Wenn Meat Loaf am 17. August nach der letzten Zugabe hinter der Bühne verschwindet und die Musik aus der Konserve startet, zieht sich nicht nur eine begnadete Rampensau zurück, sondern verstummt auch die Stimme eines Albums, dass schon mehrere Generationen überlebt hat. Trotz einer Vielzahl an Alben und Jobs in seinem Brotjob als Schauspieler (vom Debüt in der Rocky Horror Picture Show, bis Fight Club) wird sein Name immer mit einem Album verbunden sein, das ein eigenes ewiges Leben entwickelt hat: „Bat Out Of Hell“. Nie mehr verbanden sich die überbordende Vision von Autor Jim Steinman, tiefe Einsichten, platte Klischees, grober Unfug, Unschuld, Bombast, Hochkomik und der Wille, sich aber auch gar nichts zu scheißen zu einem Werk, dass aus der Zeit fiel und bis heute 43 Millionen Mal verkauft wurde. In England wurde es gerade wieder einmal wiederveröffentlicht und stieg auf Platz 9 in den Charts ein. Nicht schlecht für ein 35 Jahre altes Album, aber auch das spricht für die Magie dieses Werks. Die Stimme und das Gesicht zum Werk war der fette, unbändige, schwitzende und alles in Grund Boden singende Meat Loaf, der fast aus dem Nichts zum Star wurde. „Bat Out Of Hell“ wurde zum Monster, dem nur einer je dienen konnte. Meat Loaf nahm die Herausforderung an. Sein Leben mit der Last war eine Achterbahnfahrt: Triumphe, Stimmverlust, Bankrott, ein Herzschrittmacher, ewige Touren durch kleine Clubs, mächtige Comebacks und zwei nagelneue Kniegelenke markieren den Weg eines Sängers, der nach eigener Aussage in jedes Konzert mit der Einstellung eines Footballspielers geht. Immer bretterte er das Publikum nieder, nur einmal gab sogar er auf. Beim konfus gebuchten Reading Festival 1988 wurde er von Zuschauern als Zielscheibe für einen Weitwurfwettbewerb mit Pissbottles ausgesucht. Er wehrte sich redlich, versuchte alle Tricks, das Publikum auf seine Seite zu bringen, ignorierte die gelben Lacken auf der Bühne, aber als ihn eines der übelriechenden Geschosse im Gesicht traf, gab auch er auf, und verließ eindrucksvoll fluchend die Bühne. Ein paar Jahre später folgte die Aussöhnung von Meat Loaf und Steinman, die einander künstlerisch und ökonomisch brauchten; dank Fortsetzung der Fledermaussaga war der Marktwert wieder einmal im Olymp. Ob die aktuelle Tour wirklich die letzte sein wird, weiß maximal die Fledermaus. Sinatra machte so lange Abschiedstouren, bis ihm niemand mehr glaubte. Comebacks und Reunions hängen von der Gage und der aktuellen Langeweile der Akteure ab. Eines ist aber sicher: Meat Loaf dient dem Monster hier und jetzt noch einmal: Nach einem Greatest Hits Set in der ersten Hälfte der Show, zündet er alle Songs seines Lebensglücks und –fluches in ihrer schillernden Gesamtheit. Der Mann weiß wie man abtritt.