1980 veröffentlichten die Cramps die so legendäre wie wegweisende Platte „Songs the Lord Taught Us“. Darauf fanden sich einerseits eigene zukünftige Klassiker, andererseits coverten sie auch damals vergessene abgründige Songs ihrer Vorgänger (wie „Strychnine“ von den Sonics oder „Rock on the Moon“ von Jimmy Stewart). Die Wirkung dieses Debüts der Band, der das Paar Poison Ivy und Lux Interior vorstand, war ein Urknall, der nicht unbedingt in Verkaufszahlen zu messen war. Aber eine unglaubliche Anzahl an Fans gründete entweder Bands, die sich auf die Cramps bezogen oder forschte in den Misthaufen des Garagenrocks der fünfziger und sechziger Jahre nach immer neuen Schätzen und Sounds. Die Folge war die Samplerreihe „Born Bad“, deren erster Teil 1986 erschien und dem noch fünf weitere Ausgaben mit ausgewählten Songs von Wahnsinnigen, verkannten Talenten, testosterongeplagten Teenies oder Stars wie Wanda Jackson und Elvis folgten. Gemeinsam war allen Songs, dass sie kaum jemals die Drei-Minuten-Marke überschritten und in die Abgründe der menschlichen Seele blicken ließen.
Genau aus diesem Teich des nie versiegenden Drecks und Lärms tauchen nun die Telebrains auf, die die Tradition der dreckigen Riffs, der Texte zwischen Nonsens und Tiefsinn und der einfachen Melodie auf kongeniale Weise weiterführen. Das Trio war schon vorher in verhaltensauffälligen Bands wie Salamirecorder oder den Laundromat Chicks aktiv, aber eine eher zufällig zustandegekommene Jam Session machte klar, dass eine neue Band her musste: Das Verständnis war blind, die Liebe zum Garagenrock groß und alles andere stimmte auch – vor allem das gemeinsame Tempo. Als Trio ist man wendig, Entscheidungen sind schnell gefällt. Um die Texte zu schreiben, fanden Xavi und Kevin eine winzige Insel in der Donau, und an einem Nachmittag in Gegenwart eines Nudisten war das Werk getan. Im Studio gönnte man sich den Flow des Schaffens, und in 17 Stunden waren die Songs fertig, von denen es schließlich 13 auf das Debütalbum „My Thoughts Changed Directions“ geschafft haben. Und hier ehren sie nicht nur die Vorgänger, indem sie deren Riffs in die Gegenwart holen, sie schreiben auch die Geschichte der Garagenrocker, auf deren großen Herzen „Wir scheißen uns nix“ eintätowiert ist, ein ordentliches Stück weiter.
Telebrains: „My Thoughts Changed Directions“, Siluh Records
Live: 5. April, Wien – Kollektiv Kaorle
April, Zürich – Alte Post
April, Linz – KAPU