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Konflikte

Text: Jörg Schiffauer | Fotos: Archiv
Transcendence (Tobis Film)

Dr. Will Caster steht vor dem Höhepunkt seiner wissenschaftlichen Laufbahn. Gemeinsam mit seiner Frau Evelyn ist ihm eine bahnbrechende Neuerung bei seiner Arbeit im Bereich künstliche Intelligenz gelungen – der von ihnen entwickelte Computer vereinigt nicht nur eine unglaubliche Menge an Wissen, auch die Übertragung menschlicher Emotionen auf diese Maschine ist erstmals möglich. Doch just als Will und Evelyn ihre geniale Entdeckung einem staunenden Fachpublikum präsentieren schlägt das Schicksal unerbittlich zu. Eine Gruppe Technik-kritischer Aktivisten beginnt ihren Protest mit terroristischen Methoden umzusetzen und führende Wissenschaftler zum Ziel perfider Anschläge zu machen. Eines ihrer Opfer ist auch Will Caster. Evelyn und ihrem Kollegen Max Waters gelingt es zwar, das Bewusstsein des sterbenden Will auf besagten Computer zu übertragen, doch was zunächst so perfekt abzulaufen scheint, hat seine Tücken. Denn Wills Bewusstsein breitet sich in der digitalen Welt unaufhaltsam aus und entwickelt ein Machtbewusstsein von beängstigendem Ausmaß. Wally Pfister, einer der führenden Kameramänner Hollywoods, der bereits mehrfach mit Christopher Nolan zusammengearbeitet hat, setzt in seinem Regiedebüt Transcendence auf den klassischen Topos der Wissenschaft, die in ihrem Wissensdrang keine Grenzen kennt und schlussendlich zum Opfer der eigenen Hybris wird. Pfister konnte für seine erste Regiearbeit – die Kamera überließ er dabei seinem Kollegen Jess Hall – auf ein erstklassiges Schauspielerensemble vertrauen. Die Rollen des brillanten Forscherpaars übernahmen Johnny Depp und Rebecca Hall, ihren Kollegen Max verkörpert Paul Bettany, Morgan Freeman und Cillian Murphy nehmen den Kampf gegen die digitalen Auswüchse auf.

Mit ihren Kriminalromanen, die sich mit ungemeiner Präzision vor allem den Tatumständen sowie der Psychologie der Täter widmeten und die Grenzen des Genres weit hinter sich ließen, hat sich Patricia Highsmith längst ihren Platz in der Literaturgeschichte gesichert. Dass Highsmiths Bücher die Vorlagen für Filmklassiker wie Alfred Hitchcocks Strangers on a Train, René Cléments Plein soleil (Nur die Sonne war Zeuge), Wim Wenders’ Der amerikanische Freund oder Anthony Minghellas The Talented Mr. Ripley bildeten, war der Popularität ihres Œuvres natürlich auch nicht abträglich. Zu den zahlreichen Highsmith-Adaptionen kommt nun mit The Two Faces of January eine weitere hinzu. Dabei reist Anfang der sechziger Jahre ein wohlhabendes amerikanisches Ehepaar (gespielt von Viggo Mortensen und Kirsten Dunst) nach Athen. Dort treffen sie auf ihren jungen Landsmann Rydel, der sich als Touristenführer verdingt und sein Einkommen mit kleinen Betrügereien aufbessert. Man ist sich gleich sympathisch, doch als Rydel entdeckt, dass seine neuen Freunde auch reichlich dunkle Absichten verfolgen, sieht er sich bald in einem mörderischen Geflecht verstrickt. Hossein Amini, der bei The Two Faces of January erstmals als Regisseur fungiert, konnte sich bislang als Drehbuchautor von Filmen wie The Wings of the Dove und Nicolas Winding Refns Neo-Noir-Thriller Drive einen Namen machen.

