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Mut zum Risiko

Text: Jörg Schiffauer | Fotos: Press

Die Macht der Drogenkartelle in Mexiko gefährdet nicht nur zunehmend die dortigen staatlichen Strukturen sondern beunruhigt auch die Sicherheitsbehörden der Vereinigten Staaten. Das FBI bildet deshalb eine geheime Task-Force, die grenzüberschreitend mit den mexikanischen Behörden im Kampf gegen das organisierte Verbrechen vorgehen soll. Dieser Einheit gehören die idealistische Agentin Kate Macer und ihr Vorgesetzter Matt an, die mit dem Söldner Alejandro zusammenarbeiten, der mit der Lage vor Ort bestens vertraut ist – doch seine Absichten bleiben immer ein wenig undurchschaubar. Gleich bei ihrem ersten Einsatz in Mexiko gerät die Truppe mitten in eine bewaffnete Auseinandersetzung und bald schon muss die junge Agentin erkennen, dass die Fronten in diesem Krieg nicht geradlinig verlaufen. Mit Escobar – Paradise Lost und der von Netflix produzierten Serie Narcos ist die Macht der Drogenkartelle gerade im Fokus der populärkulturellen Aufarbeitung und wird nun auch in Sicario thematisiert. Denis Villeneuve, der mit dem brillanten Prisoners das oft strapazierte Rachemotiv auf vielschichtige und ambivalente Weise variierte, hat mit Sicario einen ebenso mitreißenden wie intelligenten Thriller zu einem brisanten Thema in Szene gesetzt. In den Hauptrollen glänzen dabei Emily Blunt und Josh Brolin als FBI-Agenten und Benicio del Toro als zwielichtiger Söldner.

Lance Armstrong hatte den Status eines Helden modernen Zuschnitts. Seine Biografie erschien aber auch geradezu märchenhaft. Der talentierte Radrennfahrer, der 1993 mit 21 Jahren bereits Weltmeister geworden war, erkrankte wenige Jahre später an Krebs. Er überwand die schwere Krankheit und kehrte stärker als je zuvor zurück, gewann sieben Mal in Folge die Tour de France und verhalf dem Radsport einer zu weltweiten Popularität von bis dahin nicht gekanntem Ausmaß. Doch seine Erfolgsgeschichte war immer wieder von Dopinggerüchten begleitet, die Armstrong aber immer vehement dementierte. Der Journalist David Walsh jedoch verfolgte die Angelegenheit hartnäckig weiter. Basierend auf Walshs umfangreichen Enthüllungen hat Stephen Frears mit The Program die Geschichte mit dem sattsam bekannten Ausgang verfilmt. Frears Inszenierung verzichtet dabei weitgehend auf Psychologisierungen und macht mit semidokumentarisch anmutender Schärfe deutlich, mit welcher Systematik Doping im Radsport betrieben wurde – ein System, das den gesellschaftlichen Trend zur Leistungssteigerung um jeden Preis auf unheilvolle Weise widerspiegelte. Ben Foster verkörpert den vom Ehrgeiz getriebenen Lance Armstrong, der in seinem ungezügelten Erfolgshunger jegliche Skrupel verliert, mit erschreckender Authentizität.

Eine Höchstleistung ganz anderer Art strebte der französische Hochseilartist Philippe Petit an. Er beabsichtigte, auf einem Drahtseil, das zwischen den Twin Towers des World Trade Centers gespannt war, in mehr als 400 Meter Höhe ungesichert zu balancieren. Da es natürlich unmöglich war, für ein solches lebensgefährliches Unterfangen eine offizielle Genehmigung zu bekommen, mussten Petit und sein Team die Aktion mittels Guerilla-Taktik durchführen. Nach jahrelanger Vorbereitung war es am 8. August schließlich soweit und Petit trat zu seinem riskanten Spaziergang hoch über den Straßen von New York an. Dieses spektakuläre Unternehmen, das weltweites Aufsehen erregte, steht im Zentrum von Robert Zemeckis’ neuer Regiearbeit The Walk. Joseph Gordon-Levitt hat dabei die Rolle des wagemutigen Akrobaten übernommen.

