Harry Hart ist ein Agent der besonderen Art, gehört er doch den „Kingsmen“ an, einer supergeheimen Einheit, die in der Welt der Nachrichtendienste einen legendären Ruf aufweisen kann. Traditionsbewusstsein und elegantes Auftreten sind neben ihrer effizienten Arbeitsweise typische Attribute der Kingsmen. Ein Typ wie Gary Unwin, Spitzname „Eggsy“, der sich mit Gelegenheitsjobs und kleinen Gaunereien mehr schlecht als recht durchs Leben schlägt, passt kaum in dieses Ambiente. Doch weil Harry Eggsys Vater verpflichtet ist, nimmt er sich des missratenen Sprösslings an und rekrutiert ihn für die elitäre Organisation und siehe da, der vermeintliche Taugenichts entdeckt sein Talent für das Geheimagentenwesen. Ein Glücksfall, denn Harry Hart und seine Kollegen können einen kompetenten neuen Mitarbeiter gut gebrauchen, sind sie doch einer mysteriösen Terrororganisation, hinter der der Milliardär Richmond Valentine zu stehen scheint, auf der Spur. Matthew Vaughn hat Kingsman: The Secret Service nach der Comic-Vorlage von Mark Millar und David Gibbons als temporeiche, aktionsgeladene Mischung aus Hommage an den Agentenfilm klassischen Zuschnitts und selbstironischer Persiflage stilsicher in Szene gesetzt. Eine durchaus bewährte Kombination, hat doch Vaughn mit Kick-Ass, eine ebenfalls höchst witzige und originelle Adaption eines Mark-Millar-Comicbooks, einen veritablen Erfolg verzeichnen können. Für Kingsman: The Secret Service stand dem Regisseur ein exzellentes Ensemble zur Verfügung: In den Rollen des ungleichen Agentenduos Hart/Eggsy glänzen Colin Firth und Taron Egerton, den exzentrischen Bösewicht Valentine verkörpert Samuel L. Jackson und als Leiter der Kingsmen agiert kein Geringerer als Michael Caine.
Einen ganz besonderen Platz im Fachbereich Animation hat sich die britische Produktionsgesellschaft Aardman Animations zu sichern verstanden. Zum Markenzeichen von Aardman wurde eine spezifische Form der Stop-Motion-Technik, Claymation. Die mit diesem arbeitsaufwändi-gen Verfahren animierten Figuren wie etwa „Wallace and Gromit“ erlangten schon bald Kultstatus. Eine Figur aus dieser Reihe, das schlaue Schaf Shaun, entwickelte als Spin-off ein erfolgreiches Eigenleben als Fernsehserie, das nun mit Shaun the Sheep Movie im Kino angekommen ist. Dabei verbringt Shaun samt seiner Herde sowie den weiteren bekannten Figuren wie Hund Bitzer ihre Tage in der beschaulichen Idylle ihres Bauernhofs. Doch als der Bauer durch eine Verkettung recht unglückseliger Umstände in der Großstadt landet und aufgrund eines Gedächtnisverlusts auch keinen Grund sieht, aufs Land zurückzukehren, ist es mit der Ruhe bald vorbei. Also machen sich Shaun und die anderen Schafe auf, um ihren Bauern heimzuholen. Doch in der großen Stadt erwartet sie nicht nur ungewohnte Hektik sondern auch der bösartige Tierfänger Trumper – Shaun muss sich also etwas einfallen lassen, um der Lage Herr (oder besser Schaf) zu werden. Wie schon die Fernseh-Kurzfilme besticht auch Shaun the Sheep The Movie durch Liebe zum Detail bei der Animation aber auch durch jenen hintersinnigen Humor, der unter dem Spaß an der Oberfläche – und der ist reichlich vorhanden – jede Menge ironische Anspielungen und Seitenhiebe auf menschliche (Fehl-)Verhaltensweisen bereithält, die Produktionen aus dem Hause Aardman so unvergleichlich machen.
