Als der Österreichische Filmpreis im Jahr 2011 zum ersten Mal vergeben wurde, gab es noch nicht einmal eine Trophäe. Den Gewinnern wurden relativ formlos Urkunden überreicht, und am Büffet konnte man sich an Knackwürsten gütlich halten. Dass die Verleihung überhaupt stattfand, war dem großen Engagement der Filmszene selbst zu verdanken, deren Leidenschaft den kleinen Rahmen mehr als aufwog. Dass 2018 bereits die achte Ausgabe des Filmpreises vor der Tür steht, ist für Marlene Ropac, Geschäftsführerin der Akademie des Österreichischen Films, „kaum zu glauben. Die Zeit ist wie im Flug vergangen.“ Doch kann und will die Akademie nicht in der Vergangenheit verweilen – es gibt in der Gegenwart genug zu tun. So ist man auch abseits des eigentlichen Filmpreises umtriebig: Ein Projekt wie die Österreichische Kurzfilmschau – eine Kooperation des Außenministeriums und der Akademie des Österreichischen Films, die Highlights des Experimental- und Kurzfilmschaffens umfasst – wird 2018 neben anderen Ländern etwa auch in Australien gastieren. „Es ist schön zu sehen, dass man bei österreichischer Kultur nicht mehr ausschließlich an klassische Musik und Lipizzaner denkt. Das heimische Kurzfilmschaffen findet international große Beachtung“, so Kulturmanagerin Ropac, die sich außerdem darüber freut, dass die in den letzten Jahren oftmals schwierige finanzielle Lage der Akademie durch das stärkere Engagement des Österreichischen Filminstituts und der Filmverwertungsgesellschaften besser geworden ist.
Wie zum Beweis, dass man in der Gegenwart arbeitet, dabei aber stets nach vorne blickt, steht der Österreichische Filmpreis 2018 unter dem Motto „Into the Future“. Die von Filmemacherin Mirjam Unger (Maikäfer flieg) inszenierte Gala, die am 31. Jänner in den unendlichen Weiten des niederösterreichischen Grafenegg über die Bühne geht, wird stilvoll-ironisch mit Science-Fiction-Elementen spielen: Während etwa die Formation Gudrun von Laxenburg futurische Soundscapes beisteuert, wird das Designerduo Wendy & Jim die Moderatoren – Schauspielerin Hilde Dalik und Comedian Christoph Grissemann – mit spacigen Outfits versehen. Gespannt sein darf man auch auf die retrofuturistische Bühne von Szenenbildner Conrad Reinhardt (Anfang 80). Ebenfalls die Blicke auf sich ziehen wird aber wohl wie stets die von Valie Export entworfene Trophäe in Form einer stufenförmigen Spirale, die aufwendig in einer Werkstatt in Telfs gegossen wird.
Was die möglichen Preisträgerinnen und Preisträger betrifft, haben 420 wahlberechtigte Mitglieder der Akademie des österreichischen Films die Qual der Wahl. Zur Nominierung eingereicht wurden 20 Spielfilme, darunter etwa Adrian Goigingers gefeiertes Drama Die beste aller Welten, das auf berührende Weise die Beziehung eines kleinen Jungen zu seiner drogenabhängigen Mutter porträtiert, aber auch Genrekost wie Stefan Ruzowitzkys Horrorthriller Die Hölle, in der eine Wiener Taxifahrerin mit Unterstützung eines skurrilen Kommissars gegen einen Serienkiller zu Felde zieht. Im Bereich des Dokumentarfilms (19 Einreichungen) können sich beispielsweise Robert Schabus an den Kinokassen überaus erfolgreicher Bauer unser oder Ruth Beckermanns Die Geträumten, der den Briefwechsel von Ingeborg Bachmann und Paul Celan visualisiert, Hoffnungen auf Nominierungen machen. 2018 wird es übrigens erstmals zwei Trophäen im Dokumentarfilmbereich geben: Eine für Regie, eine für Produktion.
Im Bereich des Kurzfilms wurden 18 Werke eingereicht, darunter Arbeiten von Jannis Lenz (Wannabe) oder Bady Minck (Mappamundi). Gemäß dem Motto des Abends sollte man also ebenfalls nach vorne blicken und darf auf die Gewinnerinnen und Gewinner gespannt sein.
