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My Generation

Text: Günther Bus Schweiger | Fotos: Press
Faber © Stefan Braunbarth

Vergesst bitte Berlin, diese Metropole gebiert zwar eine Unzahl an Hipstern, aber das kunstaffine Klima und die Nettigkeit fördern nicht das Herausragende, das Einzigartige. Da muss man im deutschsprachigen Sprachraum schon Reisen an abgelegene bis abstruse Ort machen. In unserem Fall nach Zürich, denn aus der stimmungs- und humorbefreiten Bankenmetropole kommt Faber. Er ist zwar in der Heimat auf dauernder Wohnungssuche, aber dafür verbrachte er die letzten zwei Jahre sehr viel seiner Zeit auf Konzertbühnen, die jetzt mit dem Erscheinen seines zweiten Albums „I Fucking Love My Life“ immer größer werden.

Faber steht für intensive Songs in einer seiner Muttersprachen, die sich durch die musikalische Umsetzung jenseits der Gitarrenkunst der depressiven Jammerpoeten auszeichnen. Klavier, Bläser und Schlagzeug zeigen, dass ihnen und dem Chef auch der Tanzmodus alles andere als fremd ist und sorgen so für wirklich einzigartige Songs.

FABER_c_Peter_Kaaden.pngFoto: Peter Kaaden

Faber ist der Sohn von Pippo Polina, der als klassischer Liedermacher und im Trio mit dem Bayern Walter Schmidbauer und Martin Kälberer Erfolge feierte. In seiner zweiten Muttersprache Italienisch veröffentlicht Faber ab und zu unter seinem bürgerlichen Namen Songs, aber sonst bleibt er dem Hochdeutschen treu. Auf die Frage, warum er sich aus seinem Sprachschatz ausgerechnet das Hochdeutsche ausgesucht hat, kommt die doch überraschende Antwort, „Weil der Sänger meiner ersten Band nicht Schweizerdeutsch konnte.“

In seinen Texten geht er auch an Geschmacksgrenzen und im Gegensatz zu deutschsprachigen Rappern, denen viele Grauslichkeiten nachgesehen oder als genreimmanent hingenommen werden, bezieht er durchaus verbale Prügel. In seinem Song „Das Boot ist voll“ gab es an die Wutbürger gerichtet die Passage „Besorgter Bürger, ja / Ich besorg’s dir auch gleich / geh auf die Knie, wenn ich dir mein’ Schwanz zeig’ / Nimm ihn in den Volksmund.“ Der Song wurde als Revenge-Porn-Clip gedeutet und am Ende änderte er bei den Auftritten den Text und wünschte sich in Interviews, dass er den Song von Anfang an anders geschrieben hätte. Es ist also in Fabers Welt erlaubt, gescheiter zu werden.

Faber ist nicht nur Chronist seiner Generation, sondern zugleich auch durch seine Beobachtungsgabe ihr größter Kritiker. „Generation Youporn“ ist eine Abrechnung mit den multitaskingfähigen, weltoffenen Spätjugendlichen, die überall zu Hause zu sein scheinen, aber Sex aus dem Netz beziehen müssen. Sex ist überhaupt eine Klammer über viele Songs und vielleicht ist das neben den Songs, den Videos und der aufopfernden Liveshow einer der Gründe, wa-rum Faber gerade den deutschen Sprachraum erobert. Der Mann ist derzeit nicht zu stoppen.

Faber_Cover.png

Faber: I Fucking Love My Life (Vertigo/Universal) 

Live: 9. März 2020 Arena Wien (ausverkauft) 

12. August 2020 Arena Wien Open Air

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