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Made in Britain

Text: Jörg Schiffauer | Fotos: Press
'71 © Ascot Elite

Im Jahr 1971 verschärft sich der Konflikt in Nordirland, die Einheit von Gary Hook wird kurzerhand nach Belfast verlegt. Doch gleich beim ersten Einsatz wird dem jungen Soldaten nicht nur vor Augen geführt, welches Ausmaß an Hass und Gewalt diese Auseinandersetzung erreicht hat, er wird auch von seiner Truppe abgeschnitten und findet sich allein mitten in einem von Katholiken bewohnten Viertel wieder, in dem die IRA den Ton angibt. Die Jagd auf den Angehörigen der so verhassten britischen Streitkräfte ist eröffnet. Doch schon bald muss Gary feststellen, dass ihm auch von Seiten der protestantischen Loyalisten Gefahr droht. Im Verlauf seiner Flucht durch das nächtliche Belfast erlebt er hautnah jenes Geflecht von Fraktionen und dubiosen Allianzen, die sich auch innerhalb der rivalisierenden Parteien gebildet haben und jede Faser der Gesellschaft auf unheilvolle Weise durchdringen. In sepiafarbenen, ausgebleichten Bildern von streckenweise semidokumentarischer Unmittelbarkeit, die die Ausweglosigkeit der Situation verdeutlichen, wird anhand der Odyssee Gary Hooks durch Belfast der Irrsinn dieses Konflikts, der sich jahrzehntelang über Nordirland ausbreitete, wie unter einem Brennglas deutlich gemacht. Dem britischen Regisseur Yann Demange ist mit ’71 ein beeindruckendes Spielfilmdebüt gelungen, das an ein düsteres Kapitel in der Geschichte Großbritanniens erinnert.

Ein ebenfalls tragisches Ereignis in der jüngeren Historie des Vereinigten Königreichs steht im Fokus von United. Mitte der fünfziger Jahre entwickelte sich Manchester United zur dominierenden Kraft im englischen Fußball. Der legendäre Manager Matt Busby formte aus begabten jungen Spielern eine schlagkräftige Mannschaft, die unter dem Spitznamen „Busby Babes“ von Erfolg zu Erfolg eilte. Am 6 Februar 1958 befand sich die Mannschaft nach einem Europapokalspiel in Belgrad auf dem Rückflug nach Manchester. Doch bei einer Zwischenlandung in München kam es zur Katastrophe. Schlechtwetter führte dazu, dass die Maschine beim Startversuch über die Landebahn hinausschlitterte und zerschellte – 23 Passagiere kamen dabei ums Leben, darunter acht Spieler von Busbys Team. Die BBC-Produktion United rekapituliert nicht nur dieses Unglück sondern auch detailgenau und atmosphärisch dicht Zeitkolorit und Geist der fünfziger Jahre, vor dem sich der Aufstieg Uniteds abspielte und damit eine neue Ära im professionellen Fußball einläutete. Im Fokus steht dabei ein junger Spieler, der das Unglück überleben und zu einer zentralen Figur beim Neuaufbau der Mannschaft werden sollte: Bobby Charlton. Matt Busby (in United von Dougray Scott intensiv verkörpert) gelang es tatsächlich erneut eine starke Mannschaft aufzubauen, die schließlich 1969 den Europapokal der Meister gewinnen konnte.

Die britische Produktionsfirma Aardman Animations hat sich in ihrem Fach als weltweit anerkannte Größe etabliert. Im Gegensatz zu den US-amerikanischen Dominatoren des Genres hat sich das Team um die Masterminds Nick Park und Peter Lord dem Trend zu aufwendigen computergenerierten Bildern widersetzt und stattdessen die traditionelle StopMotion-Technik forciert. Die so animierten Plastilinfiguren mit ihrem speziellen Charme wurden zum Markenzeichen von Aardman, Filme wie Chicken Run oder Wallace & Gromit erreichten unter der stetig wachsenden Fangemeinde Kultstatus. Den hat auch ein weiterer Protagonist, nämlich Shaun, das clevere Schaf, das sich bislang mit seiner Herde vor allem in für das Fernsehen produzierten Kurzfilmen umtreiben durfte. In Shaun the Sheep Movie kam das Schäfchen verdientermaßen zu einem Kinoeinsatz, um den für Aardman Produktionen so typischen skurrilen Humor auch in Spielfilmlänge erfolgreich zu verbreiten – den Ausflug von Shaun und den anderen Schafen in die Großstadt sollte man sich keinesfalls entgehen lassen.

 

’71

Ascot Elite, 99 Minuten

United

Hoanzl, 90 Minutenn

Shaun das Schaf – Der Film / Shaun the Sheep Movie

Studiocanal, 85 Minuten

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