Seit 1991 bespielt das Jazzfest Wien im Frühsommer Bühnen und bietet den in der Stadt gebliebenen Wienern und den zahlreichen Touristen Konzerte an Orten, die sonst nicht bespielt werden – darunter der Arkadenhof des Rathauses. In den letzten Jahren gab es legendäre Höhepunkte wie die Konzerte von Ry Cooder, Elvis Costello oder Brian Wilson in der Staatsoper, oder im letzten Jahr das Abschiedskonzert von Bobby Womack am gleichen Ort. Die Programmierung setzte immer auch auf etablierte und verdiente Stars wie Al Jarreau, Randy Crawford, George Benson oder Bobby McFerrin. Doch auch überraschende Gäste, die sonst wohl nie den Weg nach Wien gefunden hätten, darunter Bonnie Raitt oder der große Richard Thompson, der dem Wuk einen großen Abend bescherte.
Die Aufzählung der Künstler zeigt bereits, dass das Festival den Begriff „Jazz“ immer sehr großzügig interpretierte und die Qualität der Künstler immer Vorrang vor einem Etikett hatte. Sonst hätten die Pet Shop Boys wohl nicht den Weg in die Oper gefunden, oder Legenden wie Solomon Burke hätten ihre Liebe nicht an die Wiener verteilen können.
Erstmals seit vielen Jahren wurde keiner der inzwischen mehr als angegrauten Stammgäste engagiert, und es bleibt zu hoffen, dass dieser Mut vom Publikum belohnt wird. Eine Stimme, die den Übergang leichter macht, ist Melody Gardot, die am 4. Juli die Bühne der Oper betreten wird. Sie ist die Sängerin ihrer Generation und kaum eine einsame Stimme kann große Räume mit ihrer Verletzlichkeit derart ausfüllen. Auf ihre Annäherung an den Soul darf man mehr als gespannt sein. Zwei Tage später wird der Hut vor Frank Sinatra gezogen. Mitwirkende sind mit Thomas Quasthoff und Angelika Kirchschlager zwei Ikonen der klassischen Schule, denen der heimischen König der Crooner Louie Austen, zur Seite gestellt wird. Ein weiterer Höhepunkt ist sicher der Besuch des Altersvorsitzenden der Mods Paul Weller am 7. Juli. Der frühere Vorsteher der Jam und von Style Council prägt mit seinen Songs seit Ende der siebziger den anglophilen Pop und nach einem Auftritt im Konzerthaus ist die Oper wohl der nächste logische Schritt.
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