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Lichtgestalten und Schattenseiten

Text: Jörg Schiffauer | Fotos: Press

Liberace zählte mit Sicherheit zu den schillerndsten Figuren des US-amerikanischen Showgeschäfts. Der Pianist und Entertainer, dessen Outfits ebenso schrill und extravagant waren wie sein ausschweifender Lebensstil, wurde bereits in den fünfziger Jahren mit einer eigenen Fernsehshow bekannt und war über viele Jahre eine feste Größe auf den Bühnen von Las Vegas. Steven Soderbergh hat sich in dem Biopic Behind the Candelabra mit dieser außergewöhnlichen Persönlichkeit auseinandergesetzt. Im Mittelpunkt steht dabei die sechs Jahre dauernde Beziehung Liberaces zu einem wesentlich jüngeren Mann. Die muss jedoch in den Vereinigten Staaten der siebziger Jahre nach außen hin verborgen bleiben, um die Karriere des Stars nicht zu gefährden (tatsächlich trat Liberace jedem Gerücht bezüglich seiner Homosexualität vehement entgegen und pflegte sogar gerichtlich dagegen vorzugehen). Mit der Zeit beginnt Liberace jedoch jedes Detail im Leben seines Freundes zu kontrollieren, was immer mehr zur Belastung wird, an der der junge Mann (gespielt von Matt Damon) zu zerbrechen droht. Für seine grandiose Darstellung Liberaces wurde Michael Douglas mit einem Emmy – in den USA wurde Behind the Candelabra für das Fernsehen produziert – ausgezeichnet.

Eine schillernde Persönlich-keit ganz anderer Art ist Julian Assange. Der exzentrische Gründer der Enthüllungsplattform Wikileaks, deren brisante Enthüllungen über den Irak-Krieg für weltweites Aussehen gesorgt hatten, entzog sich der drohenden Auslieferung von Großbritannien nach Schweden, wo ihm wegen reichlich dubioser Vergewaltigungsvorwürfe ein Prozess droht, durch die Flucht in die Botschaft Ecuadors – dort sitzt Assange seit Monaten fest. The Fifth Estate zeichnet Assanges Geschichte nach, konzentriert sich dabei vor allem auf den Aufbau von Wikileaks und den Konflikt um den grundsätzlichen Umgang mit streng geheimen Dokumenten, der zwischen Julian Assange und seinem Weggefährten Daniel Domscheit-Berg ausbricht. Bill Condon, der mit Kinsey bereits die Biografie des bekannten Sexualforschers filmisch umgesetzt hat, zeichnet für die Regie von The Fifth Estate verantwortlich, Benedict Cumberbatch und Daniel Brühl haben die Rollen von Assange und Domscheit-Berg übernommen.

Ebenfalls auf wahren Begebenheiten beruht die neue Regiearbeit von Paul Greengrass, Captain Phillips. Greengrass, der mit Bloody Sunday und United 93 bereits zwei exzellente Dokudramen abgeliefert hat, rekonstruiert in Captain Phillips die Ereignisse um das Frachtschiffs „Maersk Alabama“, das 2009 vor der Küste Somalias von Piraten gekapert wurde – das erste US-amerikanische Schiff seit mehr als 200 Jahren, dem dieses Schicksal widerfuhr. Um seine Besatzung zu schützen, bietet sich der Kapitän den Seeräubern als Geisel an, auch mit dem Ziel, sich dadurch Zeit zu verschaffen und eine Befreiungsaktion zu ermöglichen – doch es entspinnt sich ein aufreibender Nervenkrieg. Die Titelrolle hat kein Geringerer als Tom Hanks übernommen.

Nur zu Anfang verläuft das Leben des Protagonisten von Prisoners idyllisch. Dieser, ein bodenständiger, anständiger Kerl namens Keller Dover (Hugh Jackman), lebt mit seiner Frau und den beiden Kindern in einer kleinen Gemeinde in Pennsylvania. Doch diese Idylle zerbricht am Thanksgiving Day, die kleine Tochter und ihre Freundin, die nur vor dem Haus gespielt hatten, sind verschwunden – der Alptraum aller Eltern ist für die Dovers wahr geworden. Hoffnung keimt auf, als die Polizei schon bald einen Verdächtigen festnimmt. Doch der junge Mann erweist sich als ein wenig zurückgeblieben und scheint kaum zu begreifen, worum es eigentlich geht. Als man ihn freilassen muss, sieht Keller Dover nur noch eine Möglichkeit, um das Leben seiner Tochter doch noch zu retten. Er entführt den Verdächtigen und versucht mit allen Mitteln, ein Geständnis aus ihm herauszuholen – die verzweifelte Situation treibt den rechtschaffenen Dover dazu, grausame Methoden anzuwenden. Prisoners erweist sich unter der exzellenten Regie von Denis Villeneuve jedoch nicht als dumpfe Rachegeschichte sondern als bedrückender, düsterer Thriller, in dem das Schicksal mit archaischer Wucht über die Protagonisten hereinbricht und dadurch tiefste menschliche Abgründe sichtbar macht. In dieser von Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung geprägten Atmosphäre werden Fragen von brisanter Aktualität – welchen Stellenwert haben Rechtsstaatlichkeit und Humanität bei dem Versuch, das Leben Unschuldiger zu schützen – mit beklemmender Intensität aufgeworfen. Beeindruckend agiert dabei aber auch ein prominentes Schauspielerensemble, aus dem neben Jackman, Maria Bello, Viola Davis und Melissa Leo vor allem Jake Gyllenhaal als Provinzpolizist und ein grandioser Paul Dano in der Rolle des Hauptverdächtigen herausragen.

Woody Allen hatte in den letzten Jahren bevorzugt europäische Metropolen wie London, Paris, Rom und Barcelona als Schauplätze seiner Filme auserkoren, mit Blue Jasmine kehrt er nun wieder in seine Heimatstadt New York zurück – zumindest am Anfang. Denn die Titelheldin Jasmine (Cate Blanchett) muss ihr Heim und das Upper-Class-Leben in Manhattan hinter sich lassen, als ihr Mann wegen Betrugs verhaftet wird. Sie zieht nach San Francisco zu ihrer Schwester (Sally Hawkins) und versucht ihr Leben neu zu ordnen. Doch das gestaltet sich natürlich alles andere als einfach.

Metallica zählen seit mehr als dreißig Jahren zu den bedeutendsten und einflussreichsten Bands in der Sparte Heavy Metal. Warum das so ist, davon kann man sich anhand von Metallica Through The Never überzeugen. Der dabei zu begutachtende Auftritt macht deutlich, dass James Hetfield, Kirk Hammett, Robert Trujillo und Lars Ulrich live einfach zu den Besten ihres Fachs zählen und im Lauf der Jahre kein bisschen an Dynamik eingebüßt haben. Mit 24 Kameras hat Regisseur Nimród Antal einen Konzertmitschnitt montiert, der den Zuschauer mitten auf die Bühne zu Metallica bringt und mit Klassikern wie „Master of Puppets“, „Enter Sandman“ und „Nothing Else Matters“ einen Querschnitt des Schaffens der Gruppe präsentiert.

 

Liberace / Behind the Candelabra

Kinostart 18. Oktober

Inside Wikileaks – Die fünfte Macht / The Fifth Estate

Kinostart 1. November

Captain Phillips

Kinostart 15. November

Prisoners

Kinostart 11. Oktober

Blue Jasmine

Kinostart 8. November

Metallica Through the Never

Kinostart 4. Oktober

| FAQ 24 | | Text: Jörg Schiffauer | Fotos: Press
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