Am 30. Jänner 2019 geht der Österreichische Filmpreis bereits zum neunten Mal über die Bühne. Was seinerzeit mit einer kleinen familiären Zeremonie begann, ist mittlerweile bestens etabliert, doch Geschäftsführerin Marlene Ropac steht der Sinn im Moment nicht nach einem Resümee: „Im Grunde blicke ich bereits auf das 10. Jubiläum im Jahr 2020 voraus. Da werden wir dann auch richtig ausführlich zurückblicken und haben dafür auch schon jede Menge Pläne in der Schublade.“ Anfang 2019 ist man mit dem Filmpreis wieder im Wiener Rathaus zu Gast (die Zeremonie wechselt jährlich zwischen Wien und dem niederösterreichischen Grafenegg). Die Akademie, seinerzeit mit 30 Filmschaffenden und Branchenleuten gestartet, zählt mittlerweile über 500 Mitglieder. Auch bei den Österreichern scheint der Preis angekommen: „Ich glaube, 2018 war tatsächlich ein Schritt in die breite Öffentlichkeit“, so Ropac. „Wir hatten eine spacige Gala, die von Mirjam Unger inszeniert wurde, die Moderation haben Christoph Grissemann und Hilde Dalik übernommen. Man muss kaum noch jemandem erklären, was der Filmpreis eigentlich ist.“ Einen kleinen Rückblick unternimmt Ropac dann doch, wenn es um die Frage der Finanzen geht: „Mittlerweile stehen wir in dieser Hinsicht gut da, 50 Prozent fördert die öffentliche Hand, 50 Prozent sind Eigenleistung, die durch Sponsoren und ehrenamtliche Leistung erbracht wird. Dadurch können wir auch viele europäische Projekte betreiben. Doch die Anfangsjahre waren tatsächlich eine große Herausforderung.“ Zu diesen europäischen Projekten gehören etwa der Kurzfilmmarathon THE GOLDEN NIGHTS, der in Kooperation mit der französischen Académie des César organisiert wird oder der gemeinsam mit der Europäischen Filmakademie veranstaltete EFA YOUNG AUDIENCE AWARD, der jungen Menschen Lust auf Kino machen soll.
Zum Filmpreis 2019 eingereicht wurden heuer 21 Spielfilme, 21 Dokumentarfilme und 14 Kurzfilme (die Nominierungen werden am 6. Dezember bekanntgegeben, FAQ wird kurz danach online berichten). Wie so oft beeindruckt die Vielfalt der Einreichungen: Im Spielfilmbereich findet sich etwa Christian Froschs hochpolitischer Gerichtssaal-Thriller Murer – Anatomie eines Prozesses, Markus Schleinzers kühle historische Rassismusstudie Angelo oder Reinhold Bilgeris Skifahrer-und-Identity-Biopic Erik & Erika. Im Dokumentarfilmbereich wird dem Phänomen Krampus (Gabriele Neudeckers Gruß vom Krampus) ebenso nachgegangen wie dem Wellenreiten (Mario Hainzls Beyond – An African Surf Documentary). Und die Kurzfilme decken Familiengeschichten ebenso ab wie sie sich mit gesellschaftspolitischen Brennpunkten beschäftigen. Man darf gespannt sein, welche Filme letztlich ausgewählt werden: „Die Kommunikation, die da passiert, ist eindrucksvoll“, so Ropac. „Die Filmschaffenden sehen sich die Filme ihrer Kollegen an, das ist auch ein Lernprozess. Und am Ende entscheidet die Schwarmintelligenz über die Nominierungen.“ Dass bereits eine Nominierung eine Auszeichnung ist, zelebriert man am 24. Jänner im Schloss Perchtoldsdorf in Niederösterreich: Beim Abend der Nominierten trifft man sich im kleinen Kreis und drückt einander Wertschätzung für die Leistungen in Sachen Film aus.
Für die Regie der Gala konnte Michael Sturminger, der auch den „Jedermann“ in Salzburg inszeniert, gewonnen werden. Viele Details zum Konzept werden vorab noch nicht verraten, da der Regisseur auf Überraschungen setzen will. Eine Mischung aus Entertainment und politischen Akzenten im Verbund mit einer Feier des Österreichischen Films darf aber erwartet werden. Sturminger schmunzelnd: „Wir werden versuchen, respektabel zu scheitern.“ Gleichzeitig ist der politische Geist Sturminger der Ansicht, dass das Medium Film hierzulande noch immer nicht genügend geschätzt wird: „Das wird in unserem Land noch nicht klar genug gesehen, obwohl das die Kunst des letzten Jahrhunderts ist. Aber unser Land hat kein Problem, Jahrhunderte hinten nach zu sein. Deshalb sind wir noch dabei, die Filmkunst als wichtige, zentrale Kunst zu etablieren.“
Der Österreichische Filmpreis scheint diesbezüglich jedenfalls auf einem guten Weg zu sein, denn die Politik zeigt sich längst gern mit den Filmschaffenden: Wiens noch relativ neue Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler wird ebenso an der Zeremonie teilnehmen wie Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck. Den Ehrenschutz übernimmt Bundespräsident und Filmfan Alexander Van der Bellen.
Update
Christian Froschs Gerichtsdrama Murer – Anatomie eines Prozesses führt das Feld mit acht Nominierungen an (darunter Bester Film). In der Kategorie Bester Film ebenfalls nominiert sind Markus Schleinzers kühler Historienfilm Angelo (insgesamt sieben Nominierungen) und Katharina Mücksteins Coming-of-Age Film L’Animale (sechs Nominierungen).
Alle Nominierungen finden Sie hier: www.oesterreichische-filmakademie.at