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Starke Stimmen

Text: Ballhausen Thomas | Fotos: Press

Zwei Publikationen, die auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein könnten – und in ihrem Kern verwandter sind, als es scheinen mag: Mit den Büchern von Amanda Palmer und Kim Gordon erlauben zwei Musikerinnen unterschiedlicher Generationen nicht nur Einblick in ihre künstlerische Arbeit, sondern auch in private Verhältnisse. Palmers „The Art of Asking“ ist mit der wunderbar barock anmutenden Ergänzung „or How I Learned to Stop Worrying and Let People Help“ versehen, beide Teile gemeinsam sind Programm ihres konfessionsartigen Buchs. Offenheit bis zur Schmerzgrenze war stets Teil ihrer künstlerischen Arbeit: Als Mitglied der „Dresden Dolls“ importierte sie ästhetische und musikalische Elemente der Zwischenkriegszeit in raue Popformate des späten 20. Jahrhunderts. Auf Solopfaden folgten Platten wie „Who killed Amanda Palmer“ oder „Theatre is Evil“, dem Gestus des selbstgewählten „punk cabaret“ ist sie dabei aber stets verpflichtet geblieben. Ihr mittlerweile wohl als legendär zu bezeichnender TED-Talk, der charmant zwischen Autobiografie und vieldiskutierter Crowd Funding-Reflexion changiert, teilt sich mit ihrem Debüt weit mehr als nur den Titel. Aufbauend auf der Geschichte um ihre Erfahrungen als „living doll“ entfaltet sie aus der Reflexion dieser Performance und dem (stummen) „asking“ nach der Bezahlung künstlerischer Arbeit eine schonungslose, höchst amüsante und auch berührende Zwischenbilanz. Neben gleichermaßen frechen wie dringend notwendigen Fragen zur Wertigkeit von Kultur in unserer mitunter doch sehr auf Vernutzung ausgelegten Gesellschaft, die das Buch an sich schon zur Pflichtlektüre machen (ganz gleich, was man von Amanda Palmer halten mag), lassen sich aus ihren kurzweiligen Episoden eine Vielzahl von Ermutigungen herauslesen.

Kim Gordons „Girl in a Band“ ist vergleichsweise klassischer ausgefallen, doch nicht weniger Pflichtlektüre. Mit dem Untertitel „A Memoir“ ist der autobiografische Rahmen umrissen, in dem sich ihre Ausführungen entfalten. In klarer Sprache erzählt Gordon ihre Geschichte – und damit wie selbstverständlich auch die von „Sonic Youth“, einer der einflussreichsten Bands seit den 1980er-Jahren. Verflochten mit dem „No Wave“ New Yorks, der Kunstszene und einem integralen Teil alternativer Musikgeschichte, sind ihre Erinnerungen weit mehr als Ergänzungen zur schon vorliegenden Historiografie einer bis zur Irritation stiftungsmächtigen Epoche. Aus dem Blick einer Gegenwart, in der sowohl „Sonic Youth“ als auch Gordons Ehe mit ihrem Bandkollegen Thurston Moore Vergangenheit sind, erweist sich „Girl in a Band“ als Einladung in eine (Wieder-)Begegnung mit großen Namen und größeren Gefühlen. Die mitunter unbestimmte Gewissheit, die Welt verändern zu können, bleibt – und verbindet Amanda Palmer und Kim Gordon auf eigenwillige Weise. Der lesende Vergleich lohnt.

Amanda Palmer

The Art of Askin

London: Piatkus

ca. EUR 20,-

Kim Gordon

Girl in a Band

London: Faber & Faber

ca. EUR 20,-

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