Robert Altman zählt zu jenen Filmemachern, die maßgeblich am kreativen Wiederaufschwung des US-amerikanischen Kinos ab den sechziger Jahren beteiligt waren, Ron Mann hat dem 2006 verstorbenen Regisseur mit seinem Dokumentarfilm Altman einer schönen Würdigung unterzogen. Strukturierendes Element ist das Unterfangen, den Begriff „Altmanesque“ zu deuten, an dem sich bekannte Namen, die mit Robert Altman gearbeitet hatten (wie James Caan, Bruce Willis oder Elliott Gould) oder von seinen Filmen beeinflusst sind (wie Paul Thomas Anderson) versuchen. Darum arrangiert Mann Ausschnitte aus Altmans Filmen und spannendes Archivmaterial, in dem der Meister selbst ausgiebig zu Wort kommt.
Eines besagter Statements stammt übrigens von Julianne Moore, die eine Rolle in Altmans Short Cuts übernommen hatte. In ihrem neuen Film Still Alice spielt Moore die Sprachwissenschaftlerin Alice Howland, die zunehmend an Orientierungslosigkeit und Erinnerungslücken leidet. Eine medizinische Untersuchung bringt eine niederschmetternde Diagnose: Alice leidet bereits im Alter von Anfang Fünfzig unter einer seltenen Form von Alzheimer. Für ihre ebenso einfühlsame wie intensive Darstellung der an der tückischen Krankheit leidenden Frau wurde Julianne Moore, seit mehr als zwei Jahrzehnten eine der herausragenden Schauspielerinnen Hollywoods, verdientermaßen mit dem Oscar ausgezeichnet.
Ein ebenfalls einschneidendes Erlebnis widerfährt der Protagonistin von Karl Markovics neuem Film Superwelt. Die Supermarktkassiererin Gabi Kovanda, beeindruckend gespielt von Ulrike Beimpold, führt ein überschaubares Leben mit ihrem Mann und den bereits erwachsenen Kindern in einer Kleinstadt irgendwo in der niederösterreichischen Provinz. Doch völlig überraschend tritt Gott in Kontakt mit Gabi, was anfänglich naturgemäß für Irritationen sorgt. Doch die Frau ist bereit zuzuhören und das Einlassen auf Gott führt schließlich dazu, dass sie einige ihrer Lebensentwürfe, die bislang so unumstößlich schienen, in Frage stellt. Karl Markovics, dem mit Atmen ein beeindruckendes Debüt als Regisseur gelungen ist, hat nun in seiner zweiten Regiearbeit eine ungewöhnliche und in vielen Facetten überraschende Auseinandersetzung mit Themenkomplexen wie Gott und Glauben in Szene gesetzt. Superwelt lief bereits erfolgreich auf der Berlinale und ist auch der Eröffnungsfilm der diesjährigen Diagonale.
Vom 23. bis 28. April findet die neue Ausgabe von Crossing Europe in Linz statt. Als einer der Eröffnungsfilme wird Michael Madsens The Visit gezeigt, neben bewährten Programmpunkten wie dem Wettbewerb, der Erst- und Zweitfilme präsentiert, den Sektionen Panorama und Nachtsicht widmet sich die neue Programmschiene Cinema Next Europe Filmemachern aus Österreich und Europa, die kurz vor ihrem Kinofilmdebüt stehen und mit ihren aktuellen Arbeiten Visitenkarten vorlegen.
Kingsman: The Secret Service
Kinostart 13 März
Shaun das Schaf – Der Film /Shaun the Sheep Movie
Kinostart 20. März
Altman
Kinostart 3. April
Still Alice
Kinostart 13 März
Superwelt
Kinostart 20. März
Diagonale 17. – 22. März
www.diagonale.at
Crossing Europe 23. – 28. April
www.crossingeurope.at