Xenia Hauser, Maria Lassnig, Georg Baselitz, Albert Oehlen: Sie alle scheinen in ihrem künstlerischen Ausdruck nicht viel miteinander gemeinsam zu haben – mit Ausnahme der sich überlappenden Zeitspannen ihres Wirkens. Während das bei dem Österreicher Wolfgang Hollegha etwa schon eine spätere Zeit seines Schaffens war, bedeutete es für die Deutsche Katharina Grosse erst ihre Entwicklung als Malerin. Der Dialog, der hier hergestellt wird, ist in gewisser Weise fiktiv und schafft doch eine spannende Neuordnung. Vorgestrige Konzepte eines Nationalstils werden über den Haufen geworfen und die klassische Epochen-Einteilung hinterfragt. Schlussendlich darf die Malerei so wieder als das auftreten, was sie eigentlich sein sollte: ein Ausdruck der Welt und des Zeitgeistes aus Perspektive seines Übersetzers.
Als eine der ältesten Kunstsparten unserer Kulturgeschichte hat die Malerei die Tendenz, nicht ganz aus den starren Riemen ihres Erbes heraustreten zu können. Natürlich hat das nichts mit ihren Protagonistinnen und Protagonisten zu tun. Ganz im Gegenteil war die Abstraktion in der österreichischen und deutschen Moderne, mit Vertretern wie Arnulf Rainer, Martha Jungwirth oder Georg Baselitz maßgeblich für das Aufbrechen veralteter Konzepte verantwortlich. Dennoch ist der Erfolg der Malerei und vor allem der Verdienst von heutigen Malerinnen und Malern bestimmt durch Systeme, die auf dem Wert der Vergangenheit beruhen. Der Kunstmarkt ist weiß und män-nlich dominiert und die Galerienetzwerke sind auf diesen ausgerichtet. Die Albertina Modern macht mit ihrer Ausstellung Österreich – Deutschland eine Zäsur und bricht mit diesen leidigen Hierarchien. Egal ob Jung oder Alt, Frühwerk oder Spätwerk, Mann oder Frau: Alles darf in Beziehung gesehen und dadurch neu kontextualisiert werden. So werden jetzt erst in der breiten Öffentlichkeit bekanntwerdende Namen wie Isolde Maria Joham oder Liliane Tomasko gemeinsam mit bahnbrechenden Künstlerinnen wie Brigitte Kowanz oder Maria Lassnig gezeigt.
Österreich – Deutschland spiegelt das, was eigentlich die neue Moderne sein sollte: eine Reflexion auf ein Zeitgeschehen, das durch jederzeit international abrufbare Informationen charakterisiert ist. Der Individualstil, der so in den Vordergrund gerückt wird, „verdrängt das Prinzip der Schule einer nationalen Kunst“ und weicht so die Kanten bestehender Systeme auf.
Ebenso zeitgeistig wird ab Ende September die Ausstellung des US-amerikanischen Fotografen Joel Sternfeld – American Prospects im Albertina Museum gezeigt. Sternfeld zählt zu den wichtigsten Vertretern der New Color Photography, die sich in den 1970er-Jahren mit der Farbe in der Kunstfotografie auseinandersetzte. Außerdem zeigt die Albertina anlässlich des 75. Geburtstags des österreichischen Künstlers Gottfried Helnwein ab 25. Oktober eine große Schau mit Werken aus den letzten drei Jahrzehnten.