Startseite » The Lighthouse

The Lighthouse

Text: Pamela Jahn | Fotos: Universal Pictures

Es gibt Regisseure, die sind verliebt ins Detail. Und es gibt Robert Eggers. Schon für seinen Erstling The Witch (2015), ein modernes Horror-Volksmärchen, hatte der am experimentellen Theater geschulte Regisseur endlos recherchiert, probiert und gebastelt, bis Atmosphäre und Ausstattung so authentisch wie möglich und der Zeit angemessen wirkten. Natürliches Licht und Kerzenschein, eine kluge Kameraführung zu minimalem Soundtrack sowie eine feine Auswahl an Motiven und Mythen aus der Zeit der Hexenverfolgung sorgten zusätzlich dafür, dass sich die beklemmende Geschichte um eine verstoßene Puritanerfamilie Mitte des 17. Jahrhunderts in Neuengland derart intensiv und eindringlich im Gedächtnis festsetzte, wie es sonst nur den echten Meisterwerken des Genres gelingt.

Lighthouse_3.png 

Tatsächlich liegt man vielleicht aber auch gar nicht so falsch, wenn im Zusammenhang mit dem Namen Robert Eggers Begriffe wie Kult und Klassiker verwendet. Denn Eggers ist nicht nur Fan des Horror-Genres, sondern ein Fanatiker vor dem Herrn. Für The Lighthouse hat er in Sachen Authentizität nun noch einmal ein Stück weiter ausgeholt, hat Bücher über Bücher zu Leuchttürmen und ihren Wärtern studiert und Unmengen an Fotomaterial durchforstet, doch es half alles nichts. Der entscheidende Punkt im Entstehungsprozess des Films war es, sich selbst ein Bild von der hypnotischen Kraft der massiven Seeleuchten zu machen. Und die Sogwirkung, die Eggers und sein Kameramann Jarin Blaschke beim Blick in das Nachtlicht eines 1909 erbauten Leuchtturms verspürten, ist es, was The Lighthouse letztlich so unwiderstehlich macht.

Lighthouse_2.png 

Dazu kommt, dass Eggers in seinem neuen Horrorszenario erneut nicht nur filmkünstlerisch Fingerspitzengefühl beweist, sondern auch im Hinblick auf die Besetzung: Willem Dafoe verkörpert den grimmig-verschrobenen Thomas Wake, einen alten Seebären in Maine Ende des 19. Jahrhunderts mit viel zu viel Seemannsgarn im Gepäck, der sich einen neuen Protegé auf seinen Leuchtturm geholt hat, um die tägliche Drecksarbeit nicht allein verrichten zu müssen. Vier Wochen lang soll Robert Pattinsons Ephraim Winslow lernen, was es heißt, ein echter „wickie“ zu sein. Doch was er stattdessen schnell zu spüren bekommt, ist, dass der Alte zukünftig keinen Finger mehr zu rühren beabsichtigt, sondern sich selbst für das Licht verantwortlich erklärt und darauf besteht, dass nur er die Nächte oben im Turm verbringt, während er tagsüber noch aus dem Schlaf heraus seinem Helfer das Leben zur Hölle macht. Kein Wunder, dass sein letzter Assistent irgendwann vom Wahnsinn gepackt wurde. Aber so leicht lässt sich Ephraim nicht in Grund und Boden schikanieren und so lernt er langsam, mit seinem Vorgesetzten so umzugehen, wie der es braucht und wie es nötig ist, um eine gewisse Umgangsform zwischen den beiden Männern aufzubauen. Je mehr er sich jedoch in die Welt von Wake hineindenkt, umso unheimlicher und mysteriöser kommt ihm die Welt vor, in die er sich begeben hat. Ein aufkommender Sturm tut zudem sein Übriges: Er schweißt die Männer zusammen, schüttelt sie durch und spuckt sie anschließend wieder aus, bis am Ende nicht mehr viel übrigbleibt, nichts Menschliches und Hoffnung schon gar nicht …

Lesen Sie den vollständigen Artikel in unserer Printausgabe FAQ 55 

 

THE LIGHTHOUSE

Horro/Thriller, USA 2019 – Regie Robert Eggers

Drehbuch Robert Eggers, Max Eggers Kamera Jarin Blaschke

Schnitt Louise Ford Musik Mark Korven

Production Design Craig Lathrop Kostüm Linda Muir

Mit Willem Dafoe, Robert Pattinson

Verleih Universal Pictures, 110 Minuten

Kinostart 28. November 2019

| FAQ 55 | | Text: Pamela Jahn | Fotos: Universal Pictures
Share