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Sent from outer space

Text: Koutni Jenni | Fotos: Daniela Antonucci

Will man von Barbara Bologna wissen, ob sie sich eher als Designerin oder als Künstlerin sieht, bekommt man eine Antwort, die abstrakt wirken mag, die Sache aber auf den Punkt bringt, sobald man sich mit ihrer Kleidung beschäftigt: „Ich bin ein Volumen in Bewegung und Expansion. Unerbittlich.“ Und tatsächlich lässt sie wie kaum eine andere die Kunst- und die Modewelt miteinander verschmelzen, in ihrer ganz eigenen, hintergründigen Ästhetik. Bologna begann ihre Karriere als Bildhauerin und Body-Art-Künstlerin. Im Jahr 2000 begann sie zu entwerfen und gründete ihre eigene Modelinie: AREA. Bolognas Hauptmotivation für eine Karriere als Modedesignerin bestand darin, im Umgang mit Textilien eine neue Form der Kunst zu schaffen und ihre kreativen Visionen frei durch Kleidung zu interpretieren. Ihre Entwürfe wirken wie Skulpturen, geheimnisvoll und in einer Art drapiert, die den Betrachter aus jedem Blickwinkel etwas Neues entdecken lässt.

Woher sie die Ideen nimmt? Von Marina Abramović über Günter Brus bis Bauhaus und Joy Division. Musik, Kunst, Essen, Liebe – eine Vollblutkünstlerin wie sie bezieht aus dem ganzen Universum ihre Inspiration. Doch eine Mentorin, die hat – oder besser gesagt: hatte – sie definitiv: „Meine Tante Irene war so eine faszinierende, rätselhafte Frau. Wenn ich sie ansah, hatte sie die Fähigkeit, mich gleichzeitig zu hypnotisieren und einzuschüchtern. Sie trug immer schwarz, immer schwarze Sonnenbrillen und strahlte dabei eine Eleganz aus, die sie fast schon wie eine Göttin wirken ließ. Sie hat mir alles über Ästhetik beigebracht, ohne mich zu belehren. Dafür bin ich ihr bis heute dankbar.“

Schwarz ist in der Tat bis heute eine wichtige Fixkomponente in ihren Entwürfen, immer wieder gepaart mit außergewöhnlicher Materialität: „Das Material gebiert den Entwurf. Aber dafür muss ich schon eine konkrete Vision der gesamten Kollektion vor mir haben. Es ist großartig, die Limits eines Stoffes auszureizen, unkonventionelle Materialien unerwartet einzusetzen. Aber bei allen Experimenten ist es mir doch am wichtigsten, dass meine Kleidung auch im Alltag tragbar ist, ganz kompromisslos.“

Die aktuelle Kollektion nennt sich schlicht U.F.O. Eine Manifestation ihrer durchaus überirdischen Ideen? Oder glaubt die Designerin selbst an Aliens? „Ich glaube an Aliens, nicht nur draußen im Weltall, sondern auch hier auf der Erde. Wir Menschen können die Zukunft selbst lenken und bestimmen, wir haben brillante Ideen und Visionen und können unser Leben selbst viel interessanter machen. Das macht uns doch selbst zu einer Art übernatürlichem Wesen.“

Ob es nun tatsächlich höhere Mächte oder das Streben nach künstlerischer Selbstverwirklichung sind, die Barbaras Finger beim Designen lenken, ihr Label steht für mehr Freiheit in der Mode. „Wäre es nicht viel interessanter, Männer in feminineren Schnitten zu sehen und gleichzeitig Frauen, die mit ihrem Image spielen, ohne dabei diese altertümlichen Regeln zu befolgen? Ich werde es immer als Challenge sehen, mit meiner Kleidung eine Art ästhetische Form der Asexualität zu schaffen.“

Dass die Mode, wie sie schon immer existierte, bereits tot sei, wie Trendforscherin Li Edelkoort vor kurzem noch verlauten ließ, will Barbara Bologna so nicht unterschreiben: „Die Mode ist nicht tot, sie ist nur ein bisschen müde. Sie wurde im letzten Jahrzehnt einfach zu schnell, ohne es zu merken. Sie hat an Enthusiasmus verloren, ist verbraucht und verloren in der Oberflächlichkeit. Was es jetzt braucht, ist ein bisschen mehr Ruhe und Gelassenheit, damit wir alle wieder bereit sind für etwas ganz Neues.“

Ob Kunst oder Mode, ihr Schaffen lässt sich in keine Schublade stecken. Am besten beschreibt man es laut Barbara Bologna, mit nur vier Worten: Zukunft, Evolution, Aktion, Leidenschaft.

Mode von Barbara Bologna ist bei „eigensinnig“ erhältlich

Sankt-Ulrichs-Platz 4 1070 Wien

 

| FAQ 32 | | Text: Koutni Jenni | Fotos: Daniela Antonucci
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