Bei den Nominierungen zum Österreichischen Filmpreis führt Barbara Alberts Historienfilm Licht das Feld mit 14 Nominierungen (darunter Bester Spielfilm, Beste Regie, Beste Hauptdarstellerin und Bester Hauptdarsteller) an. Ein weiterer Favorit ist Adrian Goigingers Kindheitsdrama Die beste aller Welten mit neun Nominierungen (darunter Bester Film und Beste Regie). Ebenfalls in der Kategorie Bester Spielfilm nominiert wurden Arman T. Riahis Komödie Die Migrantigen und Monja Arts Coming-of-Age-Film Siebzehn. Auf insgesamt sieben Nominierungen kommt Stefan Ruzowitzkys Horror-Thriller Die Hölle, darunter für die Beste Regie sowie für Tobias Moretti als Besten Hauptdarsteller. Josef Haders Regiedebüt Wilde Maus bringt es auf zwei Nominierungen: Bester Hauptdarsteller (Hader) und Bester Nebendarsteller (Georg Friedrich). Um die Auszeichnung Bester Dokumentarfilm rittern Bauer Unser von Robert Schabus, Die Geträumten von Ruth Beckermann sowie Untitled von Michael Glawogger und Monika Willi.
Stefan Ruzowitzky, Präsident der Akademie des österreichischen Films, verkündete bei der Bekanntgabe der Nominierungen außerdem die Schaffung einer Ombudsstelle für sexuelle Belästigung.
Alle Nominierten in 16 Kategorien
Bester Spielfilm: Die beste aller Welten (Regie: Adrian Goiginger), Licht (Regie: Barbara Albert), Die Migrantigen (Regie: Arman T. Riahi), Siebzehn (Regie: Monja Art)
Bester Dokumentarfilm: Bauer Unser (Regie: Robert Schabus), Die Geträumten (Regie: Ruth Beckermann), Untitled von Michael Glawogger und Monika Willi
Beste männliche Hauptrolle: Lars Eidinger (Die Blumen von gestern), Josef Hader (Wilde Maus), Tobias Moretti (Die Hölle) und Devid Striesow (Licht)
Beste weibliche Hauptrolle: Verena Altenberger (Die beste aller Welten), Maria Dragus (Licht), Adele Haenel (Die Blumen von gestern) und Violetta Schurawlow (Die Hölle)
Beste männliche Nebenrolle: Georg Friedrich (Wilde Maus), Lukas Miko (Die beste aller Welten), Michael Pink (Die beste aller Welten), Friedrich von Thun (Die Hölle)
Beste weibliche Nebenrolle: Gerti Drassl (Liebe möglicherweise), Maddalena Hirschal (Die Migrantigen), Katja Kolm (Licht), Maresi Riegner (Licht)
Beste Regie: Barbara Albert (Licht), Adrian Goiginger (Die beste aller Welten) und Stefan Ruzowitzky (Die Hölle)
Bestes Drehbuch: Adrian Goiginger (Die beste aller Welten), Katrin Resetarits (Licht), Arman T. Riahi, Aleksandar Petrovic und Faris Rahoma (Die Migrantigen)
Beste Kamera: Attila Boa (Untitled), Christine A. Maier (Licht), Benedict Neuenfels (Die Hölle)
Bestes Kostümbild: Veronika Albert (Licht), Cinzia Cioffi (Attack of the Lederhosenzombies), Monika Gebauer (Die beste aller Welten), Gioia Raspe (Die Blumen von gestern)
Beste Maske: Jens Bertram und Nannie Gebhardt-Seele (Die Hölle), Helene Lang (Licht), Tim Scheidig (Die beste aller Welten)
Beste Musik: Lorenz Dangel (Licht), Ben Fowler (Mindgamers), Wolfgang Mitterer (Untitled)
Bester Schnitt: Ingrid Koller (Die beste aller Welten), Niki Mossböck (Licht), Karina Ressler (Tiere), Monika Willi (Untitled)
Bestes Szenenbild: Enid Löser (Wir töten Stella), Isidor Wimmer (Die Hölle), Katharina Wöppermann (Licht)
Beste Tongestaltung: Manuel Siebert, Matz Müller, Erik Mischijew und Tobias Fleig (Untitled), Marius Emil Stanescu, Bernd Dormayer, Marco Zinz, Alexander Koller und Michael Plöderl (Mindgamers), Atanas Tcholakov, Nils Kirchhoff, Bernhard Maisch und Manuel Meichsner (Die Migrantigen), Dietmar Zuson, Christian Conrad und Alexander Koller (Licht)
Bester Kurzfilm: Die Last der Erinnerung (Regie: Albert Meisl), Mathias (Regie: Clara Stern), Nelly (Regie: Chris Raiber), Die Überstellung (Regie: Michael Grudsky)