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Strand in Sicht

Text: Michael-Franz Woels | Fotos: Paul Strand

Die Paul-Strand-Retrospektive im Fotomuseum Winterthur beginnt mit dem in den 1910er Jahren vorherrschenden, piktorialistischen Stil. Das wachsende Interesse an der Abstraktion wenige Jahre später, Inspirationen aus der zeitgenössischen Kunst, besonders aus dem Kubismus und aus Arbeiten amerikanischer Künstler rund um Alfred Stieglitz hat er dabei in seine Fotografie stringent aufgenommen. Strands erster Kurzfilm Manhatta (1921) ist seiner Geburtsstadt New York gewidmet und in Zusammenarbeit mit dem Künstler Charles Sheeler entstanden. Der romantische und zugleich hochgradig formale Kurzfilm Manhatta gilt heute als einer der erster amerikanischen Avantgardfilme überhaupt. Paul Strand interessierte sich stets für das Reisen. Zwischen 1932 und 1934 lebte und fotografierte er in Mexiko. Das Land beeindruckte ihn nachhaltig und er vertiefte seinen Einsatz für linke politische Anliegen. Strand befasste sich mit den Lebensumständen mexikanischer Bauern, daraus entstand die beeindruckende Bilderreihe der Bultos. Stark getroffen von der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren wandte sich Strand vermehrt dem Filmemachen als Werkzeug politischen Engagements zu.

Der Film stand während dieses Jahrzehntes im Zentrum seines kreativen Schaffens. Nach 1945 widmete sich Strand hauptsächlich seinen Fotobüchern, in denen er Porträts von Menschen und Orten dokumentierte. Die Ausstellung im Fotomuseum Winterthur zeichnet auf der Grundlage einer beträchtlichen Neuerwerbung von 3000 Abzügen, die das Philadelphia Museum of Art vor kurzem tätigte, die Entwicklung von Paul Strands Werk während sechs Jahrzehnten nach. Zum Vorschein kommt eine komplexe Persönlichkeit: der verschlossene Ästhet, der engagierte Linke sowie der am Ländlichen interessierte Fotograf mit einem ausgeprägten Sinn für soziale Fragen. Paul Strand, in New York geborene Sohn böhmischer Einwanderer, starb 1976 im Alter von 85 Jahren in seinem Haus in Orgeval außerhalb von Paris.

Paul Strand

„Fotografie und Film für das 20. Jahrhundert“

Fotomuseum Winterthur

7. März – 17. Mai 2015

| | Text: Michael-Franz Woels | Fotos: Paul Strand
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