Matthew Wong, Kanadier mit chinesischen Wurzeln, gehörte zu den spannendsten Künstlern der 2010er-Jahre. 1984 in Toronto zur Welt gekommen, studierte er in Hongkong Fotografie, fühlte sich in diesem Medium allerdings nicht richtig aufgehoben. 2012 begann Wong zu zeichnen, ab 2014 widmete er sich der Landschaftsmalerei. Zunächst machte der junge Mann noch via Social Media selbst auf seine Arbeiten aufmerksam, schließlich erwarb das Dallas Museum of Art erwarb eines seiner Gemälde. Soloausstellungen in New York und Hongkong folgten – und gute Kritiken. Wongs Werk referenzierte den Expressionismus, beeindruckte mit klaren Ideen und kräftigten Farben; Natur wurde bei ihm zur Seelenlandschaft. Der Weg zum Erfolgskünstler schien vorgezeichnet, doch Matthew Wongs Leben war von Depressionen geprägt – sowie von der Nervenkrankheit Tourette-Syndrom. 2019 nahm sich Wong das Leben, doch sein Werk geriet nicht in Vergessenheit. Im Gegenteil: 2021 bezeichnete ihn die „New York Times“ als einen der talentiertesten Künstler seiner Generation; manche seiner Werke erzielten posthum Höchstpreise bei Auktionen.

Matthew Wong, Unknown Pleasures, 2019. Öl auf Leinwand. The Museum of Modern Art, New York. Gift of Monita and Raymond Wong in memory of their son Matthew Wong, 2020 © 2025 Matthew Wong Foundation / Bildrecht, Wien 2025. Foto: The Museum of Modern Art, New York

Matthew Wong, Starry Night, 2019. Öl auf Leinwand. Matthew Wong Foundation © 2025 Matthew Wong Foundation / Bildrecht, Wien 2025. Foto: Matthew Wong Foundation
Nun kann man sich in der Albertina ein Bild von Wongs Werk machen, das bewusst die Kunstgeschichte referenzierte. Der Titel „Matthew Wong – Vincent van Gogh. Letzte Zuflucht Malerei“ erzählt dabei von der besonderen Beziehung des Kanadiers zum ebenfalls tragisch früh verstorbenen niederländischen Großmeister (1853–1890); unverkennbar sind die künstlerischen Parallelen, etwa was den Einsatz von Farben und die Darstellung von Natur betrifft (Spuren von Matisse und Klimt kann man bei Wong aber ebenso entdecken wie Einflüsse chinesische Künstler, darunter Shitao). Die Schau, als Gegenüberstellung der beiden Künstler konzipiert, lässt dabei 44 Gemälde und 12 Arbeiten auf Papier von Matthew Wong auf ausgewählte Arbeiten Van Goghs treffen.
Die Ausstellung macht dabei deutlich, dass der Autodidakt Wong in einen sinnstiftenden Dialog mit dem Niederländer trat. So heißt es in der Ankündigung der Ausstellung treffend: „Seine Vorliebe für imaginäre Landschaften, Interieurdarstellungen sowie die Verschränkung von Innen- und Außenräumen spiegelt das Bedürfnis wider, psychischen Dispositionen Ausdruck zu verleihen. Seine Gemälde bewegen durch emotionale Unmittelbarkeit, einen dynamisch-pastosen Farbauftrag und unterschiedliche Schraffuren, die der Künstler ornamental miteinander verschränkt.“ Der titelgebende Topos „Letzte Zuflucht Malerei“ erzählt dabei von der Kunst als Rückzugsort, von kreativem Schaffen als zumindest temporärer Linderung des Lebensleids.