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Wilfried Mayer

Text: Feldkamp Anne | Fotos: Stefan Zeisler

„Diese Hose hat keine Bugfalte und ist etwas enger geschnitten.“ Wilfried Mayer kommt, während er in seinem Studio im zweiten Bezirk zwischen Reihen von Ständern, behängt mit Jacketts, Hemden und Herrenhosen umherläuft, so langsam in Fahrt. Er weist auf extravagante Kragengestaltungen, verstärkte Plastrons und untypische Elemente seiner Herrenanzüge hin. Überhaupt, die Bezeichnung des Herrn als Herrn, die sage ihm schon sehr zu. Dem Designer ist nämlich die Auseinandersetzung mit der traditionellen Herrengarderobe schon seit seiner Ausbildung an der Wiener Angewandten ein Anliegen. Damit lag er dort Anfang der Nullejahre nicht unbedingt im Trend: Raf Simons, damals sein Dozent an der Modeklasse, verfolgte mit seinem besonderen Faible für Jugendkulturen einen völlig anderen Ansatz – für Wilfried Mayer im Rückblick eine besondere Herausforderung, einen eigenen Standpunkt zu formulieren. Inhaltlich näher fühlte er sich dem Ansatz Carol Christian Poells, bei dem er während des Studiums praktische Erfahrungen sammelte: „Mein Zugang zu Kleidung ist stark geprägt von einem verarbeitungstechnischen Blickwinkel“, sagt der Designer, der nach einigen Jahren im modischen Saisongeschäft nun maßgeschneiderte Kleidungsstücke an den Herrn bringen will. Sein Motto: Ein Produkt wird dann begehrenswert, wenn es nicht überkandidelt oder auffällig daher kommt.“ Insbesondere in der Herrenmode bestehe die Herausforderung nämlich darin, mit einem eingeschränkten Formenkanon zu arbeiten und sich in einem eng gesteckten Terrain zu bewegen. Dabei gehe es um nicht weniger als eine Neudefinition von Luxus. „Wenn man es dann innerhalb dieses Terrains schafft, Eigenheiten zu entwickeln, die von einer Kennerschaft für gut befunden werden, signalisiert das eine modische Kompetenz. In der Herrenmode sind solche Signale eine beliebte Strategie“, sinniert Mayer, der nun unter anderem mit Vintage-Wollstoffen aus England arbeiten möchte – einige Stoffproben Nadelstreif hängen bereits am Haken. Es gehe schließlich ums Detail, erklärt der Modedesigner: „Kleine Abweichungen, die nicht auf den ersten Blick erkennbar sind, entsprechen dem Understatement-Ideal in der Herrenmode. Für den zu übertriebenem Aufputz neigenden Modemann hatte man in Wien um die Jahrhundertwende übrigens auch einen Namen, nämlich das „Gigerl“. Wilfried Mayer sagts und man sieht ihm an: Für überflüssiges Chi-Chi hat einer wie er reichlich wenig übrig.

Atelier Wilfried Mayer, Rueppgasse 11/8, 1020 Wien 

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