Heftig, wenn auch mit nicht ganz so drastischen Folgen, ist der Konflikt, den die Protagonisten in Neighbors ausfechten. Auf der einen Seite sind da Mac und Kelly Radner, ein Paar das seine wilden Zeiten gerade ad acta legt und mit ihrem Baby die Vorstadtidylle genießen möchte. Problematisch wird es allerdings, als im Nebenhaus eine Studentenverbindung einzieht, die es so wild krachen lassen möchte wie einstmals John Belushi in dem zu Kultstatus avancierten Animal House. Was wie ein gängiger Nachbarschaftsstreit beginnt, droht schon bald zu eskalieren, denn die Streiche, die man sich in dieser Auseinandersetzung spielt, nehmen immer groteskere Ausmaße an. Seth Rogen, einer der populärsten Comedians in Hollywood, und Rose Byrne verkörpern das spießige Ehepaar, die Rolle des Anführers der feierwütigen Studenten hat Zac Efron übernommen.

Familiäre Konflikte stehen hingegen im Zentrum von Un château en Italie, der dritten Regiearbeit von Valeria Bruni Tedeschi, die in Gestalt der Protagonistin Louise auch gleich selbst die Hauptrolle übernommen hat. Die wünscht sich im Gegensatz zu ihrem deutlich jüngeren Lebensabschnittspartner unbedingt ein Kind. Zudem verschlechtert sich der Gesundheitszustand ihres an AIDS erkrankten Bruders, das Vermögen ihrer Familie – und damit auch das titelgebende Anwesen – geraten in Gefahr. Der Stoff also, aus dem familiäre Dramen gemacht sind. Die autobiografischen Züge sind dabei unübersehbar: Valeria Bruni Tedeschis Bruder starb 2006 an den Folgen der Immunschwächekrankheit, mit Louis Garrel, der in Un château en Italie die Rolle ihres Lebensgefährten spielt, war sie selbst bis vor zwei jahren liiert, ihre Mutter Marisa spielt im Film – ihre Mutter.

Auf eine bemerkenswerte Entstehungsgeschichte kann Richard Linklaters Langzeitprojekt Boyhood verweisen. Über einen Zeitraum von mehr als einem Jahrzehnt verfolgte Linklater die Kindheit und die dabei stattfindende Entwicklung seines Protagonisten. Das Filmteam – die ersten Aufnahmen fanden 2002 statt, die letzten 2013 – kam dabei für einige wenige Drehtage im Jahr zusammen, um den jeweiligen Lebensabschnitt einzufangen. Im Mittelpunkt steht das Heranwachsen des fiktiven Charakters Mason, der durch die Scheidung seiner Eltern eine schwierige Kindheit erfährt. Für die Rollen des Elternpaares konnte Linklater Ethan Hawke, mit dem der Regisseur bereits mehrmals erfolgreich zusammengearbeitet hatte, und Patricia Arquette gewinnen. Die Geduld, die Richard Linklater und sein Team bei der Realisierung des Projekts aufbrachten, hat sich auf jeden Fall gelohnt, Linklater gewann bei der diesjährigen Berlinale den Silbernen Bären.

Anlässlich des 50-jährigen Bestehens ehrt das Österreichische Filmmuseum einen seiner Gründer, vom 9. Mai bis 20. Juni gestaltet Peter Konlechner mit einer persönlichen Rückschau, die Arbeiten von Sergio Leone bis Chuck Jones, umfasst, das Programm. Eine einzigartige Gelegenheit, Meisterwerke wie etwa Elia Kazans America, America wieder einmal zu sehen. Vom 30. Mai bis 22. Juni zeigt das Filmmuseum zudem das Gesamtwerk des taiwanesischen Regisseurs Hou Hsiao-hsien.

Transcendence

Kinostart 25. April

Die zwei Gesichter des Januars / The Two Faces of January

Kinostart 30 Mai

Bad Neighbors / Neighbors

Kinostart 9. Mai

Ein Schloss in Italien /Un château en Italie

Kinostart 9. Mai

Boyhood

Kinostart 6. Juni

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