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Winterwundertöne

Text: Günther Bus Schweiger | Fotos: Press
Micah P. Hinson © Promo

Wenn die Adventkalender an den Wänden hängen und man zu oft über Punschstände stolpert, kann man getrost davon ausgehen, dass auch die Musiker und Veranstalter an eine Pause denken. Und das nicht nur zu Weihnachten, sondern gleich bis tief in den Jänner hinein. Das bedeutet, dass man sich ausgesuchten Auftritten mit noch mehr Herzblut widmen kann. So besucht der ewige Geheimtipp und grandiose Songwriter Micah P. Hinson am 18. Jänner 2019 das Chelsea, wo er vor 10 Jahren auch seinen letzten Auftritt in Wien absolvierte. Nach einer unfallbedingten Pause veröffentlicht er nun wieder in regelmäßigen und immer kürzer werdenden Abständen. „When I Shoot At You With Arrows, I Will Shoot To Destroy You“ ist sein neues Album und er wendet sich hier von den Alternative-Country-Wurzeln ab und der schneidenden Gitarre zu, die jetzt seine Hymnen begleitet. Die Anzeichen sind gut, dass das Konzertjahr mit einem ordentlichen Kracher beginnt.

Marc_Ribot_Ebru_Yildiz.jpgMarc Ribot © Ebru Yildiz

Marc Ribot ist regelmäßiger Gast in unseren Breiten und so ziemlich jedes Konzert in den letzten Jahren verdient das Wort Ereignis, egal ob er allein mit seinen Gitarren auftritt oder mit einer seiner zahlreichen Bands. Am 12. Februar kommt er mit Nick Dunston am Bass, Jay Rodrigues am Saxophon und Chad Taylor am Schlagzeug ins Porgy & Bess und hat dabei eines der Alben des Jahres 2018 im Gepäck. Auf „Songs Of Resistance“ liehen ihm frühere Arbeitgeber wie Tom Waits ihre Stimme und lieferten nicht nur exemplarische Versionen von Klassikern wie „Bella Ciao“ – auch der Songwriter Ribot ist auf einmal zu entdecken. Anschmiegsam war der Dauergrantler aus New York nie, aber es kündigt sich ein denkwürdiger Abend für offene und neugierige Ohren an, die den großen Song genauso lieben, wie Abstecher in Richtung John Cage oder John Coltrane.

Madrugada_Knut_Aaserud.jpgMadrugada © Knut Aaserud

Madrugada wissen, wofür sie stehen: Den großen breiten melancholischen Song zwischen Nick Cave und Bruce Springsteen, den auch Johnny Cash, würde er noch unter uns weilen, covern würde. Einigermaßen überraschend kündigten die legendären Norweger nach dem Ende der Band 2009 nun eine Reunion an und kommen im Rahmen der dazugehörigen Tournee am 27.Februar ins Wiener WUK. Im Mittelpunkt von Madrugada steht Sänger Sivert Høyem, dessen Stimme die mächtigen Täler zwischen Trauer, Melancholie und trotzigem Lebensmut auffüllt und in breite Lieder übersetzt. Lieder, die vielleicht das lange Fahren durch menschenleere norwegischen Gegenden geschrieben hat – oder einfach nur ein Könner seines Faches.

Marc_Almond_Jools_Holland.jpgMarc Almond © Jools Holland 

Soft Cell haben sich gerade mit einer würdig chaotischen Show in der O2 Arena in London von ihrem Publikum verabschiedet. Frontmann Marc Almond macht natürlich weiter und es darf einer seiner raren Besuche in Wien verkündet werden: Am 19. März wird er im Rahmen einer Tour mit Jools Holland, dem Gastgeber vom „Later“, der besten TV-Musik Show des Planeten, der großen Stimme Ruby Turner und anderen das Porgy & Bess beehren und vermutlich das letzte Viertel der Show mit allen Hits von „Tainted Love“ abwärts bestreiten. Wer einen großen Überlebenden und die Inkarnation des Begriffes Pop erleben will, der darf sich diesen Termin bereits jetzt in den Kalender eintragen.

 

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