Internationale Aufmerksamkeit zog auch Malala Yousafzai auf sich, allerdings zunächst aus einem tragischen Anlass. Weil die Tochter eines pakistanischen Lehrers nicht nur selbst zur Schule ging, sondern in ihrem Blog auch das Recht auf Bildung für alle Kinder einforderte, wurde sie in ihrer Heimat zur Zielscheibe der Taliban, die in ihrem Fundamentalismus Mädchen von jeglicher Bildung fernhalten wollten. Bei einem Attentat wurde Malala schwer verletzt, doch ihr mutiges Auftreten machte sie zu einer Symbolfigur. Nach ihrer Genesung musste Malala mit ihrer Familie nach Großbritannien flüchten, ihr weiteres Engagement für Kinderrechte trug ihr den Friedensnobelpreis ein. Davis Guggenheim, der mit An Inconvenient Truth, seinem Dokumentarfilm über die Folgen der globalen Erwärmung, einen großen Publikumserfolg samt Oscargewinn landen konnte, nimmt sich nun in He Named Me Malala der tapferen Aktivistin an. Guggenheim konnte dabei Malala und ihrer Familie, die mittlerweile in Birmingham leben, nahe kommen. Die Interviewpassagen zählen neben dem Archivmaterial dann auch zu den stärkeren Momenten, doch Guggenheim vertraut zu wenig auf die Authentizität seiner Protagonistin. Stattdessen rekonstruiert er Malalas Lebensgeschichte mittels aufwendiger Animationssequenzen, was sich jedoch als wenig brauchbares Stilmittel erweist. Guggenheims Film ist das Engagement, mit dem er dem Thema und der Person Malalas begegnet, nicht abzusprechen, doch das wirkt oft zu bemüht und gezwungen didaktisch.

Zu einer Erfolgsgeschichte von unglaublichem Ausmaß entwickelte sich die Verfilmungen der Romantrilogie „The Hunger Games“. Die dystopische Geschichte um eine Gesellschaft, deren Machthaber Gladiatorenspiele modernen Zuschnitts abhalten, geht nun ins lang erwartete Finale. Der große Zuspruch hat ja bekanntermaßen dazu geführt, dass Teil drei gleich in zwei Filmen abgehandelt wird, The Hunger Games: Mockingjay – Part 2 beschließt nun den Aufstand der von Katniss Everdeen angeführten Rebellen gegen das mächtige Kapitol. Die Rolle der wehrhaften Katniss verhalf Jennifer Lawrence zum Superstar-Status.

Mit einer Episode aus dem Kalten Krieg befasst sich Steven Spielbergs Spionagethriller Bridge of Spies. In der auf einer wahren Begebenheit basierenden Geschichte wird der Anwalt James B. Donovan völlig unerwartet in die Weltpolitik hineingezogen. Er wird beauftragt, die schwierigen Verhandlungen über die Freilassung des Piloten Francis Gary Powers, der bei einem Aufklärungsflug über der UdSSR abgeschossen wurde, mit den Sowjets zu führen. Die Rolle des Juristen mit einer zunächst aussichtslos scheinenden Mission hat Tom Hanks übernommen.


Sicario

Kinostart 1. Oktober

The Program

Kinostart 9. Oktober

The Walk

Kinostart 23. Oktober

Malala – Ihr Recht auf Bildung / He Named Me Malala

Kinostart 23. Oktober

Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2 / The Hunger Games: Mockingjay – Part 2

Kinostart 19. November

Bridge of Spies – Der Unterhändler /Bridge of Spies

Kinostart 27. November

 

| FAQ 34 | | Text: Jörg Schiffauer | Fotos: Press
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