Am 14. März wird Michael Caine 90. Der in London als Maurice Joseph Micklewhite, Jr. zur Welt gekommene Mime war im Lauf der Jahrzehnte in fast jedem Genre dabei – von Liebes-film bis Thriller, von Komödie bis Kriegsfilm, von Agentenfilm bis Horror, von Drama bis Superheldenepos. Nach britischen Hits wie The Ipcress File (1965; Caine als intellektuelle Bond-Variante Harry Palmer) oder Alfie (1966; hier gab er einen Verführer im Swinging London) zog es den Schauspieler nach Holly-wood, wo er ohne Probleme Fuß fassen konnte. Caine gelang es dabei meist, den schmalen Grat zwischen Star und Charakterdarsteller zu meistern: Berührende ernste Rollen wechselten sich mit komödiantischen Glanzleistungen und gelegentlichen Auftritten als Bösewicht ab. Für diese Art von Vielseitigkeit wurde Caine, der privat den berühmt-berüchtigten Cockney-Akzent spricht, aber auch das Oberklasse-Idiom beherrscht, vielfach ausgezeichnet: Zwei Oscars als Bester Nebendarsteller (Hannah and Her Sisters, The Cider House Rules) gab es ebenso wie drei Golden Globes; 1993 wurde er, wie könnte es anders sein, zum Sir geadelt.
Eine von Caines bekanntesten Rollen war die des titelgebenden knallharten Gangsters im Kultfilm Get Carter (R: Mike Hodges, 1971). Kam diese Geschichte um einen unbarmherzigen Rachefeldzug in der Industriestadt Newcastle weitgehend ohne Humor aus, so gestaltete sich die erneute Zusammenarbeit Caines mit Regisseur Hodges ein Jahr darauf umso amüsanter: In Malta sehen und sterben (Originaltitel: Pulp), den Plaion Pictures nun veröffentlicht, spielt Caine Mickey King, einen erfolgreichen Autor von Groschenromanen. Auf Malta soll King die Autobiografie eines ehemaligen, auf Gangster spezialisierten Hollywoodstars schreiben, doch allerlei mysteriöse Figuren scheinen etwas dagegen zu haben – während Mickey düstere Geheimnisse aufdeckt und sich die Leichen stapeln, gibt es auch mehrere Anschläge auf sein Leben …
Der Film punktet mit schwarzem britischem Humor, einer ganz bewusst komplizierten Handlung und allerlei Anspielungen auf berühmte Kriminalromane bzw. -filme – Pulp Fiction im wahrsten Sinn des Wortes. Regisseur Hodges, der im Dezember 2022 im Alter von 90 Jahren verstarb, erzählt die Geschichte dabei mit stilvoll komponierten Tableaus. In den Hauptrollen geben Caine – herrlich cool mit weißem Anzug und Pierre-Cardin-Aviator-Brille – und der Amerikaner Mickey Rooney, der seine Karriere als Kinderstar startete, eine amüsante Doppelconference: Während Caine im klassischen Noir-Voice-over trocken einen Mix aus Krimiklischees und Klassiker-Reverenzen aufzählt, hat Rooney sichtlich Spaß daran, einen eitlen Hollywoodstar, dessen beste Zeiten hinter ihm liegen, zu parodieren. Dazu kommen teils scurrile Actionszenen, etwa, wenn Caine einen Killer mit einem abgewrackten Kleinlaster überfährt. Pulp ist ein Film, der das Genre aufs Wunderbarste auf den Arm nimmt und zu einer Zeit meta war, als dies noch nicht als hip galt. Nun lässt sich das einst unterschätzte Werk in guter Bildqualität auf Disc wiederentdecken.
Malta sehen und sterben / Pulp
Großbritannien, 1972 – Regie: Mike Hodges
Mit: Michael Caine, Mickey Rooney, Lionel Stander, Lizabeth Scott
Ab 23. März als Blu-ray und DVD verfügbar.
(Plaion Pictures)