihren Lauf zu nehmen.

Bennett Miller hat die auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte um John du Pont und die Brüder Schultz aufgegriffen und mit Foxcatcher (Kinostart 5. Februar) ein filmisches Juwel von selten gesehener Eindringlichkeit in Szene gesetzt. Mit kühler Präzision, die jedoch eine beklemmende Intensität zu generieren versteht, enthüllt er dabei ein Beziehungsgeflecht, das zwischen Anziehung und Abstoßung oszilliert, dabei Abhängigkeiten mit grotesken Zügen entwickelt, in die sich die Protagonisten wie bei einer griechischen Tragödie verstricken. Einen ganz wesentlichen Beitrag leisten dabei die drei Hauptdarsteller: Channing Tatum und Mark Ruffalo in den Rollen von Mark und David Schultz sowie Steve Carell, der den von ihm gespielten John du Pont auf beängstigend beeindruckende Weise vom Wahnsinn diffundieren lässt, agieren bei der Gestaltung ihrer Rollen mit einer nuancierten Präzision sondergleichen. Wie schon bei seinen bisherigen Regiearbeiten Capote und Moneyball – ebenfalls meisterhafte Beispiele für die Qualitäten, die das US-amerikanisches Kino abseits des Mainstreams zu entwickeln versteht – nimmt Miller bei Foxcatcher reale Geschehnisse als Ausgangspunkt, um anhand des Psychogramms seiner Protagonisten auch einen Blick auf die dunklen, abgründigen Seiten von „God’s own country“ zu werfen. 

Foxcatcher

Drama, USA 2014 – Regie: Bennett Miller

Mit: Channing Tatum, Mark Ruffalo, Steve Carell

Verleih: Polyfilm 

Kinostart: 5. Februar 2015   

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