Issey Miyake, Kenzo¯ Takada, Rei Kawakubo – diese Namen sind für Modekenner so sehr mit Japan verbunden wie Sushi und Samurai. Etwas, das sie alle verbindet, ist der Schritt aus Japan hinaus in die Modemetropole Paris, von wo aus sie weltweit Bekanntheit erlangten. Aber was spielt sich eigentlich modisch gesehen innerhalb der Grenzen des fernen Inselstaats ab? Insidern kommt bei dieser Frage gleich ein Name in den Sinn: Kapital. Kaum eine Modemarke ist so mit Tradition verbunden und stellt gleichzeitig das Lieblingslabel der japanischen Streetstyle-Avantgarde dar. In einem der wenigen Artikel, die es außerhalb Japans über Kapital gibt, schrieb „New Yorker“-Essayist David Sedaris, die Kleidung sei zwar neu, sehe aber aus, als ob sie bereits lange Zeit getragen wurde, eventuell von jemandem, der erstochen und von einem Boot geworfen wurde. Alles würde wirken, als ob es aus dem Beweismaterial eines Mordfalles stamme, so der Journalist weiter. Dennoch, oder gerade deswegen, gehört Kapital mit seinen unkonventionellen Entwürfen zu den angesehensten Denim-Produzenten des Landes und zu einer begehrten Nischenmarke hierzulande.
Der Anfang der Geschichte ist fast schon filmreif: Gründer Toshikiyo Hirata entdeckte seine Liebe zum Denim nämlich während er Karate in den USA unterrichtete. Zurück in der Heimat, setzte er alles daran, seinen eigenen, unverkennbaren Jeansstoff zu produzieren. 1984 öffnete die erste Manufaktur, ein weiterer Store und Vintage Shop folgten bald. Nach einem abgeschlossenen Auslandsstudium trat auch Toshikiyos Sohn, Kiro Hirata, ins Unternehmen ein. Seine Kenntnis in Sachen Kunst und Design, samt dem Wissen des Vaters, festigten den Status des Labels weiter. Mit über fünfzehn Stores und Anlaufstellen in Japan und ausgewählten Händlern in Übersee zählt es zudem auch zu den umsatzreichsten Modelabels. Seinen Hauptsitz hat Kapital bis heute in Kojima in der Okayama Präfektur, die als Färber- und Stoff-Hotspot Japans gilt. Der blaue „Indigo Denim“ ist das fundamentale Element von Kapitals Ästhetik. Nur in Ausnahmefällen sieht er wie neu aus, meistens wirkt er durch authentische „distressed“-Techniken der eigenen Manufaktur wie aus zweiter oder dritter Hand. Alte japanische Handwerkstechniken wie Boro (eine Art Patchwork) und Sashiko (Sticktechnik) sind ebenfalls in jeder Kollektion präsent und sorgen dafür, dass kulturelle Schätze nicht in Vergessenheit geraten. Symmetrie wird meistens völlig außer Acht gelassen, Taschen und Knöpfe finden sich oft an merkwürdigen Stellen wieder. In den übergroßen fransigen Kleidern und Westen könnte man einen modernen Gaucho-Stil entdecken. Vielleicht ist es gerade dieser verspielte Look, der im sonst so strengen Japan solch große Erfolge feiert.