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Wittgenstein now

Text: Sux Melody | Fotos: Maximilian Pramatarov

„Die Welt ist die Gesamtheit der Tatsachen, nicht der Dinge.“ – Ludwig Josef Johann Wittgenstein

Zwischen Dezember 2012 und Jänner 2013 präsentiert das Haus Wittgenstein eine Gruppenausstellung zeitgenössischer bulgarischer Künstler und Künstlerinnen, kuratiert von Boris Kostadinov. Beteiligte am Projekt sind Vasilena Gankovska, Daniela Kostova, Michail Michailov, Maximilian Pramatarov, Kamen Stoyanov und Boriana Ventsislavova. In ihren Projekten befassen sie sich einerseits mit der historischen Bedeutung der Werke des Philosophen Wittgenstein, andererseits analysieren sie das von ihm entworfene Gebäude welches als erstes modernistisches Privathaus Wiens gilt. Dieser Ort hat eine ungewöhnliche Geschichte. Haus Wittgenstein wurde 1926–1928 als Wohnpalais für Margarethe Stonborough erbaut. Ludwig Wittgenstein, ihr jüngster Bruder, realisierte das Projekt gemeinsam mit Paul Engelmann, einem Schüler und Mitarbeiter von Adolf Loos.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es Pläne für den Abriss des Hauses. Die Initiativen der Zentralvereinigung der Architekten, der Österreichischen Gesellschaft für Architektur, die von Protesten aus aller Welt unterstützt wurden, verhinderten die Zerstörung faktisch in letzter Minute. Das Wittgenstein-Haus wurde unter Denkmalschutz gestellt. Heute befindet sich dort das Bulgarische Kulturinstitut. Das Projekt „Das Schloss von Herrn Wittgenstein“ schafft eine neue Form der Narration. Das passiert durch das Einfügen von neuen Objekten in einen, durch die Zeit, oft modifizierten Raum. Das Ausstellungskonzept basiert auf drei grundlegenden Quellen: den architektonischen Eigenschaften des Denkmals, dem historischen Schicksal dieses Hauses und der Philosophie Wittgensteins. Ausgehend von diesem ergiebigen Material erfinden die Künstler und Künstlerinnen Übersetzungsmethoden, womit sie den Versuch starten, die Original-Sprache zu übertragen – es ist als ob das Haus mit dem Besucher kommunizieren würde. Die Ausstellung zeigt Videos, Malereien, Fotografie und Rauminterventionen. Ein großer Teil der ausstellenden Künstler und Künstlerinnen lebt seit langer Zeit in Wien und kennt sowohl den bulgarischen als auch den österreichischen Kulturkontext. So konnte ein vielfältiger Überblick geschaffen werden, der Geschichte und Gegenwart des Hauses darstellt.

Das Schloss von Herrn Wittgenstein: zu sehen im Haus Wittgenstein, Parkgasse 18, von 13 Dezember 2012 bis 20 Jänner 2013

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