Es ist Mitte März und das Wetter in Jütland erinnert bei der morgendlichen Ankunft zunächst stark an Großbritannien: Regenschauer wechseln sich im Minutentakt mit strahlendem Sonnenschein ab. Am späten Nachmittag verziehen sich die Wolken schließlich doch zur Gänze und ein Vorgefühl von Frühling legt sich über den Limfjord. Schafe und Pferde lassen es sich auf großzügigen Grasflächen direkt neben der Straße gut gehen, vereinzelt säumen Bauernhöfe und Ziegelsteinhäuser mit ihrem markanten Rot die Gegend. Begriffe wie ländliche Idylle und Entschleunigung sind hier gewiss nicht fehl am Platz. Fährt man durch Struer mit seinen rund 10.000 Einwohnern, verspürt man ebenfalls keine Großstadthektik. Die Stadt mag zwar über den größten Yachthafen am Limfjord verfügen, allerdings deutet wenig darauf hin, dass hier ein weltweit bekanntes High-Tech-Unternehmen ansässig ist. Und doch regiert hier seit mehr als 90 Jahren der legendäre Unterhaltungselektronik-Konzern Bang & Olufsen. Die Anfänge der Unternehmensgeschichte reichen ins Jahr 1925 zurück und erinnern ein wenig an vergleichbare IT-Unternehmen aus den USA, die von Garagen-Nerds ins Leben gerufen wurden: Die jungen dänischen Designer Peter Bang (1900–1957) und Svend Olufsen (1897–1949) fertigten am Dachboden des Olufsen-Familienhauses Radios an.
Das Credo des Duos: Innovation und Ästhetik verbinden. Bereits das erste Gerät, das auf den schönen Namen Eliminator hörte, war insofern ein Novum, als es sich direkt an den Stromkreis anschließen ließ und Batterien überflüssig machte. Das Modell war ein Erfolg, und so konnte man bereits 1927 eine neue Fabrik in Struer errichten – ebendort, wo sich auch heute noch die Zentrale des Konzerns befindet. Die frühen Erzeugnisse von B&O waren vom Minimalismus des Bauhaus-Stils beeinflusst, und der Philosophie, wonach die Form der Funktion folgen solle, blieb die Unternehmensführung auch nach dem Tod der Gründer treu. Nach den Anfängen mit Radios (ein weiteres Novum: voreingestellte Sendestationen) und Grammophonen waren es in den fünfziger und sechziger Jahren TV-Geräte im Premiumsegment, die den Ruf des Unternehmens festigten und B&O zum Maßstab in Sachen Design werden ließ. Der dazu passende Slogan: „Produkte für jene, die zuerst über Design und danach über den Preis sprechen.“ 1978 schließlich zeigte das Museum of Modern Art in New York eine Ausstellung, die den Produkten des Unternehmens gewidmet war (einige Geräte befinden sich in der permanenten Sammlung des Hauses). B&O war somit endgültig zur Legende geworden und fand spätestens ab den hedonistischen achtziger Jahren auch seinen Weg in die Popkultur, als zahlreiche Filme und Fernsehserien die dänischen Fernseher, Lautsprecher oder Telefone (letztere Sparte wird inzwischen nicht mehr bedient) ins Bild rückten …
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