Leopold Bossert, Gewinner des Modepreises der Stadt Wien, gibt sich exklusiv: Nur in wenigen Shops weltweit ist seine handgemachte Männerbekleidung erhältlich.
Freizeit, Hobbys und Arbeit sind für Leopold Bossert eigentlich ein und dasselbe. Bis zu sieben Tage die Woche arbeitet der 26-jährige Modedesigner in seinem Studio im siebenten Wiener Bezirk, das zugleich auch als Produktionsstätte fungiert. Seit seiner Debütkollektion im Jahr 2014, an der er ganze fünf Jahre lang gefeilt hatte, ist seine Kleidung bereits in über zehn Stores international vertreten. Das Label ist in England, Hong Kong oder den USA erhältlich. Kürzlich folgte dann auch noch der Modepreis der Stadt Wien im Rahmen der Vienna Fashion Awards. Das lief doch alles wie geschmiert, könnte man meinen. Doch den heutigen Rang hat sich der Designer, der auch manchen mutigen Umweg ging, lange und hart erarbeitet. Sein erster Schritt in diese Richtung sollte ein Studium an der Universität für angewandte Kunst in Wien sein – die Farbgebung seiner Entwürfe passte dem damaligen Professor Bernhard Wilhelm allerdings gar nicht ins Konzept. Als Plan B diente ihm die Modeschule Hetzendorf, die dem zielstrebigen Studenten allerdings technisch nicht ausgeprägt genug war. Nach dem ersten Semester beendete er deshalb auch das Studium. Er wollte auf seine Weise durchstarten. Bossert mietete mit einem Freund kurzerhand sein eigenes Studio, jenes, in dem er bis heute arbeitet. Ein mutiger Schritt und ein finanzielles Risiko. Um sich sein Leben trotzdem finanzieren zu können, bewies Bossert abermals geschäftliches Geschick: Er kaufte Second-Hand-Designerkleidung und verkaufte diese weiter an Sammler und Kunden in Asien. Ein Nebeneinkommen, das offensichtlich so lukrativ war, dass er bald jene Kleidung produzieren konnte, die seinen Ansprüchen genügte.
Seine Menswear ist bis ins kleinste Detail besonders, durchdacht und geht noch einen Schritt weiter. Denn für das perfekte Ergebnis entwickelte Bossert sogar eine ganz neue Nähtechnik: Die Kleidung des Labels wird mit alten Teppich-Nähmaschinen produziert, die der Designer gemeinsam mit einem ehemaligen Mechaniker so umbaute, dass man damit sogar feine T-Shirt-Stoffe nähen kann. Diese Besonderheit lässt Nähte entstehen, die aussehen, als würden sie jeden Augenblick auseinandergehen, obwohl sie natürlich von höchster Qualität sind. Auch beim Arbeitsmaterial begnügt sich Bossert nicht mit dem Erstbesten. Er arbeitet ausschließlich mit sehr
hochwertigen Stoffen, die in Italien hergestellt werden. Teuer, aber dafür umso exklusiver. Etwas, was der zielstrebige Designer auch beibehalten möchte. Darum sucht man die Marke Leopold Bossert in Wien vergeblich. Hier fand man einfach nicht den passenden Markt. Hauptsächlich verkauft Bossert nach Asien, aber auch in Mode-metropolen wie London und Paris wird seine Mode in jeweils nur einem Geschäft pro Stadt verkauft. Das bewahrt die Exklusivität und verhindert, dass seine hochwertigen Einzelstücke irgendwann an der Sale-Stange enden. Sich rarmachen ist Bosserts Devise, auch was den eigenen öffentlichen Auftritt anbelangt. Auf Social-Media-Kanälen ist sein Name nicht zu finden und auch vor die Linse bekommt man ihn nur selten. Bossert besitzt eben diese gewisse bescheidene Zurückhaltung, die alle großen Designer haben – und lässt einfach viel lieber seine Arbeit für sich sprechen.