Mode ist immer noch ein schnelllebiges Geschäft, allerdings lässt sich seit einigen Jahren bei vielen Labels der eindeutige Trend zur Entschleunigung beobachten: Nachhaltigkeit und Langlebigkeit sind in Zeiten größeren Umweltbewussteins längst mehr als bloße Lippenbekenntnisse. Dem 2018 von Molly Molloy (zuvor Design Director bei Marni) und Lucinda Chambers (zuvor Moderedakteurin bei der britischen „Vogue“) gegründeten, Kleidung und Accessoires vertreibenden Label Colville ist es dementsprechend ernst mit der Absage an „Fast Fashion“, wobei hier zu den ökologischen noch soziale Aspekte kommen. So arbeitet Colville mit sozialen Frauenprojekten: Die Super Shag Teppiche werden in der Türkei aus pflanzlich gefärbter Wolle von einer Gemeinschaft von Frauen – zu 100 Prozent nachhaltig – in traditionellen Webtechniken hergestellt. Die Pfeil- und Streifenmatten werden im indischen Dhaka von einem Kollektiv aus sechzehn Dörfern produziert, zum Einsatz kommt dafür Jute aus der Region. Die Ponchos, Schals und Taschen werden in Mexiko von einer Frauenvereinigung hergestellt.
Für die Kollektionen wird bestehende Kleidung von Hand von Schneiderinnen umgearbeitet, aufbereitet und einem Upcycling unterzogen. Manches erhält dabei in der Colville-Fabrik in Italien den letzten Feinschliff. Unterzog man bislang Shirts, Seidenschals oder Softshell-Jacken einer Wiederverwertung, so nahm man heuer auch Denim ins Repertoire auf. Zudem gibt es auch viele Accessoires.
Das Wachstum des Labels wirkt organisch: Es gibt keine millionenschweren Kampagnen, doch die Mundpropaganda zufriedener Kundinnen tat bislang das ihre, um den Namen Colville Jahr für Jahr bekannter zu machen. Die Stücke der Sommerkollektion 2022 geben sich farbenfroh und abenteuerlustig, romantisch und individuell.
Das sieht auch die Fachpresse so: Im Rahmen der diesjährigen Mailänder Modewoche gab es begeistertes Feedback – so wurden die aktuellen Stücke unter anderem als besonders feminin und zärtlich bezeichnet. Es ist jedenfalls gewiss, dass die Trägerinnen von Colville-Mode die Blicke auf sich ziehen werden. So lassen sich Individualität und gutes Gewissen (wie erwähnt: Langlebigkeit, ethische Fertigung, Upcycling) aufs Beste vereinen.