Auf den ersten Blick erscheint die neunjährige Benni wie ein normales, liebes Mädchen dieses Alters. Doch schon nichtige Anlässe reichen aus, damit Benni in aggressive Raserei verfällt, die sogar Erwachsene in Angst versetzt – „mangelnde Impulskontrolle“ ist für dieses Verhalten bestenfalls ein Hilfsausdruck. Ihre Mutter ist schon lange völlig überfordert, trotz allem Engagements stehen schließlich auch Sozialarbeiter, Erzieher und Ärzte ziemlich hilflos Bennis Wutanfällen – die auch ein Resultat frühkindlicher Traumatisierung sind –, mit denen sie sich und andere gefährdet, gegenüber. Nora Fingscheidt hat Systemsprenger – ein Begriff für Patienten, die durch alle Raster vorhandener Hilfsangebote fallen – als ebenso präzises wie empathisches Drama mit einer beklemmender Intensität in Szene gesetzt, das sich einem noch lange nach dem Abspann in Herz und Gehirn eingegraben hat.
SYSTEMSPRENGER
Drama, Deutschland 2019 – Regie, Drehbuch Nora Fingscheidt
Kamera Yunus Roy Imer Schnitt Stephan Bechinger, Julia Kovalenko
Musik John Gürtler
Mit Helena Zengel, Albrecht Schuch Gabriela Maria Schmeide, Lisa Hagmeister
Verleih Filmladen, 120 Minuten