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Weltsprachen

Text: Ballhausen Thomas | Fotos: Press

Der 450. Geburtstag des Dramatikers William Shakespeare – wenn wir für den Moment von den Diskussionen um die Existenz bzw. Identität seiner Person absehen wollen – beschert uns die Übersetzung einer wesentlichen Einführung in sein Werk: „Asimov’s Guide to Shakespeare“ zählt seit seinem Erscheinen 1970 zu den Arbeiten, die seine Stücke und Versdichtungen im Abgleich mit historischen Fakten vorstellen, zentrale Motive und Strukturen erschließen oder auch mythologische Verweise erläutern. Der Ansatz, Shakespeares „Welt- und Sinnzusammenhänge“ über Erklärung und nicht über Interpretation für eine breite Leserschaft zu öffnen, war wesentlich für Isaac Asimov. Der im deutschen Sprachraum vor allem für seine SF-Romane bekannte Autor, der in seinen Arbeiten nicht selten ähnlich umfassende und komplexe Entwürfe konzipierte, macht in seinen überaus lesbaren, zur Lektüre Shakespeares hinführenden Darstellungen deutlich, dass hier ein Weltenerfinder über einen anderen schreibt. Seine Analysen wollen verständlich sein, aber nicht simplifizierend. Für die Übersetzung wurde aus der ursprünglich zweibändigen Ausgabe von Asimovs Werk eine Auswahl anhand zentraler Shakespeare-Dramen getroffen, die auch im deutschen Sprachraum häufig gespielt werden. Asimovs Ausführungen stellen immer noch eine kluge Ergänzung zur ausufernden Literatur über einen der großen (Un-)Bekannten der Weltliteratur dar.

Der britische Schriftsteller Bruce Chatwin ist in nicht unähnlicher Art bekannt und doch immer wieder neu zu entdecken: Der Kunstspezialist, Journalist und Reiseschriftsteller war ein ruheloser Nomade, ein nach Freiheit verlangender Weltenbummler mit Hang zur perfekten Formulierung. Anders als in seinen literarischen Selbstinszenierungen tritt er uns in seinen posthum edierten Briefen als ein durchaus widersprüchlicher, streckenweise auch unsicherer Mensch entgegen. Abseits aller Phrasen richtet er sich unvermittelt an seine namhaften Adressaten, unter ihnen auch Susan Sontag, Roberto Calasso und immer wieder auch seine Frau Elizabeth. Sie hat gemeinsam mit dem Chatwin-Biografen Nicholas Shakespeare die Briefe sorgfältig ediert und detailreich kommentiert. In chronologischer Reihenfolge entfaltet sich über die Verknüpfung der zugänglichen Schreiben das Bild eines genauen Beobachters und außergewöhnlichen Erzählers. In seinen Korrespondenzen, so hat man den Eindruck, gibt Chatwin jene Selbstauskünfte, die er in seinen literarischen Werken verweigerte.

Sprache als Schlüssel und Zugang zur Welt ist auch für Douglas Hofstadter eine Konstante. Seine wissenschaftlichen Arbeiten wie „Gödel, Escher, Bach“ gelten berechtigt als Kultbücher der Wissenschaft. Gemeinsam mit dem französischen Mathematiker Emmanuel Sander hat er sich nun im Rahmen einer umfänglichen Monografie eines Themas angenommen, das schon zuvor eine wesentlich Rolle in seinen Theorien einnahm – die Analogie. Im Bilden von Analogien sieht das Autorenduo Antrieb und auch Ausdruck des menschlichen Denkens. Analogien bieten, so die These, abseits von Sprachgrenzen wirksame Grundlagen von Begriffen, Konzepten und Kreativität. Ihr Buch erweist sich als eine reizvolle, lohnende Lektüre nicht unumstrittener Ansätze: „Das Leben ist kompliziert.“

 

Isaac Asimov

Shakespeares Welt. Was man wissen muß, um Shakespeare zu verstehen

Berlin: Alexander Verlag, EUR 41,10

Bruce Chatwin

Der Nomade. Briefe 1948-1988

München: Hanser Verlag, EUR 28,70

Douglas Hofstadter & Emmanuel Sander

Die Analogie. Das Herz des Denkens

Stuttgart: Klett-Cotta, EUR 36

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