Während die Kunst der Gegenwart als kritische Praxis oft tradierte Sehweisen unterläuft, indem sie gesellschaftliche Zusammenhänge untersucht und in ihren jeweiligen Sprachformen reflektiert, wählt Pipilotti Rist einen anderen Weg, um Distanz zu nehmen. Sie lädt dazu ein, in alternative Welten einzutauchen und sich diesen hinzugeben. Überzeugend spricht sie davon, dass ihre eigens für die jeweiligen Ausstellungssituationen entworfenen Werke ein Geschenk an das Publikum sind und investiert für ihre farbigen Environments hundert Stunden Arbeit in eine Minute Video. Dabei reizt sie das Medium bis an seine Grenzen aus und erschafft räumlich erlebbare Situationen. Wer ihre Ausstellungen besucht, ist eingeladen, das mitgebrachte Zeitkorsett abzulegen und sich niederzulassen, sich zu setzen oder hinzulegen in eine bequeme Polsterlandschaft und den Fluss der Bilder auf sich einwirken zu lassen.
Pipilotti Rist stellt nicht einfach aus, zeigt nicht einfach Videos auf Bildschirmen oder an die Wand geworfen, sondern sie übernimmt, annektiert ganze Teile eines Museums, um sie visionär umzugestalten, wie etwa 2008 im New Yorker MoMa. Dort bespielte sie das sonst cool modernistisch wirkende Atrium des von Yoshio Taniguchi entworfenen Baus in Midtown Manhatten. Über sieben Meter hoch sind die Wände dieses Gebäudebereichs. Dort wogten dann projizierte Tulpenfelder, Wiesen und Apfelbäume. Davon begeistert berichtet die Kunstkritikerin und Kuratorin Brigitte Huck von einem Garten Eden, von einer „Art Vanitas über die Vergänglichkeit irdischer Freuden“. Alles drehte sich um die ‚feminine ways‘ des ‚anderen Geschlechts‘, von den Ausstülpungen in Brustform, hinter denen die Projektoren steckten, bis zu den Bildern der nackten Frau im Teich, dessen Wasser sich allmählich blutrot färbte.“
Vollständiger Artikel in der Printausgabe.
Pipilotti Rist
Komm Schatz, wir stellen die Medien um & fangen nochmals von vorne an
Kunsthalle Krems
22. März -28. Juni
www.kunsthalle.at