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Lampert

© Alexey Testov

In den letzten Jahren machte sich bei den Bayeri-schen Nachbarn ein wachsendes Selbstbewusstsein in Punkto Regionalität und sprachliche Wurzeln bemerkbar. Schnell wurde daraus eine, auch über die Grenzen des Freistaats hinaus auszumachende, pop- und rockmusikalische Bewegung, die auf den Namen „Neue Bayerische Welle“ hört. Auch die Band Lampert um Songschreiber, Sänger und Stehdrummer Maex Huber wurde von dieser Welle mitgetragen, lässt sich bis auf das verbindende Merkmal der Bayerischen Mundart aber nur schwer auf Eindeutigkeiten festlegen – und das ist gut so. Lampert, die seit 2005 in wechselnden Besetzungen existieren und mit „Ois werd guad“ ihr drittes Studioalbum vorlegen, halten wenig davon, sich an Genregrenzen zu klammern. Stilistisch äußerst vielfältig, erinnern Gitarrenläufe an die frühen Franz Ferdinand („Hey Hey Hey“) und der melodiöse Charme an die Sportfreunde Stiller („Melancholie“). Auch Interpol und die Kaiser Chiefs lassen grüßen und manchmal lugt gar Pink Floyd um eine Ecke. Die stilistischen Facetten des oft melancholischen Indie Pop von Lampert werden durch nachdenkliche Texte, die um Vergänglichkeit, Abgründe, Verlust und Suche nach Identität kreisen, ergänzt. „Wir schaun oiwei no nach vorn / doch de Welt hod sich scho mehrmals draht“, heißt es in „Hey Hey Hey“. Die sprachlichen Bilder fallen häufig überraschend aus, wie im sehr eingängigen Stück „Schizophrenie“, samt seinem, die Thematik konterkarierenden, Feel-Good-Refrain: „Du – bist mein zweites Ich, doch des erste, des bleib I / Du bist nur die Plazenta meiner Schizophrenie.“ Die Band, die von Christoph Faumeier an Bass, Stefan Rosinger an der Gitarre und Beni Wiedemann an allem, was Tasten hat, vervollständigt wird, liefert ein Album voller ausgezeichnet instrumentierter Songs. Und diese trauen sich – wie im Song „Insel“ – glücklicherweise auch, minutenlang in selbstvergessene psychedelische Instrumental-Abgründe aus Orgel, Bass und ein paar Violinkratzern abzutauchen. Doch bevor man an melodiöser Tristesse oder gar einer Melankolik zugrunde gehen kann, heißt’s am Ende: Ois werd guad …

| FAQ 17 | | Text: Auer Brigitte
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