Only the Song
Losgelöst von Zeit und Szenen arbeiten Son of the Velvet Rat am großen Projekt Allzeitgültiger Song. Projektgründer und gleichzeitig kreative Kraft hinter dem Namen ist Georg Altziebler, der sich damit ein Vehikel geschaffen hat, um an seiner Vision vom großen zeitlosen Song zu arbeiten. Dass auf dem Weg Radiohits wie „Fall With Me“ oder das großartige „Gravity“ abfallen, wird dankend in Kauf genommen. Worum es aber im Kern geht, ist das Rätsel Song und das Spiel, wie viel Reduktion notwendig ist, um dem Lied die Kraft zu geben, um es an den Hörer zu bringen und in diesem weiterleben zu lassen. Altzieblers Songs sind nicht nur ein Werk der Liebe, sondern markieren auch die vielen Grautöne, die einen die Liebe im Lauf eines Lebens spüren lässt. Live treten Son Of The Velvet Rat als Duo (mit Heike Binder-Altziebler) oder mit Band auf – ein garantiert intimes Ereignis.
Songs for His Piano
Martin Klein ist zweifelsohne eine der interessantesten Musikerpersönlichkeiten des Landes. Der gebürtige Tiroler lebt vollkommen zurückgezogen von der heimischen Musikschickeria, ist auf Events wie Amadeus und FM4-Fest grundsätzlich nicht anzutreffen und beschränkt seine gesellschaftliche Präsenz ausschließlich auf Gigs in Solo- oder Bandbesetzung („Martin Klein & Band“). Im Gegenzug stellt der Musiker hier und da die Ergebnisse seiner selbst gewählten Eremitage auf MySpace („Was bleibt live im Wohnzimmer“). Die Konzentration auf das Wesentliche, nämlich die Musik, scheint sich ausgezahlt zu haben, denn mittlerweile gehört das epische Liedwerk des Erstlings „Songs for My Piano“ nicht nur zum FM4-Inventar, sondern wird auch in bestimmten Nischen von Ö3 gespielt. Viele Journalisten halten den Newcomer für den erfolgversprechendsten Aspiranten, wenn es um internationale Erfolge geht – denn kaum ein anderer lotet so virtuos die Grenzen zwischen Anspruch und Mainstream aus, wie der Mann, der seine Songs angeblich nur für sein Piano schreibt.
Der Schlager unter den Pop Acts
Heimorgel, Trompete, Akkordeon… Im Normalfall sind es andere Instrumente, die mit Popkultur und Rock’n‘Roll konnotiert werden. Doch genau solche Kategorisierungen und deren Bruch scheinen die Essenz des Duos Tanz Baby! zu sein, wenn es seine Musik zwischen „deutschem Schlager und NDW“ unters Club-Volk bringt. Und weil man schon mal dabei ist, mit den Befindlichkeiten der Stilpolizei zu spielen, bekennt man sich zu „Kitsch“, „balkanesken Südseeträumen“ und „pathetischer Überspitzung“, wenn es um die Themen Liebe, Sehnsucht, Einsamkeit geht. Tatsächlich sind solche unschicken Selbstcharakterisierungen pure Koketterie, denn de facto verkörpern die beiden Tanz Baby!-Protagonisten Mu und David eine perfekte Mischung aus tanzbarer Unterhaltungsmusik, künstlerischer Raffinesse und gekonntem Spiel mit Pop-Images und deren plakativsten Klischees. Wer mehr wissen will: am besten live anschauen – da wird der Name der Band wirklich Programm. Darüber hinaus soll ein neues Album ante portas stehen.
„Deutschpop“ aus Österreich
Eines haben die Mädchen von Luttenberger*Klug den anderen Fotosubjekten voraus: Sie haben es geschafft, dass ihretwegen eine andere Künstlerin die Abdruckerlaubnis für diese Strecke zurückzog. Auch das muss Pop können: ein bisschen polarisieren. Ansonsten ist diese Episode symptomatisch für die österreichische Musikszene: Wenn es um Mainstream und ein enges Verhältnis zum von den Eliten verachteten Ö3 geht, kennen die Indie-Helden keine Gnade. Das mussten schon Manuel Rubey und seine an und für sich sehr lässigen Mondscheiner schmerzlich zur Kenntnis nehmen, die es wagten, an einer Werbekampagne von Österreichs größtem Formatradio teilzunehmen. Von solchen Animositäten abgesehen stehen Luttenberger*Klug für ein Phänomen, das Alexander Kahr heißt und ganz unauffällig einen Act nach dem anderen auf dem Pop-Markt positioniert. Two in One, Manuel Ortega und Christina Stürmer machten den Anfang – nach Luttenberger*Klug scharren nun auch die Kahr-Erfindungen Dreieck und Sellyy in den Startlöchern.