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Wir sind Helden

Text: Magdalena Blaszczuk | Fotos: Paolo Martelli

Diesen Oktober ging mit der L’Eroica einmal mehr das wahrscheinlich bekannteste und berühmteste Vintage-Fahrradevent der Welt über die Bühne. In Retro-Outfits wie Woll-Trikots und Shorts gehüllt, versammelten sich zum 20. Mal Fahrradliebhaber aus mehr als 50 Ländern in der Toskana, um mit liebevoll restaurierten Fahrrad-Oldtimern an einem Rennen durch die reizvolle Landschaft Mittel-Italiens teilzunehmen.

Für Menschen, die für historische Rennräder schwärmen, ist die L’Eroica eine Pflicht-Veranstaltung. Die jährlich am ersten Oktober-Sonntag in Gaiole in Chianti stattfindende Radrundfahrt, die 1997 mit bloß 92 Teilnehmern begann, war dieses Jahr schnell ausgebucht – trotz mittlerweile 7000 Startplätzen. Zugelassen sind nur Rennräder aus Stahlrahmen aus der Zeit vor 1987, der sogenannten Goldenen Epoche des Radsports. Auf die Bequemlichkeiten des heutigen Carbonmaterials muss verzichtet werden; um sich standesgemäß zu kleiden, kann der jährlich einen Tag vor dem Rennen stattfindende Vintage-Flohmarkt Abhilfe schaffen. Als einziges modernes Accessoire ist nur ein Fahrradhelm erlaubt.

Laut den Veranstaltern können sich alle Radfahrerinnen und Radfahrer ab 15 Jahren permanent für die historische Rundfahrt über die „strade bianche“, die weißen Schotterstraßen des Chianti anmelden. Zur Wahl stehen vier verschiedene Strecken unterschiedlicher Länge: 46 Kilometer, 75 Kilometer, 115 Kilometer, 135 Kilometer und 205 Kilometer. Die erste Strecke zählt zu den Touristenattraktionen und wird von den Profis mit einem Urlaubs-Spaziergang verglichen. Die zweite mit ihren 75 Kilometern soll dafür härter sein als jene mit 115 Kilometern. Die Bewältigung der 205 Kilometer langen Strecke scheint für einen Amateur ohnehin nur schwer vorstellbar.

Doch egal, ob „kurze“ oder lange Strecke: Die „strade bianche“, die unterschiedlich gut zu befahren sind und zwischen 622 und 3251 Höhenmeter liegen, können für eine echte Herausforderung sorgen. Dabei kann es auch sehr steil werden, eine Steigung von zehn Prozent gilt hier noch als Erholung.

Der Weg ist das Ziel. Die wunderbare Landschaft von Chianti und die idyllischen Hügel der Toskana treiben nicht nur die Muskeln zur Arbeit an, sondern verwöhnen das Auge mit der malerischen Landschaft des Weinbaugebietes. Wenn die Zeit es erlauben würde – schliesslich muss jede Strecke an einem Tag bewältigt werden – könnte man in den Pausen nicht nur Rotwein und allerlei Köstlichkeiten aus der Region zu sich nehmen, sondern auch ein Gemälde von der umgebenden Naturschönheit anfertigen.

Allein der Name „L’Eroica“ schafft es, die schönsten und aufregendsten Emotionen in einem Menschen zu erwecken, egal, ob man auf einem alten Eisen sitzt und sich bis zum Ziel abarbeitet oder am Straßenrand die glücklichen Teilnehmer beim Vorbeifahren beobachtet.

Diese wundervolle Erfahrung wurde von BROOKS England,

Sponsor der L’Eroica 2016, ermöglicht.

| FAQ 40 | | Text: Magdalena Blaszczuk | Fotos: Paolo Martelli
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