Große Namen und spannende Neuentdeckungen bestimmen auch im letzten Jahr der Intendanz von Luc Bondy das Programm der Wiener Festwochen. Und dieses ist das politischste seit langem. „How to get from here to there“ stellt das indische Künstlerkollektiv Raqs Media mit dem diesjährigen Bildmotiv der Festwochen in den Raum und davon ausgehend begab sich Schauspielchefin Stefanie Carp auf die Suche nach neuen Formen und Formaten künstlerisch-politischen Ausdrucks: „Wie kommen wir aus unseren Zusammenhängen, historischen und ideologischen Vorbestimmtheiten heraus, und wohin wollen wir denn kommen? Ist das ‚there‘ überhaupt anders als das ‚here‘? Inwieweit ist Kunst in der Lage, immer wieder ein ‚Alles anders‘ zu behaupten?“
Der Regisseur Nicolas Stemann gibt sich mit einer Gruppe von Schauspielern, Musikern und Dichtern in einer „Kommune der Wahrheit. Wirklichkeitsmaschine“ über mehrere Tage dem uns täglich überrollenden Informationswust hin und sucht – gegen Zynismus und Desensibilisierung ankämpfend – nach Momenten von Verstehen oder gar Weltrettung. Toshiki Okada verarbeitet in einer mit der eigenen Sprachlosigkeit kämpfenden Tanzperformance Reaktionen auf die Katastrophe in Fukushima und Robert Lepage setzt dem Krieg Eskapismus im Spiel und die Sucht nach dem Glück entgegen.
Die Reihe „Into the City“ legt mit Performances, Workshops, Ausstellungen und Konzerten ihren diesjährigen Schwerpunkt auf „music and politics“ und ein erstmals veranstalteter Ausstellungs- und Performanceparcour unter dem Titel „Unruhe der Form. Entwürfe des politischen Subjekts“ umspannt die Secession und angrenzende Ausstellungsflächen der Akademie der bildenden Künste und des MuseumsQuartier mit künstlerischen Interventionen, Lectures, Konzerten, Performances und politischen Reden von österreichischen Autoren. Was ein bestimmter österreichischer Autor wohl von unserer derzeitigen Situation halten würde, versuchen in einer Kooperation mit der Kunsthalle Wien 60 Protagonisten aus Bildender Kunst, Musik, Soziologie, Philosophie und Wirtschaftswissenschaft herauszufinden: „WWTBD – What Would Thomas Bernhard Do?“ sieht sich in der kritisch-reflexiven Tradition in der und für die Bernhard steht und inszeniert ein zehn Tage umfassendes Gesamtbühnenstück.
Musikchef Stéphane Lissner ist der 200. Geburtstag Verdis (und Wagners) „ein passender Anlass, die gegenseitige Faszination von Kunst und Macht in den Mittelpunkt des Musik-Programms zu stellen, die Fragestellung nach dem inhaltlichen und ästhetischen Verhältnis von Kunst und Politik.“
Die wie immer bei freiem Eintritt stattfindende Festwochen-Eröffnung am 10. Mai um 21:20 Uhr schließlich widmet sich in diesem Jahr den verschiedene Genres und historischen Inklinationen des Wienerlieds. Moderiert von Nicholas Ofczarek treten Angelika Kirchschlager, Die Strottern, Ernst Molden, Philharmonia Schrammeln Wien, Willi Resetarits & Stubnblues, Michael Schade und Fatima Spar auf.
Wiener Festwochen
10. Mai bis 16. Juni