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Wie grün ist mein Tal

Lee Isaac Chung wuchs als Sohn koreanischer Einwanderer auf einer Farm in den Ozark-Bergen in Arkansas auf. In „Minari“ erzählt er von einem originell gewendeten Pionier-Mythos.

Ein aufgebocktes Haus, das ein bisschen aussieht wie ein Wohnwagen ohne Räder: Das soll das neue Quartier sein für Jacob, Monica, Anne und David. Eine Familie, die im ländlichen Arkansas ihr Glück sucht. Das Haus sieht nicht gerade aus, als wäre es für die Ewigkeit gebaut. Die Landschaft, die es umgibt, ist allerdings traumhaft. Hier ist das ländliche Amerika noch beinahe unberührt. Jacob kann sich fühlen wie einer der Pioniere, die einst in den Westen gezogen sind, um dort das Land zu bestellen und sich ein Leben aufzubauen. Und so, wie viele der Menschen im 19. Jahrhundert, die den nordamerikanischen Kontinent besiedelt und erobert haben, Einwanderer waren, kommen auch Jacob und Monica von weit her. Sie sind Korean-Americans, ihre Kinder Anne und David sind schon hier geboren, die Eltern aber sind von den Erfahrungen einer Migration zutiefst geprägt. Das Haus und das Land in Arkansas sind ein Neuanfang. Denn das Leben davor in Kalifornien hatte zwar eine gewisse Sicherheit, war aber auch entwürdigend: Wer will schon sein Leben damit zubringen, Küken auf ihre Geschlechtsteile zu untersuchen? Das war der Job, mit dem sie sich bisher durchgebracht hatten. David war sehr geschickt darin, und sehr schnell, männliche von weiblichen Küken zu trennen. Was mit den männlichen geschieht, ist inzwischen weithin bekannt: Sie werden vergast oder geschreddert. Das ist nicht gerade die Form von Landwirtschaft, von der David träumt. Er lässt die Krumen der mit allerlei Pflanzen reich bewachsenen Wiese durch die Finger rieseln, und scheut nicht vor einem großen Wort zurück: Hier in Arkansas will er einen neuen Garten Eden bauen.

Diese Vorstellung vom Paradies kommt eigentlich aus dem Zweistromland, aber man kann sich wohl überall damit identifizieren. Speziell ist das Gemüse, das Jacob aus der Erde ziehen will: Minari, auch Wassersellerie genannt, ist eine Köstlichkeit, die in Amerika schwer zu bekommen ist. Für die koreanisch-amerikanischen Gemeinden stellt es eine Verbindung zu den Geschmackserlebnissen aus der Heimat dar. Minari ist also ein Wort, bei dem Menschen das Wasser im Mund zusammenläuft. Und zwar bald nicht mehr nur solchen mit Beziehungen nach Korea.

Denn der gleichnamige Film von Lee Isaac Chung dürfte auch die Pflanze sehr populär machen. Was vor einer Weile noch der Koriander war, eine neue exotische Zutat, könnte demnächst Minari werden. Bei den Oscars 2021 war der Film Minari sechs Mal nominiert, es reichte dann zwar nur für eine Auszeichnung in der Kategorie Beste Nebendarstellerin (auf die Schauspielerin Yoon Yeo-jeong kommen wir gleich noch), aber einem Siegeszug durch die Programmkinos und mittleren Multiplex-Säle steht nach der erfolgreichen Premiere in Sundance nichts im Wege. Dafür sorgen Mentoren wie Brad Pitt, der als Executive Producer mit seiner Firma Plan B beteiligt ist …

Lesen Sie den vollständigen Artikel in der Printausgabe des FAQ 61

 

MINARI / MINARI – WO WIR WURZELN SCHLAGEN
Drama, USA 2020 – Regie und Drehbuch: Lee Isaac Chung
Kamera: Lachlan Milne, Schnitt: Harry Yoon, Musik: Emile Mosseri
Mit: Steven Yeun, Han Ye-ri, Alan S. Kim, Noel Kate Cho, Yoon Yeo-jeong,
Will Patton, Scott Haze, Eric Starkey, Esther Moon, Darryl Cox
Kinostart 29. Juli 2021

 

| FAQ 61 | | Text: Bert Rebhandl
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