Der österreichische Nachwuchsdesigner Raphael Caric erzählt mit seiner aktuellen Kollektion „Hush Hush“ eine Liebesgeschichte, die sich ganz der Weiblichkeit widmet. Da es seine erste Kollektion für Frauen war, musste der gebürtige Deutsche aber erst für sich selbst ein Ventil finden, mit den Bedürfnissen der Trägerinnen umzugehen. Und das mit dem einen oder anderen anfänglichen Problem, wie er selbst gesteht: „Aus der Perspektive eines heterosexuellen Mannes ist es gar nicht so einfach, der Weiblichkeit gerecht zu werden. Einerseits weil ich in keiner Weise eine übermäßige Sexualisierung proklamieren wollte und andererseits auch keine Prüderie. Und inwiefern steht es mir überhaupt zu, darüber zu urteilen?“, erzählt der Student der Angewandten Wien, der nebenbei als Stylist tätig ist. „Letztendlich habe ich für mich erkannt, dass mein Zugang ein sehr bewundernder und liebender Blick auf die Frauen dieser Welt ist, und dass man als Mann durchaus auch ein Feminist sein kann. Frauen sind keineswegs das schwache Geschlecht. Daher ist es eine sehr persönliche Liebesgeschichte.“ Liebe auf den ersten Blick wird auch jeder Modeenthusiast bei Carics Kollektion empfinden. Besonders interessant ist dabei ein neu erdachter Einsatz von Transparenz, der hier durch einen von ihm selbst entwickelten Strick entsteht: „Es ging mir darum, dass die Stücke durchaus Haut zeigen und die weiblichen Vorzüge unterstreichen, ohne dabei obszön zu sein.“ Ein schmaler Grat, auf dem er aber gekonnt balanciert. Denn, wie er sagt, kann ein falscher Stoff auch den besten Schnitt versauen. Manchmal passiert es sogar, dass nicht der Designer den Stoff aussucht, sondern umgekehrt: „Das Mesh war eine intuitive Kaufentscheidung. Ich war in Paris völlig hilflos auf der Suche nach Stoffen, bis ich sie in einem winzigen Laden in einer Seitengasse per Zufall gefunden habe. Der Stoff hat mich nicht mehr losgelassen, auch wenn ich noch gar nicht wusste, was daraus werden soll. Aber so macht es ja erst richtig Spaß“, erzählt der Designer, der bereits für den Wiener Modepreis des Bundeskanzleramtes nominiert war. Was gibt es schließlich weiblicheres, als der Intuition zu folgen?
Kleidung, die den funktionalen Aspekt nicht außer Acht lässt, ruhig auch sportlich daherkommt und manchmal zu ungewöhnlichen Stoffen greift – das ist die Nische, die der junge Designer für sich und seine Mode sieht. Der Weg dorthin wurde ihm im Übrigen fast schon in die Wiege gelegt, denn durch seine Mutter, eine Kostüm- und Setdesignerin, war er schon in Schneidereien und Kostümateliers unterwegs, als er kaum krabbeln konnte. „Auch die Jahre danach hat sie immer meine Kreativität gefördert und mir eine grundsätzliche Liebe zur Kleidung beigebracht.“ Die Mode war wohl genau die richtige Entscheidung, denn heute sieht der Modeschaffende seine Tätigkeit nicht nur als Job. Für ihn ist sie viel eher eine echte Berufung.