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Novecento

Text: Jörg Schiffauer | Fotos:

Bernardo Bertolucci  zeichnet mittels eines epochalen Historiengemäldes die Geschichte Italiens seit Beginn des 20. Jahrhunderts nach.

© KochFilms

Giuseppe Verdi è morto.“ Die Nachricht vom Tod des großen Komponisten am 27. Jänner 1901, die ein Mann im Bajazzo-Kostüm zu Beginn von 1900 in die Nacht schreit, markiert auch den Beginn einer neuen Zeit. In seinem grandiosen Epos 1900 zeichnet Bernardo Bertolucci anhand der Region Emilia-Romagna die Geschichte Italiens in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nach. Zwei zentrale Charaktere, die beide an Verdis Todestag geboren werden, repräsentieren dabei exemplarisch  die sozialen und politischen Zustände: Alfredo Berlinghieri (Robert De Niro) ist der Sohn eines Großgrundbesitzers, Olmo Dalcò (Gérard Depardieu) der eines Tagelöhners, der sich auf dem Gut der Berlinghieris abschuften muss. Ungeachtet ihrer Herkunft verbindet Alfredo und Olmo eine viele Jahre andauernde Freundschaft, die jedoch immer stärkeren Belastungen ausgesetzt ist. Denn die politischen Entwicklungen drängen die beiden – und dabei spielt der jeweilige soziale Status sehr wohl eine Rolle – in höchst unterschiedliche Lager: Als überzeugter Sozialist tritt Olmo vehement für gesellschaftlichen Veränderungen ein. Die jedoch würden die feudale Welt der Gutsherren bedrohen, also lässt Alfredo – wie andere Vertreter des Bürgertums – jene Kraft gewähren, die sich mit aller Gewalt den Bestrebungen der Sozialisten entgegenstellt: den Faschismus in Gestalt von Mussolinis Schwarzhemden.

Das großartige Geschichtsepos 1900, in dem Bernardo Bertolucci eine klare Haltung mit präziser Analyse kongenial zu verbinden versteht, erweist sich in seiner bildgewaltigen Wucht als ein Opus magnum, das längst zu den ganz großen Arbeiten des Weltkinos zählt.

 

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