Dass Textilien und Keramik nicht als Opposition, sondern als logische Ergänzung zueinander gesehen werden müssen, das will das MAK – Museum für angewandte Kunst in seiner Ausstellung „HARD/SOFT – Textil und Keramik in der zeitgenössischen Kunst“ beweisen. Die Ausstellung, die bis 20. Mai 2024 zu sehen sein wird, zeigt dabei ein spannendes Wechselspiel dieser beiden Materialien und beleuchtet ein breites Spektrum an Ambivalenzen, Unschärfen und Gleichzeitigkeiten.
Sowohl Keramik als auch Textilien sind Werkstoffe, die von der angewandten Kunst geprägt sind. Gleich dem Werkstätten-Charakter sind es künstlerische Prozedere, die von etwas Gemeinsamem zeugen. Durch diesen Community-Aspekt hat die Auseinandersetzung mit solchen Materialien immer auch Synergien mit anderen Disziplinen erzeugt. So sei das Textile laut dem Architekten und Theoretiker Gottfried Semper (1803–1879) immer schon eng mit der Architektur verwoben. Gleichzeitig sei laut Semper Ton der „Urstoff“, weshalb das natürlich vorkommende Material immer noch von vielen Kunstschaffenden dazu verwendet wird, abstrakten oder figurativen Skulpturen Ausdruck zu verleihen. So etwa von der britischnigerianischen Künstlerin Ranti Bam, die mit traditionellen Tongefäßen experimentiert und diese mit den Dimensionen des menschlichen Körpers in Verbindung setzt.
Gleichzeitig finden globale Handelsströme und eine Auseinandersetzung mit dem Kolonialismus eine Ausdrucksform im Textilen, so zu sehen in den Wandteppichen der kanadischen Künstlerin Kapwani Kiwanga. Doch auch die Soft Sculpture hat zu einer Erweiterung der Bildhauerei und des Textilen geführt: So verhandeln einige Positionen mit dieser Kunstform Fragen zu Feminismus, Körperlichkeit und Geschlechterrollen in ihren Skulpturen, wie etwa die polnische Künstlerin Magdalena Abakanowicz.
Die Ausstellung „HARD/SOFT – Textil und Keramik in der zeitgenössischen Kunst“ will in ihrer Interdisziplinarität das wiedergeben, was das MAK ausmacht – entlang der historischen Gliederung der Sammlung nach Materialien in der Tradition von Gottfried Semper, schlängelt sich die Schau durch die Werke von rund 40 internationalen Kunstschaffenden, die das intermediale Potenzial der Werkstoffe ausloten und neue Schnittstellen bilden.
HARD/SOFT – Textil und Keramik in der zeitgenössischen Kunst
13. Dezember 2023 bis 20. Mai 2024
www.mak.at