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Kurz und gut

Text: Oliver Stangl | Fotos: Don Hertzfeldt

Kurzfilme haben es in der Regel nicht leicht, Aufmerksamkeit zu erregen oder sich am Markt zu behaupten, wenn man von Sonderformen wie dem Musikvideo oder manchen Avantgardefilmen absieht, die es in die heiligen Hallen der großen Museen geschafft haben. Umso erstaunlicher (und erfreulicher), dass es allein in Europa weit über 100 Festivals verschiedener Größe und Ausrichtung gibt, die sich dieser Kunstform widmen. Eine gewisse überregionale Bekanntheit in Szenekreisen hat dabei das seit 2004 jährlich stattfindende Vienna Independent Shorts Kurzfilmfestival erlangt, das in diesem Jahr in die 12. Runde geht. 2011 drohte nach Absprung eines Sponsors eigentlich schon das Aus, doch durch die Aufstellung privater Gelder steht man heute stabiler da. Sorgenfreiheit bedeute dies jedoch nach wie vor nicht, wie Daniel Ebner, seit sechs Jahren künstlerischer Leiter des VIS, betont: „Gerade bei Sponsoren haben wir gesehen, wie schnell sich das Blatt wenden kann. Insofern bemühen wir uns immer noch sehr, nicht zuletzt gemeinsam mit dem Forum der österreichischen Filmfestivals, die Festivalförderung der öffentlichen Hand auf neue Beine zu stellen.“

Blickt man auf die Festivalgeschichte, stellt man fest, dass sich das VIS seit 2004 stark verändert hat. War das anfängliche Motto der jungen studentischen Gründer noch „learning by doing“, hat man längst professionelle Strukturen aufgebaut und meistert den schmalen Grat zwischen Kunst und Kommerz mit diversen Schienen: Neben dem internationalen Wettbewerb und dem Österreich-Panorama wurde vor drei Jahren ein Musikvideo-Wettbewerb eingeführt, weiters gibt es einen jährlichen Schwerpunkt mit kuratierten eingeladenen Programmen, eine Kinder- und Jugendschiene sowie Open-Air-Programme.

Dass der Kurzfilm nach wie vor damit zu kämpfen hat, dass ihn viele bloß als Übung für Langfilme sehen, ist Ebner bewusst, doch „das ist tatsächlich das, was uns am allerwenigsten interessiert. Wir suchen nach starken Handschriften, einem ausgeprägten Erzähl- oder Gestaltungswillen, der sich stark am Format orientiert.“ An der Form selbst reizen Ebner Qualitäten wie „Kürze, Direktheit, Knappheit und Verdichtung.“

Speziell verspricht jedenfalls das diesjährige Festival zu werden: So wird etwa mit dem einflussreichen, für seine absurd-humoristische Arbeiten bekannten US-Animationskünstler Don Hertzfeld ein echter Stargast das Festival besuchen. Mit dem Metro Kino wird es neben dem Stadtkino im Künstlerhaus erstmals eine fixe zweite Hauptspielstätte geben, im Mobilen Stadtlabor im Resselpark richtet man ein Festivalcafé als Ort für Partys und Diskussionen ein und die Schiene Midnight Movies beinhaltet neben Trash und Porno diesmal auch Horror. Gute Aussichten also. Und wer weiß, vielleicht wird so mancher Besucher schlussendlich dem amüsant-polemischen VIS-Motto zustimmen: Langfilme sind Angeber.

Vienna Independent Shorts 

12. Kurzfilmfestival, 26. bis 31. Mai

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