Der große Durchbruch gelang ihm mit der beeindruckenden Darstellung von Bobby Sands, jenes Mitglieds der IRA, der seinen Hungerstreik in einem britischen Gefängnis bis zu seinem Tod mit unerbittlicher Konsequenz fortsetzte. Diese Rolle in Steve McQueens Hunger (2008) trug Michael Fassbender zahlreiche Auszeichnungen ein, sein Karriereweg verlief seither immer steil nach oben. Er arbeitete mit so renommierten Regisseuren wie Quentin Tarantino (Inglorious Basterds) David Cronenberg (A Dangerous Method), Steven Soderbergh (Haywire), Ridley Scott (Prometheus, The Counselor) und Danny Boyle (Steve Jobs). Der am 2. April 1977 als Sohn eines deutschen Vaters und einer irischen Mutter in Heidelberg geborene und in Irland aufgewachsene Fassbender versteht es dabei, eine Balance zwischen Rollen in Independent-Filmen wie Andrea Arnolds Fish Tank oder Shame (eine weitere Zusammenarbeit mit Steve McQueen) und Auftritten in Blockbustern, wie als Teil der „X-Men“-Franchise, wo er mittlerweile in drei filmen als Erik Lensherr aka Magneto zu sehen war, zu bewahren.
In Assassin’s Creed, der Verfilmung der gleichnamigen Videospielreihe von Ubisoft, hat Michael Fassbender nun eine Doppelrolle übernommen. Er spielt den verurteilten Verbrecher Callum Lynch, der kurz vor seiner Hinrichtung vom geheimnisumwitterten Konzern Abstergo Industries für die Teilnahme an einem Experiment zwangsrekrutiert wird. Mittels bahnbrechender Technik taucht er in die Erinnerungen eines seiner Vorfahren aus dem 15. Jahrhundert, Aguilar de Nerha, ein. Dieser gehört zu den sogenannten Assassinen, die eine dauerhafte Fehde mit dem sagenumwobenen Templerorden ausfechten. Als Lynch immer tiefer in die Erinnerungen seines Urahns eintaucht, entdeckt er, dass die Templer auch in der Gegenwart noch höchst aktiv sind und er den Kampf weiterführen muss. Die Regie hat Justin Kurzel übernommen, der mit Fassbender – ebenso mit Marion Cotillard, die ebenfalls bei Assassin’s Creed wieder mit an Bord ist – bei der hochgelobten Adaption von Shakespeares „Macbeth“ erfolgreich zusammengearbeitet hat. (Text: Jörg Schiffauer)
Mister Fassbender, wie weit waren sie vor Beginn der Dreharbeiten mit „Assassin’s Creed“ vertraut?
Ich habe mich mit den Leuten von Ubi-soft Motion Pictures das erste Mal 2011 getroffen. Zu diesem Zeitpunkt habe ich noch nicht viel über das Computerspiel gewusst. Ich hatte natürlich davon gehört und die Werbekampagnen samt den Plakaten bemerkt, aber die ganze Geschichte und das Konzept waren mir unbekannt. Bei diesem Treffen hab ich von der dahinter stehenden Idee der genetischen Erinnerung erfahren, der Auseinandersetzung zwischen Templern und Assassinen und dem Gedanken, dass Adam und Eva die ersten Assassinen waren. Das alles fand ich schon ziemlich spannend. Was unser Projekt von anderen Filmen dieses Genres hervorhebt, ist meiner Ansicht nach die Idee der genetischen Erinnerung, dass wir in uns Erfahrungen, Erinnerungen und Fehler unserer Ahnen tragen – also das, was wir sonst als Instinkt bezeichnen. Das erschien mir eine coole wissenschaftliche Theorie, die auch plausibel klang. Und dieser Krieg zwischen Templern und Assassinen ist auch keine so klare Sache, das ist nicht einfach die Auseinandersetzung der Kräfte des Lichts gegen finstere Mächte. Die moralische Seite stellt sich eher diffus dar, beide Fraktionen haben gewisse Widersprüche und agieren manchmal auch heuchlerisch. Moralisch gibt es da eine Grauzone, was ich immer für spannender halte … (Interview: Joe Utichi)
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Assassin’s Creed
Fantasy, USA/Großbritannien/Frankreich 2016
Regie Justin Kurzel Drehbuch Michael Lesslie, Adam Cooper, Bill Collage
Kamera Adam Arkapaw Schnitt Christopher Tellefsen Musik Jed Kurzel
Production Design Andy Nicholson Kostüm Sammy Sheldon-Differ
Mit Michael Fassbender, Marion Cotillard, Jeremy Irons, Brendan Gleason,
Essie Davis, Charlotte Rampling, Michael K. Williams
Verleih 20th Century Fox
Kinostart 27. Dezember