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Kopfüber Kopfunter

Text: Kerstin Kellermann | Fotos: mumok

Ein riesiges, kackbraunes Tortenstück, das mit verschlagenem Lächeln zu grinsen scheint – wie ein Krokodil, das einen gleich verschlingt wird und sich schon darauf freut. Mit einem kleinen Kackhaufen obendrauf statt dem Sahneklecks. Claes Oldenburg beschäftigt sich im MUMOK mit Fetischen, obsessiven Objekten, typisch amerikanischen Fetischen wie Hamburgern oder Flaggen – als Fetisch „mit einer zeitlichen Struktur“. Es geht ihm um „metaphorische Assoziationen, die mit einem Fetisch verknüpft werden“ und dass sich diese „über län-gere Zeiten hinweg, wie die Schichten einer Zwiebel anhäufen“. Ein Gegenstand kann so „etwas Lebendes und zugleich der Repräsentant der Toten“ sein. Oldenburg: „Worauf ich hinaus will, ist ein Bild, das in größtmöglicher Annäherung sowohl tot als auch lebendig ist.“ Wie können tote Gegenstände oder Fantasien zum Leben erweckt werden, „ein Leben geschenkt“ bekommen? Oldenburg arbeitet mit „Materialien wie Drahtgitter, die scheinbar ein Eigenleben haben, die zurückschlagen, wenn man hinschlägt.“ Die hängenden Objekte sind toll, aus Holz und hinten verkohlt und vernagelt. Aber auch die „Ghost Wardrobe. For M. M.“ (1967), in der Schnüre an leeren Kleiderhaken hängen, in die unterhalb schwarze Schnur-Figuren eingehängt und eingeschnürt sind. „Die oft zitierte Unheimlichkeit des Fetisch kann zum Teil dieser zeitlichen Struktur zugeschrieben werden, insofern das Anhalten und die Verdichtung der Zeit, ähnlich der Einbalsamierung nach dem Tod, einer wiederholten Neubelebung weichen.“

Claes Oldenburg „The Sixties“ noch bis 28.05.2012

museum moderner kunst, stiftung ludwig wien

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